Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
neuen Handys oder einen Flachbildfernseher.
Sie sahen eine Weile fern und redeten über dies und das, als Easy das Gespräch auf Geschäftliches lenkte. Er brachte Theo zum Lachen und ließ ihn über einen der Botenjungen ablästern. »Der braucht fünf Minuten, um das Geld dorthin zu bringen, wohin es gehört. Zwei Minuten müssten locker reichen. Als hätte er ein Holzbein, Mann, ich schwör’s dir.« Dann erzählte er Theo von dem Treffen mit Wave Anfang der Woche. Wie gut es gelaufen war. »Er hält es für eine klasse Idee, weißt du, das, worüber wir gesprochen haben.«
»Und was war das?«
»Dass du ein bisschen nach oben rutschst. Was denkst du darüber?«
»Was hat er genau gesagt?«
»Wie ich schon sagte. Wenn ich es für eine gute Idee halte, hält er es für eine gute Idee. Ich hab ihm gesagt, dass man dir trauen kann, dass du dir den Arsch aufreißt, und so weiter.«
»Prost, Mann.« Theo strich seinem Sohn über den Kopf und sah den Stripperinnen auf Men & Motors bei der Arbeit zu. »Wie viel mehr, schätzt du, mach ich dann die Woche?«
Easy zerdrückte seine leere Bierdose und griff nach der nächsten. »Mehr, das ist es doch, worauf es ankommt, yeah? Der Rest, das sind die Details, Alter. Zunächst geht es darum, dass die Sache funktioniert, kapiert?« Er griff in seine Hosentasche und zog einen Zettel heraus. Er zeigte Theo, was er über ihn geschrieben hatte, die Beurteilung, die Wave von ihm verlangt hatte. Während Theo sie las, saß Easy wie auf Kohlen. Als handle es sich um einen Liebesbrief.
Theo entging nicht, wie peinlich das seinem Freund war. Er warf ihm eine Kusshand zu. »Lieber Junge.«
»Fuck you.«
Theo hielt es für besser, die Tatsache, dass das Schreiben kaum lesbar und mit Fehlern gespickt war, nicht zu erwähnen. Wahrscheinlich war Wave das ohnehin egal. Er gab ihm das Blatt zurück. »Nein, ehrlich, ich find das echt gut.«
»Lass mich bloß nicht hängen, Alter«, sagte Easy.
»Du weißt doch, dass ich das nie tun würde. Du hast es doch hier geschrieben.«
»Du musst beweisen, was du draufhast, kapiert? Schaff den Test, yeah?«
Theo lachte. »Was ist denn das? Ein geheimer Schwur und so’n Scheiß? Eine Initiation oder so was?«
»Du musst einfach beweisen, dass du einen Zahn zulegen kannst, das ist alles.«
»Wollt ihr mir den Kopf in die Kloschüssel halten und die Spülung drücken wie in der Schule?«
»Wir kriegen das schon hin. Das machst du mit links. Du willst das doch, T?«
Theo entging nicht, wie aufgeregt Easy war. Er war schlau genug, zu verstehen, warum. So nah sie sich auch standen, Theo würde wohl später einen Preis zahlen müssen. Vielleicht würde Easy ihn um den einen oder anderen Gefallen bitten oder seinen Anteil haben wollen an dem, was Theo verdiente. Das wäre kein Problem. Theo wusste, wie so was läuft, Freund hin oder her. Und das hier passierte nur, weil Easy ein gutes Wort für ihn eingelegt hatte.
Gegen einen kleinen Preis war nichts einzuwenden.
Er saß da und überlegte, wie es wohl war, wenn er in so einer Karre herumfuhr und die Kids ihn heimlich beobachteten. Wenn er genug Kohle hätte, um Javine glücklich zu machen und mit Scheinen um sich zu werfen. Wenn er genug Geld für sich selbst hätte und noch etwas für Benjamin zurücklegen könnte. Und vielleicht auch für Angela.
Geld zum Ausgeben und Geld zum Sparen.
Und auch Easy saß da und sah Theo und sein Baby an und dachte darüber nach, wohin sie in der Nacht mit dem Auto fahren und welche Knarre sie benutzen könnten.
Die Wohnung war leer, als Paul zurückkam. Er war gerade dabei, Helens Handynummer zu wählen, als ihm einfiel, dass sie bei ihrer Schwester zum Essen eingeladen war. Er schob eine Pizza in den Ofen und sah sich die Nachrichten an, während er aß. Er öffnete die Tür auf den lächerlich kleinen Balkon, legte die Beine auf das Geländer und zündete sich eine Zigarette an. Es war ein warmer Abend, und er konnte die Minze in dem Topf riechen, die Helen dort platziert hatte. Und den Jasmin, der sich weigerte, das Holzspalier hinaufzuklettern.
Da Frank ihn offenbar hängen ließ, war es eine Riesenerleichterung, dass allem Anschein nach Shepherd einsprang. Nun konnte er entspannen und es sich leisten, mehr Zeit auf das zu verwenden, wofür er offiziell bezahlt wurde. Nicht dass der sich abzeichnende Deal mit Shepherd ihn davon abhielt, weiterhin Augen und Ohren offen zu halten. Es gab genug Geschäftsleute, die Berater suchten. Leute wie
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