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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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der Nacht von Freitag auf Samstag nicht.
    Sie hörte das Handy, als sie am Stamford Hill Estate vorbeifuhr. Es steckte in ihrer Handtasche, doch hier konnte sie nirgends anhalten, also ließ sie den Anrufer auf die Mailbox sprechen. Um diese Zeit konnte es nur Paul sein. Nach den Geräuschen zu urteilen, die zu hören waren, hatte er eine Nachricht hinterlassen. Wahrscheinlich: Wollte nur anrufen, um dir Gute Nacht zu sagen. Hoffentlich hat Graham nicht zu sehr genervt.
    Der Anflug von Zuneigung war im Nu verflogen, was an den ständig vorhandenen unterschwelligen Schuldgefühlen lag. Als sie an der Ampel bremste, dachte sie an eine Bemerkung
Katies während einer der etwas ruhigeren Phasen des Abends. »Du hast schon damals immer gewusst, was du willst. Dein Plan stand fest. Kinder, Mann, Karriere, die ganze Palette. Dich schien nicht der geringste Zweifel zu quälen, und uns war klar, dass du das auch bekommen würdest. Weil du das Glück immer auf deiner Seite gehabt hast.«
    Helen zuckte zusammen, als der Fahrer hinter ihr hupte, und merkte, dass die Ampel bereits umgeschaltet hatte. Sie hob entschuldigend die Hand und fuhr los. Dabei dachte sie an den Gesichtsausdruck ihrer Freundin und das Lied, das im Hintergrund lief. Und wie sie kurz davor gewesen war, sich ein Glas zu genehmigen.
    Beim Abbiegen in die Stoke Newington High Street schaltete sie das Radio ein. Sie fragte sich, wann Paul morgen wohl käme und wie schlimm sein Kater wäre. Sie freute sich darauf, ihm von Graham und seinem Dartswahnsinn zu erzählen.
    Das fand er sicher lustig.

    Es hat aufgehört zu regnen, aber die Straße ist noch feucht von dem Regen, und feucht glänzt sie unter dem Licht der Scheinwerfer. Hier, auf einer der wahrscheinlich miesesten Straßen Londons, hält sich der Verkehr in Grenzen.
    Eigentlich ist es bereits Morgen, genau genommen ein paar Stunden nach Mitternacht. Aber für die Leute, die unterwegs nach Hause sind, sich in die Arbeit schleppen oder ihren wie auch immer gearteten Geschäften nachgehen, fühlt es sich an wie Nacht.
    Stockfinstere Nacht …
    Wave ließ sich Zeit, fuhr langsam und gemütlich nach Norden, hielt sogar mal an, als sie über die London Bridge drüber waren, um sich einen Burger und was zu trinken zu kaufen. Parkte, als handle es sich um einen Familienausflug. Wischte sich den Ketchup vom Mund, während Theo neben ihm saß,
riss Witze mit Easy, Mikey und SnapZ und versuchte dabei, das Zittern in seinem linken Bein unter Kontrolle zu bringen.
    Kurz bevor er den Wagen wieder anließ, griff Wave rüber, um das Handschuhfach zu öffnen, und forderte Theo auf, hineinzufassen.
    Es war ein.38-Revolver mit kurzem Lauf, makellos, um dessen Griff rotes Klebeband gewickelt war. Theo wog ihn in der Hand, als handle es sich um keine große Sache. Nicht das erste Mal, dass er eine Knarre hielt, aber das erste Mal, dass es sich wie eine Knarre anfühlte.
    Von der Rückbank ein Freudenschrei von Easy. »Steht dir, T!«
    SnapZ legte auf Theos Rückenlehne einen Trommelwirbel hin.
    Wave fädelte sich wieder in den Verkehr ein und meinte: »Jetzt wird’s ernst.«
    Sie fuhren durch die City, an der Liverpool Street Station vorbei und waren um Viertel nach zwei an der Kingsland Road. Wave bog kurz vor dem Kanal links ab und umrundete mit dem Cavalier ein paarmal den Block.
    Mikey steckte den Kopf zwischen den Vordersitzen durch. »Ziehen wir das jetzt durch oder nicht?«
    »Wenn ich so weit bin«, sagte Wave.
    Mikey rückte sein Käppi zurecht und lehnte sich wieder zurück, wobei er Mühe hatte, sich zwischen Easy und SnapZ zu quetschen. »Kling gut, Alter«, meinte er.
    Theo atmete tief und langsam durch. Er legte den Revolver zwischen seine Oberschenkel auf den Sitz und strich ohne großes Aufhebens mit den Händen über seine Jeans. Als er wieder nach dem Revolver griff, fühlte sich das Klebeband noch immer warm und feucht an.
    Es fing wieder zu regnen an. Wave schaltete die Scheibenwischer ein. An einem der Wischer fehlte der Gummi, und
Theo beugte sich vor, um durch das rot verwischte Lichtergeschmier etwas erkennen zu können.
    »Dann sind wir also alle gespannt, Star Boy?«, sagte Wave.
    Theo nickte und wurde in seinem Sitz zurückgeschleudert, als Wave plötzlich auf das Gaspedal trat und über eine Kreuzung raste, bevor er wieder langsamer wurde. Seine Augen waren auf die Straße vor ihm gerichtet, auf den entgegenkommenden Verkehr.
    Wieder Gejohle von der Rückbank, Fußstampfen auf den Gummimatten.

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