Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
hab ihn.« Er nickte. »Halten Sie die Klappe, ja. Für fünf Riesen können Sie ihn wiederhaben. Oder ich bring den Köter um.« Er lauschte und zog eine Grimasse, bevor er auflegte. »Sie haben ihn schon gefunden.«
»Hat das schon mal funktioniert?«, fragte Theo.
»Ein Mal, aber die fiese Schlampe hat mich auf fünfhundert runtergehandelt.« Angeekelt schüttelte er den Kopf. »Und da heißt es, die Engländer lieben Tiere.«
»Müssen wir uns später noch Reden anhören?«
»Ja, das übliche Programm, nehm ich an«, sagte Kelly. »Bob beschimpft uns als Weicheier und beschwert sich über
die mistige Uhr oder den lausigen Flachmann oder was immer wir ihm schenken.«
»Ich freu mich schon jetzt darauf«, sagte Paul. Er schob die Gabel durch die beinahe essbare Cottage-Pie-Masse aus Kartoffelbrei und Hack und dachte, dass er sich morgen früher als geplant von Kelly verabschieden wollte, damit er mit Helen noch etwas unternehmen konnte. Es wäre nett, wieder mal aus London rauszukommen. Sie waren ein paarmal nach Brighton gefahren, einmal mit dem Zug ab der Victoria Station, und es hatte immer Riesenspaß gemacht.
Das Handy in seiner Tasche vibrierte.
Andererseits war es bei dem Samstagsverkehr schwierig, einen ganzen Tag rauszuholen, und es sah nicht danach aus, dass er früh genug aus den Federn kam.
Er nahm den Anruf an, nachdem er den Tisch verlassen hatte.
»Wollte nur wissen, wie’s läuft«, sagte Shepherd.
»Läuft prima.«
»Ich hab ein, zwei Tage nichts mehr von Ihnen gehört, wollte nur sichergehen.«
Paul ging hinaus in den Gang und studierte die Plakate am schwarzen Brett, während er zuhörte. Shep herd wirkte aufgeregt. Er wollte sich anscheinend vergewissern, dass ihre Abmachung noch galt, dass Paul bestimmte Dinge für sich behalten hatte. Paul erklärte ihm, er brauche sich keine Gedanken zu machen, es sei nur schwierig, zu reden, und er rufe ihn morgen an, um ein Treffen auszumachen.
Shepherd lachte. »Ich bin ein wenig beunruhigt, das verstehen Sie doch.«
Paul ging zurück in die Kantine. An dem Tag, an dem er Typen wie Kevin Shepherd verstand, war es endgültig Zeit, den Krempel hinzuwerfen und sich selbst eine Abschiedsrede zu überlegen. Er fing Kellys Blick auf und gab ihm ein Zeichen, bevor er für sie beide Kaffee holte.
Ein Parkhaus, mit egal wie vielen Etagen, kam nicht infrage, fand Easy. Zu viele Kameras. Gab ohnehin schon zu viele, die ihn und alle anderen rund um die Uhr videoüberwachten. Das gehörte zu den ersten Dingen, die sie den Frischlingen beibrachten: wie man die Ware übergab, ohne dass es auf dem Video zu sehen war, selbst wenn man direkt unter der Kamera stand. Entscheidend war, wie man die Kapuze aufhatte und in welchem Winkel zur Kamera man stand. Nach einer Weile ging das automatisch, die reine Verarsche.
Sie nahmen die Bahn rüber nach Catford und fanden hinter der unbenutzten Hunderennbahn eine Seitenstraße ohne erkennbare Videoüberwachung. Easy und SnapZ standen auf der einen Seite der Straße, und Mikey stand auf der anderen.
Sie mussten nicht länger als zehn Minuten warten.
Der Junge mit der Sporttasche schien aus dem Fitnessstudio oder vom Training zu kommen. Er löste die Zentralverriegelung, und als er zum Kofferraum ging, um seine Tasche abzulegen, stand SnapZ vor ihm und fragte ihn nach der Zeit. Dahinter stand Mikey mit dem Messer, und Easy übernahm den Sprechpart.
»Wir wollen nur den Autoschlüssel, also mach keine Dummheiten, hast du mich verstanden?«
Der Schock machte schnell Resignation Platz, und der Junge gab ihnen den Schlüssel.
»Sehr freundlich«, sagte Easy.
Der Junge schüttelte den Kopf. »Das ist ein Scheiß- Chevy-Cavalier , Mann. Was soll das?«
»Halt die Klappe, oder ich mach Löcher in dich rein«, sagte Mikey.
Easy grinste. »Die Brieftasche hätt ich noch gern und dieses schicke Handy, wenn wir gerade dabei sind.«
Nachdem er bekommen hatte, was er verlangte, schlenderte Easy langsam auf die Beifahrerseite und überließ SnapZ
den Fahrersitz. Sie würden zu einem von Waves Schuppen fahren, die Kennzeichen auswechseln und sich ruhig verhalten. Bis es an der Zeit war, Wave und den Star der Show abzuholen.
SnapZ drehte den Schlüssel herum.
»Läuft ja super«, meinte Easy.
Mikey holte die Sporttasche des Jungen aus dem Kofferraum und warf sie auf den Bürgersteig, bevor er auf der Rückbank Platz nahm. Der Junge hob die Tasche auf und schleuderte sie fluchend gegen die Mauer.
Er fluchte noch immer,
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