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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Schlüsselbeinbruch. Das Gesicht ist grün und blau.«

    »Kann ich die Adresse haben?«
    »Wie bitte?«
    »Ich würde gern mit ihr sprechen.«
    Verwirrt lehnte er sich zurück. »Warum das?«
    Die Antwort fiel ihr nicht leicht. Die Sonne auf ihrem Gesicht und ihrem Hals war kaum noch zu ertragen. Sie rieb sich über den Bauch. »Was soll ich tun? Ich hab das Gefühl … ich dreh durch, verstehen Sie? Und ich will nicht einfach zu Hause sitzen und darüber nachdenken, ob ich Paul beerdigen kann, bevor das Baby kommt. Ich muss … etwas tun. Egal was.«
    Er räusperte sich. »Haben Sie jemanden, der bei Ihnen wohnt?«
    »Die Wohnung ist verdammt klein. Mein Dad und meine Schwester schauen ständig vorbei, aber ehrlich gesagt fühle ich mich wohler, wenn ich meine Ruhe habe.«
    »Was ist mit Pauls Eltern?«
    »Sie sind in einem Hotel. Ich glaub, das ist ihnen lieber …«
    »Soll es eine Beerdigung geben?«
    Es sprudelte aus ihr heraus, bevor sie denken konnte. »Ja, auf alle Fälle. Das ist sicher besser so, finden Sie nicht auch? Sonst stinkt er nur alles voll.« Wieder errötete der DI, doch diesmal war es an Helen, sich zu entschuldigen.
    »Lassen Sie nur.«
    »Als ob die Stimmungsschwankungen nicht schon davor schlimm genug gewesen wären.«
    »Ich meinte, ob Sie eine offizielle Polizeibestattung möchten?«
    »Nicht wirklich. Noch nicht.« Sie hatte darüber nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass sie, sosehr sie eine Beerdigung ohne großes Tamtam vorziehen würde, die Entscheidung darüber Pauls Eltern überlassen sollte. Wahrscheinlich wären ihnen, wenn es so weit war, die Reden und Fahnen und Sargträger mit weißen Handschuhen lieber.
    Wenn es so weit war.
    Die gerichtliche Untersuchung von Pauls Tod war eröffnet und – wie üblich in diesen Fällen – sofort ausgesetzt worden. Sie würde wiederaufgenommen, sobald die Polizeiermittlungen abgeschlossen waren. Womit sich die Katze in den Schwanz biss …
    »Wir reden mit dem Gerichtsmediziner und versuchen, die Leiche … Paul … möglichst schnell freizubekommen«, sagte er. »Ein paar Wochen kann es aber noch dauern.« Es klopfte an der Tür, und ein Kopf erschien im Türspalt. »Was ist, Dave?«
    Der Mann sah schnell zu Helen, bevor er sich an den DI wandte. »Die Besprechung hat vor fünf Minuten angefangen …«
    Der DI nickte, und der Mann zog die Tür wieder zu. »Tut mir leid, ich muss gleich los.« Helen wollte aufstehen, aber er hob die Hand, stand selbst auf und ging um den Schreibtisch herum. »Ich bin etwa fünfzehn Minuten weg«, sagte er. »Wahrscheinlich dauert es länger.« Er sah auf das blaue Buch mitten auf seinem Schreibtisch. »Die Aussagen, Berichte und so weiter sind natürlich im System, aber wahrscheinlich läuft das bei Ihnen nicht anders als bei mir, man macht sich eine Menge Notizen.« Helen sagte nichts. »Nicht nötig, dass ich es jetzt mitnehme«, meinte er. »Ich lass es einfach hier auf dem Schreibtisch liegen und weiß, dass ich Ihnen nicht zu sagen brauche, dass Sie nicht darin blättern sollten, während ich weg bin.« Er ging zur Tür.
    »Ich verstehe«, sagte Helen.
    Sie blieb, nachdem der DI gegangen war, ein, zwei Minuten ruhig sitzen. Sie fühlte sich etwas außer Atem. Dann trat sie hinaus auf den Gang, wo sie einen Wasserbehälter gesehen hatte. Sie genehmigte sich drei Pappbecher voll, bevor sie zurück in das Büro des DI ging und sein Notizbuch aufschlug.
    Sein Name stand oben auf der ersten Seite. Helen fand, er passte zu ihm. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er stachlig und schwer abzuschütteln war.
    Sie blätterte in den perforierten Seiten, bis sie auf die Überschrift »HOPWOOD: 2. AUGUST« stieß. Der Name war dick unterstrichen, und das Blatt war am Rand voller Kritzeleien – Häuser und Sterne. Sie zog einen Stift aus ihrer Handtasche, schnappte sich ein DIN-A4-Blatt vom Schreibtisch und begann zu schreiben.

12
    Hundert, hundertfünfzig Pfund mehr die Woche.
    Die Aussicht, den ganzen Tag vor dem Fernseher zu hocken.
    Einen Schlüssel.
    Eine Knarre.
    Das hatte ihm, so wie’s aussah, der »Aufstieg« in Easys Dreieck gebracht, fand Theo.
    Und da gab es noch was, das sich aber nicht so eindeutig festmachen ließ und eher unheimlich war. Die anderen in der Gang nannten es »Respekt«, ein Wort, auf dem herumgetreten wurde wie auf einer leeren Zigarettenschachtel. Er hatte auch nichts gegen die Blicke, das Nicken. Warum auch? Respekt von den Leuten, die da waren, wo er jetzt war, und von

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