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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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nicht genau sagen, wie so eine Veränderung sich zeigte, aber Frank war klar, dass sich in der Gang, die für Pauls Tod verantwortlich war, etwas geändert haben musste. Ein Polizeibeamter war gestorben, und so clever würden sie dann doch sein, zu wissen, was damit auf sie zukam. Wer immer der Boss war, konnte weiterhin die Devise »Business as usual« ausgeben, bis er blau im Gesicht wurde, aber es würde nichts mehr so sein wie zuvor.
    Frank hatte das selbst schon erlebt, und Clive auch. Beide wussten, ein gezeichneter Mann hatte keine ruhige Minute mehr.
    Jacky brummte und nickte wieder, als sei ihm soeben etwas eingefallen. »Jetzt, da Sie es erwähnen – mir ist schon aufgefallen, dass ein, zwei von ihnen ein bisschen merkwürdig waren. Ja, wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lasse …«
    »Fang bloß nicht an, mir zu erzählen, was ich deiner Meinung nach hören will.« Franks Ärger war überraschend und erschreckend, selbst für Jacky, der Franks Wut nicht zum ersten Mal zu spüren bekam. Er stand auf und lief ans Wasser, dabei wurde er wieder leiser. »Verarsch mich bloß nicht.«

    Clive legte Jacky eine fleischige Hand auf die Schulter und sagte: »Hör mal, ich würde das gerne hinter mich bringen, um dir die Wahrheit zu sagen. Ich möchte zurück zum Auto und irgendwohin, wo’s nett ist, zum Essen fahren, ein schönes Glas Wein trinken, ja. Aber wenn du nicht aufhörst, uns wie Idioten zu behandeln, werde ich mit dir rüber zu den Bäumen dort gehen und dir deinen Kopf so weit in den Arsch stecken, dass du denkst, nichts wäre passiert. Alles klar, Jacky?«
    Frank setzte sich wieder und lehnte sich zurück.
    »Also, ich weiß nicht, ob ihr das meint«, sagte Jacky. »Aber viele von denen hängen nicht im Cue Up rum.« Er sah von Clive zu Frank, um zu sehen, wie er ankam. »In der Regel schauen jeden Tag ein paar rein, spielen Pool, witzeln herum, ja. Aber in den letzten Tagen war da weniger los.«
    »Und zuvor?«
    »Vor was?«
    »Ist dir vor einer Woche oder so etwas aufgefallen? Dass was am Laufen ist? Dass eine größere Sache geplant wird?«
    Jacky dachte nach und erzählte Frank von dem Treffen: von dem jungen Schwarzen mit der bescheuerten Frisur und seinem fetten pakistanischen Kumpel, dem weißen Typen in dem schicken Anzug.
    Frank sah zu Clive, der die Schultern zuckte und sich Notizen machte.
    Als sie im Auto saßen, sah Frank Jacky Snooks nach, der zurückeilte und nun genug Geld in den Taschen hatte, um sich ein halbes Jahr lang Tee und Toast zu kaufen. Wahrscheinlich war er nicht viel älter als vierzig, aber er wirkte eher so alt wie Frank.
    Typen wie ihn gab es viele in ihrer Welt.
    Frank studierte den mageren Kerl in der schmuddeligen Jacke und der Discounterjeans. Ihm war klar, letztlich waren sie sich gar nicht so unähnlich, oder waren es zumindest am
Anfang nicht gewesen, bevor sie unterschiedliche Wege einschlugen, als sich die Zukunft in Gewaltakten oder genialen Momenten entschied. Zwischen ihm und Typen wie Jacky Snooks gab es keinen großen Unterschied. Er war etwas verzweifelter gewesen, das war alles, und vielleicht nicht ganz so ängstlich.
    Aber der Unterschied war nicht groß.

    Helen wachte auf und sah auf den Wecker: 3 Uhr 18. Sie griff nach unten und spürte die Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen.
    Sie wartete unten auf das Taxi und schimpfte dabei laut auf Paul. Gleichzeitig überlegte sie, ob sie Jenny anrufen sollte, oder ihren Vater. Sie schwitzte und hielt eine Plastiktüte mit ihrem Waschbeutel und der Kleidung zum Wechseln in der Hand.
    Im Krankenhaus teilte man ihr mit, alles sei normal.
    »Das sind nur ein paar Tropfen Fruchtwasser«, meinte die Hebamme, »und dem Baby geht es gut. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Das Baby kommt noch nicht. Es ist vollkommen glücklich, wo es ist, okay?«
    »Gehen Sie nach Hause«, erklärte ihr die Krankenschwester, »und legen Sie die Beine hoch. Entspannen Sie sich und lassen Sie sich von dem Vater des Kleinen bedienen, bis es so weit ist. Alles in bester Ordnung.«

17
    Manchmal schaute Theo bei seiner Mutter vorbei, wenn er sich morgens auf den Weg machte, um zu wissen, ob alles in Ordnung war, und um ein Schinkensandwich zu essen, falls er nicht noch vom doppelten Abendessen satt war. Er begleitete
dann Angela zur Bushaltestelle oder bei schönem Wetter bis zur Schule.
    Er stand immer noch früh auf und verließ auch die Wohnung früh, aber bei seiner Mutter hatte er seit letztem Freitag nicht mehr vorbeigeschaut.

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