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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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den Kopf schossen, dauerte nur ein paar Sekunden, aber Helen genoss es, Ray Jacksons Mienenspiel zu beobachten. Sie versuchte, die Ausdrücke zu interpretieren, die über sein Gesicht jagten, als er das Taxi aus der Einfahrt und auf die Straße manövrierte.

    Die Verwirrung, dass eine Frau ihn vor seiner Haustür stoppte. Das Dilemma, als er ihren Bauch sah. Das »Sorry, meine Liebe, da lässt sich nichts machen«-Schulterzucken, als er seine Entscheidung traf und aufs Gaspedal trat, weil er unbedingt ordentlich frühstücken wollte, bevor er sich mit Fahrgästen – geschweige denn verrückten Weibern – herumplagte.
    Die Wut und die Resignation, als sie mit dem Dienstausweis fuchtelte, er auf die Bremse trat und an den Straßenrand fuhr.
    Helen trat ans Fenster und wartete, bis es nach unten gekurbelt war. »Stellen Sie bitte den Motor ab, Ray, und kommen Sie mit nach hinten. Da können wir uns besser unterhalten.«
    Die Straße war eine nette kleine Seitenstraße in North Acton, Reihenhäuser aus den zwanziger Jahren mit blühenden Bäumen davor. So nett aneinandergereiht wie die Satellitenschüsseln. Jackson tat, wie ihm geheißen, und hielt Helen die Tür auf. Sie bedankte sich, und er sagte, das sei schon in Ordnung, aber könnten sie nicht verdammt einen Gang zulegen, schließlich müsse er sich seinen Lebensunterhalt verdienen. Woraufhin sie sagte, sie versuche nicht, ihn davon abzuhalten.
    »Sie hatten einen Fahrgast auf dem Rücksitz, einen Polizeibeamten, und zwar am Freitag, dem Achtzehnten letzten Monats, sowie am Freitag davor.«
    »Welchen?«, fragte Jackson.
    »Wie bitte?«
    Jackson ließ sich Zeit. »Welchen Freitag?«
    »Sie hören mir nicht zu, Ray. An beiden. Zuerst nachmittags, dann an einem Abend.«
    »Haben Sie eigentlich eine Vorstellung davon, wie viele Gäste ich pro Woche fahre?«

    »Sie holten ihn am NCP ab, in der Brewer Street.«
    Jackson war in den Fünfzigern und kräftig. Hätte Helen nicht zuvor gewusst, dass er keine Probleme mit Gewalt hatte, wäre ihr das spätestens bei diesem Blick klar geworden.
    »Ich brauche nicht mit Ihnen zu reden. Ich hab nichts getan. Also steigen Sie jetzt bitte aus meinem Taxi.«
    »Ich bin noch nicht fertig«, sagte Helen.
    »Tut mir leid, meine Liebe, aber ich.« Er schaute aus dem Fenster. »Sollten Sie nicht zu Hause sitzen und Söckchen stricken?«
    Helen schluckte. »Der Polizeibeamte, von dem ich spreche, wurde vor einer Woche getötet.« Sie wartete kurz. »Also sollten Sie lieber doch mit mir reden, es sei denn, Sie möchten, dass wir alle in der nächsten Zeit an Ihnen kleben wie Scheiße am Bettlaken. Jeder hat Dreck am Stecken, Ray, und Sie mehr als andere. Daher wäre es wohl einfacher, das jetzt gleich hinter uns zu bringen, finden Sie nicht auch?«
    War natürlich alles Quatsch. Es gab keinen Grund, warum irgendein Polizist, der wegen Pauls Tod ermittelte, sich für eine Taxifahrt interessieren sollte, die vierzehn Tage zuvor stattgefunden hatte. Helen setzte darauf, dass Jackson das nicht wissen konnte, und damit lag sie richtig.
    Er fluchte eine Weile, bevor er sich sammelte oder sich im Kopf zurechtlegte, wie viel er sagen wollte. Dann spuckte er es aus. Er erzählte Helen von einem bestimmten Kunden, den er manchmal fuhr. Ein angesehener Geschäftsmann, für den er neben seinem normalen Geschäft exklusiv arbeitete.
    »Hört sich wie eine Supersache an«, sagte Helen. »Bar auf die Hand?« Sie grinste, als sie sein Gesicht sah. »Keine Angst, ich arbeite nicht fürs Finanzamt.«
    Jackson nickte. »Viele Taxifahrer machen das heute. Die Nachfrage ist da. Wir sind billiger als ein normaler Limousinenservice, und wir verfahren uns nicht.«

    »Dieser Geschäftsmann weiß, wer sein Taxifahrer ist?« Helen wartete, aber Jackson reagierte nicht. »Ich meine, weiß er Bescheid über Parkhurst und Belmarsh und warum Sie dort eingesessen haben? Und er hat dennoch nichts dagegen, dass Sie ihn durch die Gegend chauffieren? Da drängt sich allerdings die Frage auf, wie ›respektabel‹ dieser Geschäftsmann ist. Bei unserem allseits geschätzten Sir Alan Sugar könnte ich mir nicht vorstellen, dass er Sie engagiert. Wie sehen Sie das, Ray?«
    »Das liegt alles schon eine Weile zurück.«
    »Wohin haben Sie die beiden gefahren? Ihren Boss und den Polizeibeamten?«
    Jackson meinte, er könne sich nicht erinnern, wohin er an dem Freitagnachmittag, von dem Helen spreche, gefahren sei und ob die beiden Fahrgäste gemeinsam ausgestiegen seien. Bei

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