Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
willst.«
» Das will ich.«
Clive griff nach seiner Limonade. »Nur zu.«
»Das ist echt gut und gesund. Hat alles, was der Mensch braucht.«
»Wie bitte?«
»Brot. Obst. Es ist eine Soße auf Obstbasis.«
Die Frau hinter dem Tresen sah Clive an und zog eine Augenbraue hoch, bevor sie sich umwandte. Sie schien das Gelaber nicht zum ersten Mal zu hören.
»Lass dir nicht zu viel Zeit, Jacky«, sagte Clive. »Wir haben nicht den ganzen Tag.«
Jacky Snooks hatte natürlich auch einen richtigen Namen, aber der war während der fünfundzwanzig Jahre, in denen er ein Teil des Cue Up geworden war, in Vergessenheit geraten. Es hieß, in besseren Zeiten sei er ein sehr ordentlicher Spieler gewesen. Es sei sogar von einer Profikarriere die Rede gewesen, bis ein Kerl, den er einmal zu oft geschröpft hatte, ein paar Kugeln in eine Tüte steckte und ihm diese über den Hinterkopf zog, als er gerade eine schwarze Kugel anpeilte.
Eine Brille hatte ihm bei dem Augenproblem geholfen, mit dem er sich seither herumschlug. Gegen das Zittern im rechten Arm half nichts. Nun war er der arme Teufel, der den ganzen Tag die Spielautomaten fütterte. Und obwohl er wahrscheinlich nach wie vor die meisten Kunden hier mit der linken Hand besiegen könnte, hatte er einen einfacheren Weg gefunden, an Geld zu kommen. Seine Augenprobleme hatte er inzwischen im Griff.
Clive verschwand, sobald er seine Limo ausgetrunken hatte. Er sah sich nicht um auf dem Weg zur Treppe, er wusste, dass Jacky ihm folgte. Draußen legte Clive einen Zahn zu,
und Jacky blieb zurück, verlor den Riesenkerl aber auf dem Weg von der Haupteinkaufsgegend Richtung Brookmill Park nicht aus den Augen. Und er versuchte, dabei den Rest seines Toasts mit Soße zu essen.
Das Auto parkte in einer Seitenstraße. Frank stieg aus, als er Clive kommen sah. Die beiden standen Seite an Seite und warteten darauf, dass die schmächtige, watschelnde Gestalt um die Ecke bog.
Die letzten Meter lief Jacky Snooks schneller, dann streckte er die Hand aus und sagte: »Ich bin nicht mehr ganz so schnell, wie ich mal war, Mr Linnell.«
Frank wandte sich zu Clive. »Haben wir eine Serviette oder so was im Auto?« Er verzog das Gesicht. »Sieht aus, als er hätte er die Finger in seinem Arsch gehabt.«
Die Child Protection Unit, von der Helen zurzeit beurlaubt war, befand sich in einem kleinen Büro in der Polizeiwache Streatham. Auch das Team war klein: ein DI, ein paar Sergeants, vier Detective Constables und zwei Computer.
Helen freute sich sehr, beinahe alle Kollegen anzutreffen.
Das einzige unbekannte Gesicht gehörte einer Frau am Computer neben der Tür, wahrscheinlich ihre Schwangerschaftsvertretung, vermutete Helen. Die Frau stand auf, zögerte kurz, als wisse sie nicht recht, was sie zuerst tun sollte – zum Baby gratulieren oder ihr Beileid ausdrücken. Helen half ihr über die Verlegenheit hinweg, indem sie ihrem Blick auswich und einfach weiterging, quer durch das Büro und in die offenen Arme von DS Andrew Korn.
Er drückte sie fest an sich, rieb ihr über den Rücken und sprach beruhigend auf sie ein, obwohl Helen keinen Ton von sich gab.
Schließlich ergriff Helen das Wort. »Es ist okay.«
Korn trat zurück und sah sie an. Er war stämmig, hatte ein
junges, frisches Gesicht und war ein paar Jahre jünger als sie. »Was, zum Teufel, machst du hier?«, fragte er.
»Ich wollte euch alle sehen«, sagte sie. »Und mich beschäftigen, du verstehst schon.«
Korn nickte, und sofort fühlte Helen sich schuldig, aber es war nur eine halbe Lüge.
Sie merkte, dass sie sich in den letzten Tagen mehr oder weniger ständig schuldig fühlte. Dass das ihre Form der Trauer war, und Wut und Angst. Die Art von Angst, bei der man sich in die Hose pinkelt.
Korn zog Stühle heraus. »Schön, dich zu sehen.«
Ein Blick, ein kurzes Winken, ein paar Worte. Helen begrüßte jedes Mitglied ihres Teams. Danach, als ihre Vertretung Tee holte, ließ sie sich erzählen, was sich inzwischen hier getan hatte, auch wenn Korn fand, sie hätte im Augenblick genug anderes um die Ohren.
Der Crown Prosecution Service ließ sich noch immer Zeit mit der Entscheidung, ob die Beweise für eine Anklage gegen den Vater dreier Kinder ausreichten, da nur eines der drei Kinder Spuren von Missbrauch aufwies. Eine Frau hatte ihnen eine neue Version ihrer Geschichte erzählt und weigerte sich plötzlich, gegen ihren Freund auszusagen. Der habe mit den Verletzungen ihres Sohnes und ihren eigenen Blutergüssen
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