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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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nur allzu bekannt. Der Typ hatte die Hände in den Taschen seines Kapuzenpullis vergraben und die Schultern nach vorn gezogen. Die Lippen waren verzweifelt zusammengepresst. Dieses Bild sah er x-mal am Tag.
    »Ich brauche Stoff.«
    »Da kann ich dir nicht helfen.«
    »Du bist doch SnapZ, oder?«
    »Von wem hast du den Namen?«
    »Ollie und Gospel haben gesagt, du kannst mir helfen. Komm schon, Mann …«
    »Das hier ist kein bescheuerter Hamburgerladen, kapiert?«
    »Zehn pro Stück, haben sie gesagt.«
    SnapZ wartete. Er musste ein ernstes Wörtchen mit diesem weißen Kerlchen reden, das ihm die Kunden an die Tür schickte, statt selbst in die Wohnung zu gehen, wie es sein Job war. Dem kleinen Teiggesicht würde er seine blöden Dreadlocks abschneiden und in den Arsch stecken.
    »Ich geb dir fünfzehn, ich brauch dringend was, echt, Mann.«
    Als ob es ihnen nicht allen pressieren würde. Als ob jemals einer sagen würde: »Bloß keinen Stress, ich komm einfach nächste Woche noch mal vorbei und hol das Zeug ab.«
    »Zeig sie mir.«
    Der Typ kramte in seiner Tasche und zog ein verknittertes Bündel Scheine heraus, von dem er drei Zehner abzählte.
    »Unten«, sagte SnapZ.
    »Komm schon, nur zwei, mehr nicht.«
    »Warte vor dem Wettbüro auf mich.« Mit einem Schnitt auf die zwanzig plus zehn netto begann der Tag super. Es
war ohnehin Zeit, dass er sich ein paar Stammkunden für sich selbst zulegte. Das machten alle, und Wave übersah das, solange es nicht zu offensichtlich war und solange genug Geld in die Kasse kam.
    »Wie lange?«
    »Zehn Minuten.«
    »Scheiße.«
    »Liegt an dir, Alter. Ich war noch nicht pinkeln.«
    SnapZ sah dem Typen nach, als er langsam von seiner Tür verschwand und zur Treppe ging. Yeah, dafür lohnte es sich, aufzustehen. Und noch besser, etwas von dem warmen Traumgefühl kam zurück, stieg langsam in seinem Bauch hoch.
    Noch eine gute Nachricht: In dem Aschenbecher auf dem Tisch lag ein halber Joint. Er angelte sich das Feuerzeug und zündete ihn an. Auf dem Weg ins Bad schnippte er mit den Fingern.

    Ein paar Sekunden lang sprach keine ein Wort, und das reichte beiden Frauen für einen ersten Eindruck.
    Helen sah ein Gesicht, das wahrscheinlich schön gewesen wäre, wären da nicht die Stiche, die Blutergüsse gewesen – gelbgrün um die Augen, blasser werdend, sodass die Augenringe hervortraten. Und noch etwas, das diesem Gesicht jede Spur von Wärme nahm. Als die Frau ein wenig nervös aus der Tür kam, sah Helen, dass ihr linker Arm in einer Schlinge lag. Der Verband wirkte mehr als nur ein bisschen schmuddelig.
    Die Frau wusste offensichtlich, wer Helen war. Ihre Augen wurden groß und füllten sich mit Tränen, als ihr Blick von Helens Bauch nach oben wanderte. Doch der Ausdruck änderte sich, als Helen sich offiziell vorstellte. Als die Frau, die ihre Haustür wie einen Schutzschild benutzte, erfuhr, was sie war.
    »Ich hätte wohl besser anrufen sollen«, sagte Helen.

    Sarah Ruston zuckte die Schultern, als wisse sie nicht, was sie darauf sagen sollte, und bat Helen ins Haus. Sie trat beiseite, sodass Helen die Haustür selbst hinter sich zuziehen musste, und holte ein Taschentuch aus ihrer Tasche, als sie sie ins Wohnzimmer führte.
    Es war ein viktorianisches Haus mit zwei Erkern zur Straße im Norden von Clapham Common. Eine phantastische Lage in einer ruhigen, von Bäumen gesäumten Straße. Und als sie im Haus war, wurde der Neid, den Helen auf dem Weg vom Auto zum Haus empfunden hatte, noch ein wenig größer. Die Fliesen in der Diele waren Originale, und die gerahmten Bilder waren echt. In der Küche erspähte sie einen riesengroßen Edelstahlherd mit Abzugshaube. Der war noch besser als der von Jenny. Das Wohnzimmer hatte einen Parkettboden. Im leeren Kamin standen Kerzen. Es gab zwei tiefe, auf das Gepflegteste abgeschabt wirkende Ledersofas und an den Wänden noch mehr Kunst in Holzrahmen, dazu einen Plasmabildschirm und zwei schlanke schwarze Deckenfluter in den Ecken.
    Davon, so ein Haus zu kaufen, hatten sie und Paul oft gesprochen und geträumt .
    Als sie sich setzte, sagte Helen, wie wunderbar das Haus sei. Ruston, die ihr gegenüber Platz nahm, lächelte, erwiderte aber nichts. Sie rieb nur über das Leder des leeren Sessels neben ihr. Aus der Küche war Musik zu hören, klang nach Folk, und von oben kam noch mehr Musik – und lauter.
    »Zwei Kriminalbeamte, die zusammenleben? War das einfach?«
    »Nicht immer«, sagte Helen. Sie wartete vergeblich auf eine

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