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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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hatte, und das kalte Bier im Kühlschrank.
    Er legte Musik auf, versuchte, sich hinzusetzen und zuzuhören, blätterte die Zeitung durch und ein altes Magazin, aber er konnte nicht länger als ein paar Minuten still sitzen. Er stellte die Musik lauter, damit er sie deutlich in allen Zimmern hören konnte, während er durch die Wohnung lief.
    »Wolves and Leopards
    Are trying to kill the sheep and the shepherds.
    Too much watch and peep,
    It’s time the wolves dem leave the sheep …«
    Theo hatte keine Ahnung, ob Dennis Brown noch lebte oder schon tot war, aber er liebte seine Stimme und das Gefühl, das sie ihm gab.
    Als die uralte Anlage, die sie zu Hause hatten, den Geist aufgegeben hatte, hatte er einige der alten Reggae-Alben seines Vaters durch CDs ersetzt, sie seinem Vater zu Weihnachten oder zum Geburtstag geschenkt und sie später alle geerbt. Er hörte sich ab und zu eine an: Burning Spear , Toots and the Maytals , die Rock-Steady-Compilations , Marley natürlich.
    Das war keine große Retro-Sache. Jede Menge Grime-DJs und Rap-Crews versuchten, sich gegenseitig mit immer vertrackteren Beats zu überbieten, und er ließ sich mit Begeisterung in diese Rhythmen hineinfallen und hatte wie alle anderen nur die Absicht, sich gehen zu lassen. Aber er fand etwas
in diesen alten Alben, das ihm das nachgemachte amerikanische Zeug nicht gab, das seine Kumpels hörten. Was für große Knarren sie hatten, wie viele Schlampen sie versohlten und der ganze Quatsch.
    Passte auch echt gut zu einer Tüte. Auch hier hatte sein Dad recht gehabt.
    Er legte sich aufs Bett, schloss die Augen und dachte darüber nach, dass alles schieflief, seit Mikey umgebracht worden war.
    Es wimmelte von Polizei wie noch nie. Die High Street war voll mit Vans und auffällig bewaffneten Streifenpolizisten. An jeder Straßenecke standen sie und starrten einen an. Theo war erleichtert, dass sie wenigstens nicht nach ihm suchten.
    Zumindest nicht alle von ihnen.
    Er hatte sogar mit einigen geredet. Nicht dass er sich danach gedrängt hätte – aber sie quatschten jeden an. Er hatte nicht viel gesagt, ihnen nur seinen Namen und seine Adresse genannt und ihnen erklärt, dass er keine Ahnung von der Sache habe. Nach ihren Blicken zu urteilen, hatten sie das an diesem Tag bereits hundertmal gehört.
    Einer von ihnen, eine Frau, sagte: »Wollt ihr denn nicht, dass wir diese Scheißkerle erwischen?«
    Theo wusste einiges . Zumindest hatte er seine Vermutungen.
    Es gab immer Gangs, die sich aus geschäftlichen Gründen andere Gangs vornahmen, Gangs wie die ihre. Wegen der Drogen, wegen des Geldes, das lockte. Meistens aber ging es um Gebietsstreitigkeiten, um Gebietsgrenzen.
    Easy hatte diese Grenzen überschritten, und Theo wusste es, weil er blöd genug gewesen war, dabei mitzumachen, weil er in Häuser eingebrochen war und Huren ausgeraubt hatte. Sie hatten Mist gebaut, und Easy hatte gewusst, was er tat. Die Grenzen waren in der Regel klar markiert – ein bestimmtes
Graffito an einer Wand, ein Paar alte Turnschuhe über einer Telefonleitung -, und selbst wenn es keine Markierung gab, wussten die Leute Bescheid. Sie wussten, welche Pubs man besser mied und um welche Straßen man lieber einen Bogen schlug.
    Aber Easy glaubte, er könne hingehen, wo es ihm passte. Dieser blöde Arsch. Als hätte er eine Art Spezialvisum oder so. Und jetzt hatte er was wirklich Übles losgetreten.
    Jetzt kam die Scheiße zurück, und zwar knüppeldick.
    Die letzten Tage hatte Theo nicht viel von ihm gesehen, aber seine Freunde waren offensichtlich nervös. Er hatte keine Ahnung, ob die anderen aus dem Team es so sahen wie er. Auch Wave ließ sich nirgends blicken. Wahrscheinlich gab es Druck vom oberen Dreieck, wo man sich Sorgen machte, dass die Leute ihren Stoff bei einem anderen Team kauften, das nicht abgeknallt wurde.
    Wolves and Leopards are trying to kill the sheep and the shepherds …
    Er stand auf und ging zurück in die Küche, warf die leere Bierdose in den Müll und suchte im Kühlschrank nach etwas Essbarem.
    Javine war sicher noch eine Weile weg. Sie war froh, wenn sie rauskam, und Theo war auch froh. In den letzten Tagen, seit Mikey, war es nicht einfach. Immer dasselbe, wenn jemand starb.
    Nicht dass sie ihm ständig damit in den Ohren lag. Sie sah ihn nur an, hielt das Baby im Arm und sah ihn an mit einem Ausdruck wie: Denkst du jetzt endlich mal an uns? Wie du uns aus diesem Dreckloch rausbringst?
    Theo machte den Kühlschrank zu.
    Wie sollte er das

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