Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
und war bereits auf den Beinen, als Louise mit Anna Carpenter zurück ins Wohnzimmer kam. Louise lächelte und sagte irgendetwas von einem Drink, doch sobald sich ihr Blick mit dem von Thorne traf, starrte sie ihn eisern an. Sagte: »Besuch.«
»Ja«, erwiderte Thorne.
»Ich setze mal Wasser auf.«
Sie ging mit aufeinandergepressten Lippen in Richtung Küche, und ihre Kiefermuskeln arbeiteten. Thorne legte ihr die Hand auf den Arm, als sie an ihm vorbeiging, und hoffte, ihre Verärgerung sei nur darauf zurückzuführen, dass sie bei einem wichtigen Gespräch unterbrochen worden waren.
»Das war anscheinend kein besonders guter Zeitpunkt, um vorbeizuschauen«, sagte Anna und versuchte zu lächeln. Sie stand mitten im Zimmer, trat von einem Fuß auf den anderen. Sie hatte weder ihre Jacke ausgezogen noch ihre Tasche abgestellt.
»Woher haben Sie diese Adresse?« Thorne ging einen Schritt auf sie zu.
»Sehen Sie, es tut mir leid …«
»Und erzählen Sie mir jetzt nicht, Sie haben sie von Ihrer Freundin bei der Zulassungsstelle.«
»Von Ihrem Chief Superintendent«, sagte Anna.
» Was? «
»Er hat mir letzte Woche seine Nummer gegeben und gesagt, dass ich ihn anrufen soll, wenn ich irgendwas brauche, also …«
Thorne hatte sich bereits umgedreht, ging zur Küche und sagte Louise, sie solle sich nicht die Mühe mit dem Kaffee machen. Als sie den Mund öffnete, um zu antworten, sagte er ihr, er werde nicht lange weg sein. Dann senkte er die Stimme und fügte hinzu, dass sie ihre Unterhaltung fortsetzen könnten, wenn er wieder da sei.
Er ging zurück ins Wohnzimmer und nahm seine Lederjacke, die über der Sessellehne lag.
Anna rückte den Trageriemen ihrer Umhängetasche zurecht.
»Machen wir einen Spaziergang«, sagte er.
Anna musste sich ein bisschen beeilen, um Thorne einzuholen, dann lief sie im Gleichschritt mit ihm und gab sich Mühe, nicht zurückzufallen. »Wohin gehen wir?«
Thorne war nicht in der Lage, diese Frage zu beantworten, da er nicht den blassesten Schimmer hatte.
»Okay, wie wär’s mit warum ?« Sie drehte sich zu ihm und sah ihn an. »Ich nehme an, Sie wollten mich nicht vor Ihrer Freundin anschreien.«
Thorne sagte wieder nichts, um nicht zu lange über seine Beweggründe nachdenken zu müssen, weshalb er aus der Wohnung hinauswollte. Weshalb er Anna aus der Wohnung hinaushaben wollte.
»Tut mir leid, ich kenne ihren Namen nicht«, sagte Anna.
»Erzählen Sie mir von Jesmond.«
Im Gehen berichtete Anna Thorne, dass sein Superintendent sie einen Tag nach ihrem Besuch bei Thorne im Becke House angerufen hatte. Jesmond sei überaus freundlich gewesen, sagte sie, und erpicht darauf, sie wissen zu lassen, dass er und sein Team alles tun würden, um sie zu unterstützen.
»Ich möchte wetten , dass er erpicht darauf war«, erwiderte Thorne.
Jesmond hatte Anna gesagt, sie solle nicht zögern, ihn zu kontaktieren, falls sie irgendwelche Fragen habe oder falls er ihr auf irgendeine Weise helfen könne. Sie erklärte Thorne, dass sie früher am Abend bereits bei seiner Wohnung in Kentish Town gewesen sei und dass sie Jesmond angerufen habe, weil sie nicht gewusst habe, wo sie Thorne sonst finden könne. Jesmond habe sie ein paar Minuten später zurückgerufen und ihr die Adresse gegeben, unter der Thorne sich für den Abend abgemeldet hatte. Anna sagte, Jesmond habe sich gefreut, ihr weiterhelfen zu können.
Thorne fluchte und steigerte das Tempo.
»Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen.«
»Warum haben Sie nicht einfach mich angerufen?«
»Ich wollte unbedingt mit Ihnen persönlich sprechen«, sagte sie. »Es gibt da ein paar Dinge, die ich Ihnen sagen muss …«
Thorne sah sie zum ersten Mal richtig an, seit sie die Wohnung verlassen hatten. Er bemerkte die Röte auf ihren Wangen, als sie an einer Straßenlaterne vorbeigingen, und beobachtete, wie sie den Tragegurt ihrer Umhängetasche zurechtrückte, damit er nicht abrutschte. Er ging etwas langsamer.
Sie blies die Wangen auf und nickte dankbar.
»Dann schießen Sie los«, sagte Thorne.
Sie ließ sich ein paar Sekunden Zeit, zuckte mit den Schultern, zögerte noch ein paar Sekunden, dann sagte sie: »Eigentlich … wollte ich mich nur entschuldigen. In der Bar habe ich ein paar Sachen gesagt, die wahrscheinlich nicht in Ordnung waren. Ich meine, ich war stinksauer, aber das ist keine Entschuldigung. Als ich sagte, Sie wären eine Null … Ich weiß wirklich nicht, was das sollte …«
Thorne starrte
Weitere Kostenlose Bücher