Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
kommt mir so vor, als würde dir dein Job deine ganze Energie rauben, und wenn es um persönliche Dinge geht, um das hier, mogelst du dich durch und findest dich mit allem ab, ganz egal, wie schlecht es ist.« Sie saß auf der Kante des Hockers und presste die Knie gegen seine Schienbeine. »Tja, ich glaube, du machst es genau verkehrt herum. Vermutlich hast du die falschen Prioritäten, und falls es dich auch nur ein bisschen interessiert, wie es mit uns beiden weitergeht, musst du dir überlegen, was dir wichtiger ist. Was du willst.« Sie leerte ihr Glas, sah ihn an. »Und?«
Thorne starrte auf den Teppich, wünschte sich in diesem Moment nichts mehr, als die Musik auszumachen. Als die nervtötende CD der Möchtegern-Dusty herauszunehmen und sie gegen die Wand zu werfen.
Die Türklingel ersparte ihm die Mühe.
Louise fluchte und stand auf, ging zum CD -Player und schaltete ihn aus. »Wenn das die blöde Kuh von oben ist, dann kann sie mich mal. Das war niemals laut genug, um sie zu stören.« Sie sah Thorne an, als wartete sie darauf, dass er aufstand und zur Tür ging.
» Ich gehe nicht«, sagte er. »Sie ist deine verdammte Nachbarin …«
Er schaltete den Film aus und machte mit derselben Fernbedienung das gedimmte Licht wieder heller. Das verschaffte ihm jedes Mal wieder einen Kick. Als sein Heimkino installiert worden war, hatte er darauf geachtet, dass es über alle Schikanen verfügte, und es war jeden Penny wert. Da er große Satellitenschüsseln besaß, konnte er sich jederzeit Premiership-Fußball, die BBC -Nachrichten und alles Mögliche andere ansehen. Meistens schaute er sich jedoch Spielfilme an. Er verfügte inzwischen über eine recht umfangreiche Sammlung: Kriegsfilme, Western und sämtliche Dick-und-Doof-Filme sowie eine beachtliche Porno-Sammlung, auf die Candela und er gelegentlich zurückgriffen.
Damit die Sache spannend blieb.
Er hatte das Heimkino im Keller einbauen lassen, im kühlsten Raum des ganzen Hauses. An den Abenden, an denen er nicht ausging oder Gäste zu Besuch hatte, begab er sich meistens nach unten und machte es sich bei kräftig aufgedrehter Lautstärke in Shorts und T -Shirt bequem, bis ihm die Augen zufielen. In der Regel ging er dann ins Bett, doch hin und wieder nickte er ein und wachte erst um drei oder vier Uhr morgens bei noch immer hellem Bildschirm und zischenden Lautsprechern schweißgebadet wieder auf. Manchmal konnte er sich dann für einen kurzen Augenblick nicht mehr erinnern, wo er war.
In welcher Zeit, in welchem Land.
Sobald er wieder ganz zu sich gekommen war, trottete er langsam durch seine Villa in die Küche, nahm eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank und ging ins Bett. Alles in allem zufrieden damit, wie sich die Dinge entwickelt hatten.
Bis jetzt …
Eigentlich konnte er den Ärger nicht gebrauchen, ganz zu schweigen davon, dass er gerne darauf verzichtet hätte, so viel Geld auszugeben. Die Vorsichtsmaßnahmen, die er ergriffen hatte, um sicherzugehen, dass ihm die Situation nicht ernsthaft schaden konnte, waren nicht billig gewesen. Er hatte Leute beauftragt, die ziemlich viel Geld kosteten, und dazu kam noch das, was er ohnehin jedes Jahr blechen musste, nur um seine Informanten bei Laune zu halten.
Allerdings ging es nicht ausschließlich ums Geld. Er hatte sich dieses Leben verdient , und abgesehen von dem einen oder anderen kleinen Problem war es bis vor Kurzem auch verhältnismäßig stressfrei gewesen. Schließlich wurde er nicht jünger, und er hatte darauf gezählt, dass alles so bleiben würde, wie es war, bis er eines Tages ins Gras beißen würde. Golf und Boote und ein bisschen Nachtleben. Partys und vögeln, bis er keinen mehr hochbekam, und als Sahnehäubchen hin und wieder ein Geschäft.
Wer hätte das nicht gewollt? Wer hätte nicht alles getan, um sich das zu erhalten?
Er nahm die Fernbedienung in die Hand, dimmte das Licht und schaltete den Film wieder ein.
Aber er konnte diesen Bullen einfach nicht aus seinen Gedanken verbannen. Denjenigen, der den Eindruck gemacht hatte, als würde es ihm Spaß machen, ein bisschen nachzubohren …
Er sah auf die Uhr. Auf dem Bildschirm lagen Stan und Ollie schlafend im Bett, und eine Feder schwebte zwischen ihnen hin und her, während sie abwechselnd schnarchten.
Großbritannien war eine Stunde hinterher. Schon bald würde es losgehen.
Und mit ein bisschen Glück wäre die Sache dann endgültig erledigt.
Siebenundzwanzigstes Kapitel
Thorne hatte die Stimmen gehört
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