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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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erwähnt«, sagte Thorne. »Hat erzählt, wie viel Spaß Sie immer miteinander hatten.«
    Rob nickte und schob seinen Krautsalat hin und her.
    »Sie hat auch von Ihnen gesprochen«, erwiderte Angie.
    Anschließend gab es nicht mehr viel zu sagen. Wäre jemand Älterer gestorben, jemand, dessen Tod nicht völlig unerwartet gekommen wäre, hätte einer von ihnen womöglich gesagt: »Das war ein schöner Gottesdienst, nicht wahr?« oder eine lustige Anekdote erzählt. Doch das Ganze war einfach zu tragisch für irgendetwas in dieser Art, für wohltuende Lügen, und deshalb richteten sie stattdessen ihre gesamte Energie darauf, sich zusammenzureißen.
    Thorne beobachtete Annas Eltern schon den ganzen Tag. Die Hand des Mannes befand sich fast jedes Mal auf ihrem Arm, wenn Thorne die beiden erblickte: als sie aus dem glänzenden Daimler stiegen; als sie die Kirche betraten; als sie in der Küche und im Wohnzimmer zwischen ihren Freunden und Verwandten hindurchgingen, mit glasigem Blick, als könnten sie nicht ganz glauben, dass sie überhaupt imstande waren, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Sich aufrecht zu halten und die Fassung zu bewahren. Zu sprechen, ohne in Tränen auszubrechen.
    Die beiden hatten Thorne vor der Kirche flüchtig begrüßt, doch im Haus, als er zwischen dem Buffettisch und der Wohnzimmertür herumstand, bekam er endlich die Chance, sich mit ihnen zu unterhalten. Da Thorne im Krankenhaus gewesen war, hatten sich in den Tagen nach den Schüssen Kollegen von ihm um Robert und Sylvia Carpenter gekümmert. Obwohl er sich sicher war, dass sie genau wussten, wer er war, nutzte er die Gelegenheit, sich vorzustellen.
    »Sie sind also derjenige, der dabei war«, sagte Sylvia Carpenter. »Derjenige, der sich das Schlüsselbein gebrochen hat.«
    Thorne schluckte. Sagte, er sei derjenige.
    Derjenige, dem es nicht gelungen ist, meine Tochter zu beschützen.
    Derjenige, auf den sie es eigentlich abgesehen hatten.
    Derjenige, der in diesem Sarg liegen sollte.
    »Wie geht es Ihnen jetzt?«, erkundigte sich Sylvia. Sie streckte eine Hand nach ihm aus. »Das verheilt manchmal ziemlich schlecht. Ein Cousin von mir hatte alle möglichen Probleme.«
    Thorne starrte sie an. Falls es ihre Absicht war, höhnisch oder sarkastisch zu sein, war es weder in ihrer Stimme noch in ihrem Blick zu erkennen. Ganz im Gegenteil, ihr Gesichtsausdruck verriet beinahe manische Sorge.
    »Klavikulafraktur.« Sie sprach das Wort langsam aus, betonte jede Silbe. Ihre Hand war noch immer ausgestreckt, und ihre Finger zitterten wenige Zentimeter vor Thornes Brust. »Das ist der richtige Begriff dafür.«
    »Sylvia …« Robert Carpenter legte seiner Frau behutsam eine Hand auf den Arm. Sie drehte langsam den Kopf, um ihn anzusehen, dann wandte sie sich abrupt ab, ging am Buffettisch entlang und starrte die Teller mit Käse und Aufschnitt an.
    Die beiden Männer sahen ihr nach, dann drehte sich Robert Carpenter wieder zu Thorne um. Er sah ein paar Sekunden lang auf seine Schuhe hinunter, ehe er den Blick hob. »Das hat sie sehr tief getroffen«, sagte er.
    »Selbstverständlich«, entgegnete Thorne.
    »Ich meine, es hat uns natürlich alle getroffen.«
    Thorne konnte darauf nichts erwidern, war sich der Unangemessenheit der Plattitüden bewusst, die möglicherweise von ihm erwartet wurden und die er in zahllosen ähnlichen Situationen auch tatsächlich von sich gegeben hatte. Als er Annas Vater ansah, kam es ihm in den Sinn, dass sich der Einfluss amerikanischer Fernsehserien in den letzten Jahren in die Sprache der Beileidsbekundung ebenso eingeschlichen hatte wie in sämtliche andere Bereiche.
    Mein Beileid für Ihren Verlust.
    Jenes letzte Wort ging Thorne durch und durch, da es die Möglichkeit andeutete, dass der Mensch, den man verloren hatte, womöglich eines Tages wieder gefunden werden würde. Man verlor Schlüssel und Handys, Brillen und Geldbörsen und Telefonnummern. Aber diejenigen, die ihren Angehörigen durch einen gewaltsamen Tod entrissen wurden, waren weg – schlicht und einfach und schrecklich –, aber sie waren keinesfalls verloren .
    Thorne und alle anderen Gäste hatten sich unter Robert Carpenters Dach versammelt, um Annas Abwesenheit zu betrauern.
    »Hat sie zu Ihnen gesagt, sie wäre nicht der Liebling ihrer Mutter gewesen?«, fragte Robert plötzlich.
    »Nein«, erwiderte Thorne.
    »Das hat sie nämlich immer geglaubt. Das Dumme ist, dass sie es war.« Er schüttelte den Kopf und sprach noch leiser. »Das war sie

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