Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
einen harmlosen Spaß gehandelt hatte, fing Thorne an, sich für seinen Kollegen von der Guardia Civil zu erwärmen. Er hatte eine trockene Art, die ihm gefiel. Womöglich war es Wunschdenken, doch Thorne hatte den Eindruck, dass Samarez Fraser für einen ebensolchen Idioten hielt wie er selbst.
Als der Kaffee gebracht wurde, rückten sie mit ihren Stühlen etwas näher an den Tisch. Senkten ihre Stimmen. Samarez holte einen großen Umschlag aus seiner Aktentasche und legte für Thorne eine Reihe Fotos auf den Tisch, nachdem sie Platz geschaffen hatten.
Eine Alan-Langford-Galerie.
»Also, es sieht so aus, als wären wir alle an einem Mann namens David Mackenzie interessiert.« Samarez deutete auf ein paar von den Fotos. »Wobei wir inzwischen wissen, dass er früher Alan Langford hieß.«
Thorne starrte auf die etwa zwölf Fotos vor ihm: Langford/Mackenzie, wie er mit einem anderen Mann die Straße entlangging; wie er vor einem Restaurant rauchte; wie er am Steuer eines silberfarbenen Range Rover telefonierte. Die meisten Aufnahmen sahen aus, als seien sie mit einem Teleobjektiv gemacht worden, einige sogar aus der Luft über dem Grundstück einer Luxusvilla. Zu den Ermittlungen in Spanien gehörte offenbar auch Überwachung aus dem Helikopter.
»Schönes Haus.« Samarez deutete auf ein Foto von Langford an seinem Swimmingpool. Er lag auf einer Sonnenliege, zwei Finger träge zu dem Fotografen hoch über ihm gehoben. »Oben in den Hügeln über Puerto Banús. Ich hoffe, dass ich es eines Tages von innen sehen werde.«
Fraser lachte. »Bislang haben wir noch keine Einladung bekommen.«
»Wissen Sie, wie es hier bei uns läuft?«, fragte Samarez Thorne.
Thorne brauchte nicht noch eine Version der Costa-del-Sol-Einführung, die er bereits zweimal bekommen hatte. Er nickte und sagte: »Ich kann mir vorstellen, was er vorhat.«
»Es gibt nicht vieles, in das Mr Mackenzie nicht verwickelt ist«, sagte Samarez. »Er ist seit einigen Jahren ziemlich dick im Geschäft. Er hat sich mit etlichen einflussreichen Leuten angefreundet, und falls er sich irgendwelche Feinde gemacht hat, sind diese ziemlich schnell wieder von der Bildfläche verschwunden.«
Thorne zog eine Augenbraue hoch, doch Samarez schüttelte den Kopf.
»Wir können ihm nichts nachweisen«, sagte er. »In den letzten Jahren haben wir ihn immer wieder observiert. Wir haben seine Handy-Telefonate überwacht, aber er weiß ganz offensichtlich, dass wir ihn im Visier haben, also wickelt er alle seine Geschäfte über eine sichere Verbindung ab, auf die wir keinen Zugriff haben.«
»Irgendwann wird er sich sicher einen Ausrutscher erlauben«, sagte Thorne.
Samarez beugte sich noch weiter zu Thorne vor. »Er ist einen Tick besser als die meisten anderen in seiner Branche, verstehen Sie?« Auf seinem Gesicht erschien plötzlich ein Lächeln, doch das war kalt, wölfisch. »Wir haben es hier mit einem Mann zu tun, der extrem vorsichtig ist.«
Noch etwas, das Thorne nicht gesagt zu bekommen brauchte.
»Der Mistkerl hat sich bislang keinen einzigen Fehler erlaubt«, sagte Fraser, »und er begibt sich nie in die Schusslinie. Er ist immer der stille Teilhaber, ganz egal, um welche Art von Geschäft es sich handelt. Drogen, ein halbes Dutzend Clubs und Restaurants zwischen Marbella und Málaga, und er hat seine Finger bei einigen der großen Golf-Resorts und bewachten Wohnanlagen im Spiel, von denen einige noch im Bau sind.«
»Alles ziemlich mysteriös.« Samarez riss die Augen sarkastisch auf. »Ich weiß nicht, wie er es macht, aber die Baufirmen, die diese Aufträge bekommen, haben nie das beste Gebot abgegeben.«
»Vielleicht hat er einfach nur Glück«, erwiderte Thorne ebenso spöttisch.
Samarez schüttelte den Kopf. »Das ist etwas, das Mackenzie sicher nicht hat, weil er nicht an Glück glaubt. Er legt sich immer erst dann fest, nachdem er alles sehr sorgfältig abgewogen hat. Es spielt keine Rolle, welcher Profit für ihn rausspringen könnte – wenn die Sache ein hohes Risiko birgt, steigt er erst gar nicht ein.«
Fraser nickte. »Ich weiß ganz sicher, dass er ›nein‹ zur Finanzierung von ein paar Banden gesagt hat, die sich hier auf bewaffnete Raubüberfälle spezialisiert haben, weil sie nicht vorsichtig genug sind. Er denkt weit voraus, unser Mr Mackenzie. Plant in die Zukunft, weil er im Lauf der Jahre gesehen hat, dass viele, die es auf schnelles Geld abgesehen hatten, auf die Schnauze geflogen sind und teuer dafür bezahlt haben.« Er
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