Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
liefen. Der Bildschirm war viergeteilt, und in jedem Viertel wurde ein anderer Trailer gezeigt, um jeden Geschmack zu bedienen. Eine Stimme aus dem Off sprach wie ein Schnellfeuer, und es wurde eine Telefonnummer eingeblendet, falls man einen der Filme mieten wollte. Sosehr Thorne sich auch bemühte, er konnte sich nicht zusammenreimen, weshalb irgendjemand Bedarf haben sollte, zusätzlich etwas zu bezahlen.
Er war zu müde, um auch nur flüchtigen Nutzen aus der kostenlosen Unterhaltung zu ziehen. Doch nachdem er das Licht ausgeschaltet hatte, fand er es wesentlich schwieriger einzuschlafen als noch ein paar Stunden zuvor.
Zweiunddreißigstes Kapitel
Fast vierzig Jahre lang, seit seiner protzigen Eröffnung, waren die Wichtigen, die Superreichen und die Showbiz-Elite in den Jachthafen-Komplex von Puerto Banús geströmt. Heutzutage war die Wahrscheinlichkeit größer, dass man auf den Straßen in der Umgebung betrunkene männliche und weibliche Teilnehmer von Junggesellenabschieden antraf, und die Huren waren inzwischen gegenüber den Millionären in der Überzahl … zumindest knapp. Doch der Jachthafen selbst war noch immer das beeindruckendste Beispiel für unverhohlenen Wohlstand, das Thorne jemals gesehen hatte.
Über fünfhundert Jachten lagen dort vor Anker. Reihe um Reihe von blendend weißen Sunseeker-Jachten, viele davon mit kleineren Beibooten oder Jet-Skis im Schlepptau und ein paar von der Größe kleiner Kreuzfahrtschiffe samt Hubschrauberlandeplatz, Fitnessraum und Swimmingpool.
»So lebt die andere Hälfte«, sagte Fraser.
» Hälfte? «
Sie gingen den ganzen Jachthafen entlang und wieder zurück. Fraser zeigte Thorne die Jacht des saudi-arabischen Königs. Sagte: »Ein bisschen zu viel des Guten.«
Thorne fragte sich, was wohl deutlich zu viel des Guten sein mochte. Ein diamantenbesetzter Toilettenpapierhalter? Pandafellkissen?
Die entlang des Jachthafens geparkten Autos waren ebenso luxuriös wie die Geschäfte in den angrenzenden Straßen. Zwar hatte es den Anschein, als könnte man nirgendwo etwas so Elementares wie Bootszubehör kaufen, dafür herrschte jedoch kein Mangel an Designerläden, in denen bedürftige Kunden Handtaschen für vierstellige Beträge, Stereoanlagen für fünfstellige Beträge und Sonnenbrillen, die mehr kosteten als Thornes monatliche Hypothekentilgung, erstehen konnten.
Die Villen und Wohnungen im Angebot von SuperSmart Homes spiegelten den Lebensstil derer wider, die sich nicht mit Hypotheken zu plagen brauchten. Die vermutlich bar bezahlen konnten und es sicher zu schätzen wussten, von jemandem durch eine Immobilie geführt zu werden, die so perfekt renoviert und so gut ausgestattet war wie Candela Bernal.
»Mir ist es ziemlich egal, ob sich eine Frau die Titten hat machen lassen«, sagte Fraser. »Stört mich nicht.«
»Danke für die Info«, entgegnete Thorne.
Sie saßen gegenüber von dem Maklerbüro, für das Langfords Freundin arbeitete, im Auto und warteten darauf, dass sie zur Arbeit erschien. Fraser hielt das Foto von Candela Bernal im Bikini hoch, das er zuvor eingehend betrachtet hatte. »Ich meine, die Leute stänkern dauern über plastische Chirurgie, aber wenn man es sich genau überlegt, ist das auch nichts anderes, als eine Sonnenbrille zu tragen.«
Thorne dachte darüber nach.
»Das verstehe ich nicht.« Samarez beugte sich vom Rücksitz vor. »Soll das heißen, wenn eine Frau sich die Brüste vergrößern lässt, verbessert das ihr Sehvermögen?«
»Nein, stellen Sie sich doch nicht so dumm an, ich …« Fraser sah Thornes Gesichtsausdruck und begriff, dass Samarez ihn auf den Arm nahm. »Ach, ihr könnt mich mal.«
»Sie werden bald eine Brille brauchen, wenn Sie nicht aufpassen.« Thorne riss ihm das Foto aus der Hand und richtete den Blick wieder auf die andere Straßenseite. SuperSmart Homes befand sich zwischen Tod’s und Versace. Das Schaufenster war voller Exposés für Häuser wie dem, in dem David Mackenzie wohnte und in einem anderen Leben gewohnt hatte, als er noch Alan Langford hieß.
Wie dem, das er einst mit der Frau geteilt hatte, die ihn ermorden lassen wollte.
Thorne dachte an das Telefongespräch zurück, das er am frühen Morgen mit Donna Langford geführt hatte. Er hatte ihr erzählt, dass er Ellie gesehen habe, oder zumindest Fotos von ihr, und dass es ihr allem Anschein nach gut gehe. Die Neuigkeiten hatten nicht die Reaktion hervorgerufen, mit der Thorne gerechnet hatte. Ihre Erleichterung war zu spüren
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