Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
ausgeschaltet.
Einunddreißigstes Kapitel
Fraser traf zwanzig Minuten später als versprochen mit einem Guardia-Civil-Officer in Zivil namens Samarez ein, um Thorne abzuholen. Der Spanier murmelte eine Begrüßung und ließ sich dann ein Stück zurückfallen, als sie vom Hotel weggingen. Sein Gesichtsausdruck war unverbindlich, als Fraser erklärte, sie beide hätten in den letzten Monaten zusammengearbeitet. Samarez sei ein »super Typ« und ein »klasse Polizist«, aber vor allem ein »echter Spaßvogel«, sobald man ihn besser kennengelernt hatte.
»Das sind ja tolle Aussichten«, sagte Thorne.
Nach Samarez’ Reaktion zu schließen, war er nicht so sprachbegabt wie Fraser und neigte nur den Kopf ein wenig zur Seite, als Thorne sich umdrehte, um ihn anzusehen. Er war größer als Thorne und Fraser, hatte sehr kurz geschnittenes, dunkles Haar und einen Anflug von Bartstoppeln, der erahnen ließ, dass er sich vermutlich mehrmals täglich rasieren musste. Er wirkte nicht wie jemand, der viel lächelte, doch das lag womöglich daran, dass er mit Fraser zusammenarbeitete. Vielleicht, dachte Thorne, hatte er auch einfach nur schlechte Zähne.
»Später müssen wir noch ein paar Dinge durchgehen«, sagte Fraser. »Aber es kann bestimmt nicht schaden, wenn wir uns erst ein bisschen besser kennenlernen, oder?«
Thorne und Samarez zuckten einstimmig mit den Schultern.
»Ein paar Biere sind bestimmt keine schlechte Idee, wenn wir zusammenarbeiten sollen. Die drei Musketiere, was?«
Ein paar Gehminuten vom Marktplatz entfernt entdeckten sie ein Restaurant. Thorne bestellte dieses Mal selbst – oder tat zumindest seine Wahl kund –, dann lehnte er sich zurück und ließ Fraser reden. Er fragte sich, ob der Kellner Frasers geschwätzige Kumpelhaftigkeit genauso unangenehm fand wie er selbst und ob der Mann vom Organisierten Verbrechen Spanisch ebenfalls mit gekünsteltem Cockney-Dialekt sprach.
Sie saßen in der Nähe einer großen, geöffneten Doppeltür, und Thorne war froh, dass er eine Jacke mitgenommen hatte. Er zog sie an und blickte sich im Restaurant um. »Nicht viel los hier«, stellte er fest.
Es war bereits nach acht Uhr, aber der Raum war beinahe leer. Abgesehen von einem Mann mit einer Zeitung, der ein paar Tische entfernt saß, sowie einem älteren Paar, das sich in der Nähe der Küche leise unterhielt, hatten sie das Restaurant für sich allein.
»Die Einheimischen essen erst viel später«, sagte Fraser. »Bescheuert, wenn Sie mich fragen. Mir ist klar, dass sich die meisten von ihnen nachmittags aufs Ohr legen, aber trotzdem. Das ist schlecht für die Verdauung, von der schlanken Linie ganz zu schweigen.« Er grinste und fasste sich an die kleine Fettrolle, die über seinen Gürtel hing. »Das kommt nur von ein paar San Miguels zu viel, mein Freund. Keine Sorge, das werde ich leicht wieder los.«
Bei ein paar weiteren Bieren sprachen sie – oder zumindest Fraser – über Job und Familie. Über die Vor- und Nachteile, im Ausland zu arbeiten. Mit Samarez sprach Fraser die meiste Zeit Spanisch, und Samarez nickte, während er zuhörte, den Blick auf Thorne gerichtet, bis er sich zu Fraser hinüberbeugte, um selbst etwas zu sagen.
Noch immer keine Spur von seinen Zähnen.
Da Thorne Hunger hatte und möglichst bald zu den Themen kommen wollte, über die sie sprechen mussten, aß er schnell, als sein Essen gebracht wurde. Huevos estrellados con morcilla, chorizo y patatas. Thorne hatte zwei der vier Zutaten erkannt, die englische Übersetzung auf der Speisekarte hatte ihm den Rest verraten.
»Das sind alles traditionelle spanische Zutaten«, sagte Samarez. »Aber im Grunde genommen ist es nichts anderes als ein englisches Frühstück, das Sie alle so lieben.«
Thorne blickte hoch und hörte für ein paar Sekunden auf zu kauen. Bis zu diesem Moment hatte er angenommen, dass Samarez so gut wie kein Englisch sprach. Er lächelte, gab sich Mühe, seine Überraschung zu verbergen, und schluckte. Dann sagte er, sie hätten wohl gewusst, dass er kommen würde, und fragte sich insgeheim, worüber sich Fraser und Samarez zuvor unterhalten hatten.
»Schmeckt’s?«
Thorne bejahte.
»Das darf echt nicht wahr sein«, sagte Fraser. »Wie viele Spanier kommen nach London und bestellen Paella?«
» Ich, zum Beispiel«, sagte Samarez. »Nichts für ungut, aber manchmal ist es echt nicht ganz einfach, dort was zu finden, was schmeckt.«
Trotz der Sache mit der Sprache, bei der es sich fast sicher nur um
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