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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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diesen Ort so hässlich machten.
    Ob es sich um eine viktorianische Monstrosität wie Pentonville oder Strangeways handelte oder um ein Zuchthaus im amerikanischen Stil wie Belmarsh, Thorne fühlte sich nie besonders wohl, wenn er ein Gefängnis betrat.
    Er sah, dass es Anna Carpenter genauso erging.
    Am ersten der drei Kontrollpunkte, die sie passieren mussten, ehe man sie in den Haupttrakt des Gefängnisses einlassen würde, zeigte sie fröhlich ihren Pass vor.
    »Typisch für mich, dass ich wieder mal was missverstanden habe«, sagte sie und nickte in Thornes Richtung. »Als er mir gesagt hat, ich soll meinen Pass mitbringen, habe ich doch tatsächlich gedacht, er will mich spontan in einen romantischen Urlaub entführen.«
    Der Gorilla, der ihre Papiere kontrollierte, blickte nicht einmal auf. Anna drehte sich zu Thorne um und verdrehte die Augen. Sie war verunsichert, das sah er, und gab sich übertrieben lässig.
    »War nett, mit Ihnen zu plaudern«, sagte sie, als sie ihren Pass wieder ausgehändigt bekam.
    Annas Sorge war durchaus begründet. Das Outfit, das sie trug – ein angemessen dezentes dunkles Kostüm –, würde jeden Häftling zu der Vermutung führen, sie sei Polizistin. Sie würde sich ebenso gemustert und gehasst fühlen, wie Thorne sich jedes Mal fühlte. Als Frau würde sie allerdings auch noch andere Dinge spüren, die um einiges unangenehmer waren.
    »Das war ja ein ziemlich humorvoller Bursche«, sagte sie, als sie weitergingen.
    Anna mochte verunsichert sein, schien aber bessere Laune zu haben als zweieinhalb Stunden zuvor am King’s Cross, wo sie eine Minute vor acht auf Thorne zumarschiert war, der im Stehen einen Kaffee zum Mitnehmen schlürfte.
    »Ein bisschen früher hätten Sie mir schon Bescheid geben können.«
    »Sie sind ziemlich pünktlich«, stellte Thorne fest. »Das mag ich.«
    »Und ich mag es nicht, wenn man mir sagt, was ich anziehen soll.«
    »Sie können sich glücklich schätzen. Ich war absolut dagegen, dass Sie überhaupt mitkommen.«
    »Warum bin ich dann hier?«
    »Weil ich tue, was man mir sagt.«
    »Warum glaube ich das nicht?«
    Thorne blies in seinen Kaffee und ging in Richtung Bahnsteig.
    »Wohin komme ich eigentlich mit?«, fragte sie, während sie ihm folgte. »Erfahre ich noch, wohin wir fahren, oder ist das Geheimsache? Ich nehme an, nicht nach Hogwarts.«
    Thorne sagte es ihr.
    »Verdammt.«
    »›Verdammt‹ trifft den Nagel auf den Kopf«, erwiderte Thorne. »Also, das sind die Regeln …«
    Nachdem sie die Sicherheitskontrolle passiert hatten, machten sie sich auf den Weg in den Besucherbereich. Obwohl die Route mit ausreichendem Abstand an den Zellentrakten und den Gemeinschaftsbereichen vorbeiführte, verschlechterte sich die Atmosphäre merklich. Wakefield war ein Hochsicherheitsgefängnis für Lebenslängliche, und die Luft schmeckte ein wenig anders, wenn der Großteil derer, die sie atmeten, nichts zu verlieren und keinen Grund hatte, sich einen Dreck um irgendetwas zu scheren. Anna stand allein aufgrund dessen, wo sie sich befand, noch immer sichtlich neben sich und löste auf dem Weg zum Besucherbereich einen fast ununterbrochenen Strom anzüglicher Bemerkungen aus.
    »Sie müssen ein bisschen runterschalten«, sagte er.
    »Runterschalten?«
    »Die Lautstärke. Und zwar ganz. Ich weiß, dass Sie nervös sind, aber …«
    »Mir geht’s bestens.«
    »Und ich will auf keinen Fall irgendein Geschwafel hören, wenn wir Monahan gegenübersitzen. Verstanden?«
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich rede zu viel, ich weiß. Das war schon immer so. Als Ausgleich, nehme ich an.«
    »Wofür?«
    »Alles Mögliche.«
    Sie bogen um eine Ecke und betraten den Wartebereich. Zwei Dutzend Leute saßen da und umklammerten Wartenummern, als stünden sie im Supermarkt an der Delikatessentheke an. Thorne zeigte dem Beamten am Schalter seine Vollmacht, dann gingen Anna und er direkt in den Besucherbereich weiter. Der Raum war groß, hell und luftig, mit mehreren Reihen sauberer Tische und einfacher Metallstühle. An jedem Ende saß in der Nähe der Tür ein Gefängnisaufseher, während ein dritter langsam mit einem gelangweilt wirkenden Spürhund an der Leine zwischen den Tischen auf und ab ging. Der Teppich roch neu, und Thorne fragte sich, ob das dem Hund die Arbeit erschwerte. Förderlich war es bestimmt nicht. Wie vielen Besuchern es in den Wochen, nachdem die Bodenleger da gewesen waren, wohl gelungen war, Crack hereinzuschmuggeln, das sie eingewickelt und sich in

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