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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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verstoße, Details seiner Nachforschungen offenzulegen.
    Diese Vernebelungstaktik, oder wie Frank es nannte, »sie mit Wissenschaft zu blenden«, erfüllte normalerweise ihren Zweck.
    »Es gibt nichts, was Sie mir verheimlichen, oder, meine Liebe?«
    »Was zum Beispiel?«
    »Keine Ahnung. Nachdem wir unsere Zeit damit verbringen, in den schmutzigen Geheimnissen anderer Leute herumzuschnüffeln, sollten wir selbst keine haben, oder?«
    »Sie sind doch nicht ganz dicht, Frank.«
    Noch drei Handzettel, noch drei Umschläge.
    »Wer ist Donna?«
    »Wie bitte?«
    »Eine Frau namens Donna hat gestern für Sie angerufen.«
    Anna versuchte, sich einen Reim darauf zu machen. Normalerweise benutzte Donna ihre Mobilnummer, war von Anna dazu angehalten worden und hatte sie am Tag zuvor wie vereinbart auf dem Handy angerufen, um ihr von dem neuesten Foto zu erzählen. Offenbar hatte sie davor versehentlich im Büro angerufen. »Keine Ahnung, wer das gewesen sein könnte.«
    »Sie klang nicht wie eine Ihrer Freundinnen«, sagte Frank. »Sie klang … älter.«
    Anna schüttelte den Kopf, als versuchte sie vergeblich, sich an den Namen zu erinnern. Vielleicht war Frank ein besserer Detektiv, als sie immer geglaubt hatte. Sie zuckte mit den Schultern. »Na ja, sie wird schon noch mal anrufen, wenn es wichtig ist.«
    »Dieser neue Klient ist übrigens vielversprechend«, sagte Frank.
    »Ach ja?« Anna hatte sich inzwischen an die abrupten Wechsel der Gesprächsthemen gewöhnt. Sie schrieb das dem Alkohol zu. Noch etwas, das ihr bekannt vorkam.
    »Der Job ist eine Ehe-Sache, also werden Sie womöglich wieder Ihren scharfen Fummel rauskramen müssen.« Inzwischen grinste er begeistert. »Wenn ich es mir recht überlege, vielleicht sollten Sie mal shoppen gehen und sich noch ein oder zwei Outfits besorgen. Ich sage Ihnen, diese Branche hat Zukunft.«
    Eine weitere Sexfalle.
    Anna spürte, wie Schweiß an ihrem Hals und auf ihrer Brust zu kribbeln begann. »Kommen Sie schon, Frank.«
    Frank hielt ein Schwarz-Weiß-Foto hoch. Eine Portraitaufnahme. Das Gesicht des Mannes war gewöhnlich, nicht erinnerungswert. »Wenigstens ist er kein fetter alter Sack, also alles halb so wild.«
    »Mir ist es egal, wie sie aussehen .«
    »Schön und gut, ich hätte allerdings gedacht, Sie wären ein bisschen wählerischer.«
    »Sie können mich mal, Frank.«
    Er legte das Foto wieder hin und hob die Hände, als wollte er sich ergeben. »Schon gut, meine Liebe, immer mit der Ruhe.« Er wandte sich wieder seinem Computermonitor zu und murmelte: »Sie haben Ihre Tage, oder?«
    Anna streckte die Hand nach ein paar weiteren Umschlägen aus und beobachtete, wie der Sekundenzeiger um das Zifferblatt ihrer Armbanduhr kroch. Überlegte, wie leicht sie den Stecker ihrer Tastatur aus dem Computer ziehen und sie nach ihm werfen könnte und ob er es schaffen würde, seinen fetten roten Kopf rechtzeitig einzuziehen. Fragte sich, wie lange Donna sie noch bezahlen würde, nachdem jetzt die Polizei involviert war und den Fall viel besser handhabte als sie.
    Fragte sich, ob »Sie haben Ihre Tage, oder?« etwas war, was Tom Thorne sagen würde.
    In Jeans und einem dünnen Sweatshirt stand Donna Langford zitternd vor der Hintertür ihrer Wohnung und starrte auf den billig gepflasterten, briefmarkengroßen Garten, auf die Umrisse der Bäume dahinter und auf die vereinzelten Sterne in der Schwärze darüber.
    Das Haus, in dem sie zehn Jahre zuvor gewohnt hatte, war von einem Garten umgeben gewesen, dessen Ende sie nicht hatte sehen können. Es hatte darin Teiche, nachts beleuchtete Statuen und eine Koppel für Ellies Pony gegeben. Und Partys in Festzelten. Donna schloss ein paar Sekunden lang die Augen und versuchte, die Erinnerungen zu verdrängen, die wie Bilder aus einem Film aufgetaucht waren, den sie irgendwann einmal gesehen hatte.
    Die Lebensgeschichte eines anderen Menschen.
    Die albernen Statuen hatte sie ohnehin immer gehasst, und der Himmel schien jetzt weiter zu sein, als er es in Holloway oder Peterborough jemals gewesen war. Donna fragte sich, ob sie schon immer dazu bestimmt gewesen war, einmal an diesem Ort zu landen. In diesem Leben, irgendwo zwischen Luxus und Gefängnis. Angesichts all der Fehlentscheidungen, die sie in ihrem Leben getroffen hatte, konnte sie mit diesem Ergebnis eigentlich zufrieden sein.
    Inzwischen war sie sich sicher, dass die meisten ihrer Entscheidungen – von Ellie und Kate einmal abgesehen – tatsächlich völlig verkehrt gewesen

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