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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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ihm anmerkte, doch ihr fiel häufig auf, dass er etwas getrunken hatte. Sie konnte es riechen, die Süße, die der Kaugummi oder das extrastarke Pfefferminzbonbon nicht ganz zu verbergen vermochte, konnte es nach dem Mittagessen an der Röte in seinem Gesicht nach einem Glas Rotwein zu viel erkennen. An den Liedern, die er vor sich hinsang, und an dem leichten Zittern seiner Hände.
    Abgesehen von dem Singen, war es bei ihrer Mutter ganz ähnlich gewesen.
    Als Frank eine Stunde zuvor von einem dreistündigen Mittagessenstreffen mit einem potentiellen Klienten zurückgekommen war, bestand kein Zweifel daran, dass eine Menge getrunken worden war. Anna war nicht überrascht, konnte jedoch nicht beurteilen, ob seine Ausgelassenheit vom Alkohol herrührte oder von dem Umstand, dass er den Job an Land gezogen hatte. Frank zog es vor, solche Gespräche in der schicken Bar auf der anderen Straßenseite zu führen, und obwohl Anna Verständnis für seinen Widerwillen hatte, möglichen Klienten das wenig beeindruckende Büro zu zeigen, fragte sie sich oft, ob sein übermäßiger Alkoholkonsum nicht noch abschreckender wirkte und ihn auf lange Sicht womöglich mehr kosten würde, als er jemals verdienen konnte.
    Sie hatte sich allerdings nie die Mühe gemacht, ihre Bedenken zu äußern.
    Seit vier Uhr nachmittags saß Frank über seinen Computer gebeugt da oder telefonierte, während Anna geschmacklose Werbung im A5-Format in Briefumschläge steckte: » F . A . Investigations: Seelenfrieden braucht nicht die Welt zu kosten!« Er hatte zunächst ein paar verspäteten Zahlungen nachgespürt und dabei vergeblich versucht, grimmig zu klingen, dann hatte er ein halbes Dutzend Konkurrenten angerufen, sich als potentieller Klient ausgegeben und zeitraubende Treffen an entfernten Orten vereinbart.
    »Alles, was uns ein bisschen auf die Sprünge hilft«, hatte er Anna gesagt, als sie ihn dabei erwischte.
    Sie sah auf die Uhr und stellte fest, dass es fast schon Viertel nach fünf war. »Kann ich jetzt Schluss machen, Frank?«
    Er blickte auf, sah ebenfalls auf die Uhr und zuckte mit den Schultern. »Sie hatten in letzter Zeit ziemlich viel frei …«
    »Ich war krank.«
    »Und was war heute Morgen?«
    »Das war eine familiäre Angelegenheit. Das hatte ich Ihnen doch gesagt.«
    »Ich denke nicht, dass es unfair ist, wenn ich Sie bitte, die Zeit wieder reinzuarbeiten.«
    Anna hatte Frank nichts von Donna erzählt; von ihren Treffen und der Arbeit mit Tom Thorne. Er wäre nicht erfreut gewesen, wenn er herausgefunden hätte, dass sie hinter seinem Rücken eine Klientin angenommen hatte. Wenn sie ehrlich mit sich selbst war, wusste sie eigentlich gar nicht, wie er reagieren würde, doch sie war sich sicher, er würde zumindest darauf bestehen, dass sie einen Großteil des Honorars an ihn abtrat.
    Sie starrte ihn von der anderen Seite des kleinen Büros aus an und dachte: Scheiß drauf!
    » Sehr viel frei.«
    »Sie haben sich auch nicht gerade die Hacken abgelaufen«, erwiderte Anna.
    Frank nickte langsam und ging zu seinem Computer zurück. Anna steckte zwei weitere Handzettel in Umschläge. Unten war das Logo der Association of British Investigators abgedruckt. F . A . Investigations war kein Mitglied der Vereinigung, und als Klient brauchte man nur deren Website aufzurufen, um das herauszufinden, doch Frank war das egal. Nur wenige würden sich die Mühe machen, hatte er Anna versichert, und außerdem sei absolute Ehrlichkeit weniger wichtig, als das Vertrauen eines Kunden aufrechtzuerhalten.
    Was Geschäftliches betraf, war Frank gerne bereit, Schindluder mit dem Prinzip der Transparenz zu treiben. Anna hatte miterlebt, wie er Geld für Jobs angenommen hatte, die er gar nicht ausführen konnte oder wollte. Sie erinnerte sich an eine verzweifelte Witwe, die vermutlich zu viele Krimis gelesen hatte und überzeugt davon war, dass der Tod ihres Mannes bei einem Verkehrsunfall kein Unglück gewesen sei. Frank stellte ihr sein Beratungshonorar und zwei Wochen Spesen in Rechnung, saß vierzehn Tage lang untätig herum und erstattete ihr dann Bericht, dass auch nach ausgiebigen Nachforschungen nichts Verdächtiges im Zusammenhang mit dem tragischen Tod des Mannes ans Tageslicht gekommen sei. Selbstverständlich war er nicht in der Lage, auch nur die Spur eines Beweises vorzulegen, um diese Behauptung zu stützen, doch er versicherte der Frau, dass es »unmoralisch« sei und »gegen die Grundsätze der Association of British Investigators«

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