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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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dem Schauspieler aus Reservoir Dogs … Mein Gott, ich habe so ein schlechtes Namensgedächtnis. Jedenfalls hilft er der Polizei, indem er sie wissen lässt, wenn jemand lügt. Aber das ist nicht nur eine Gabe, sondern auch ein Fluch, weil er auch merkt, wenn ihn Menschen anlügen, die er mag.« Sie schluckte. »Und das ist nicht immer … eine gute Sache.« Sie griff nach einem Bierfilz und begann, ihn systematisch in winzige Stücke zu reißen. »Sind Sie auch gut darin, Lügen zu erkennen?«
    »Früher dachte ich das mal.« Thorne blies die Wangen auf. »Aber ich habe genug Fehler gemacht, um inzwischen ein bisschen vorsichtiger zu sein.«
    »Solange man aus ihnen lernt …«
    »Leute lügen aus ziemlich simplen Gründen«, sagte er. »Weil sie verängstigt oder nervös sind oder weil sie etwas zu verbergen haben. Manchmal lügen sie, um jemand anderem Schmerz zu ersparen, oder sie reden sich das zumindest ein.« Er sah an ihr vorbei, hinauf zum Fernseher. »Wir lügen fast alle Dutzende Male am Tag. Manche Leute lügen sogar dann, wenn sie gar keinen Grund dazu haben, weil sie nicht anders können. Es ist jedes Mal wie ein kleiner Sieg für sie, wenn sie lügen, ohne dabei erwischt zu werden. Ich nehme an, sie brauchen das, um den Tag zu überstehen. Dann gibt es noch diejenigen, deren Lügen ein bisschen schwerwiegender sind.«
    Auf dem Bildschirm wurde ein älteres Pärchen durch ein Gutshaus in der Toskana oder in Carcassonne oder irgendwo sonst geführt. Louise sah sich diese Sendung immer an, wenn sie Zeit hatte, doch Thorne hatte noch nie erlebt, dass jemand tatsächlich eines der Häuser kaufte, die ihm gezeigt wurden. »Die machen nur mit, weil sie einen Gratisurlaub bekommen«, hatte er zu Louise gesagt. Sie hatte erwidert, dass ihr das egal sei und dass er den Mund halten solle.
    »Meinen Sie damit diesen Mann, der davongekommen ist?«, fragte Anna. »Denjenigen, der das Mädchen getötet hat? Chambers?«
    »Er hat sie nicht getötet«, sagte Thorne. »Nicht in den Augen der Justiz.«
    »Aber Sie sind anderer Meinung.«
    »Ich möchte nicht darüber diskutieren.« Da Thorne keinen Bierfilz hatte, den er hätte zerreißen können, beugte er sich vor und wischte Krümel vom Tisch auf seinen Teller.
    »Ich habe Sie angelogen«, sagte Anna.
    »Wann?«
    »Im Auto, vor Donnas Haus. Ich habe Ihnen gesagt, ich hätte wegen ihr und Ellie die Fassung verloren, aber in Wirklichkeit war es wegen mir und meiner Mutter.«
    »Sie haben sich mit ihr gestritten«, sagte Thorne. »Das haben Sie mir erzählt. Nachdem Sie Ihren Job gekündigt hatten.«
    »Es war ernster als das.« Sie lächelte, errötete ein wenig. »Sehen Sie, schon wieder eine Lüge. Die Wahrheit ist, dass wir seitdem nicht mehr miteinander gesprochen haben. Seit anderthalb Jahren nicht mehr.«
    »Donnerwetter.«
    »Es war schon immer schwierig mit mir und meiner Mum.«
    »Und was ist mit Ihrem Vater?«
    »Er hat sich inzwischen damit abgefunden. Zumindest behauptet er das. Wir sprechen einmal in der Woche miteinander oder so, aber jedes Mal, wenn ich anrufe, weigert sie sich, ans Telefon zu kommen.«
    »Das klingt, als wäre sie diejenige, die sich kindisch benimmt. Also warum haben Sie ein schlechtes Gewissen?«
    Anna widersprach ihm nicht. »Mir ist schon klar, dass sie melodramatisch ist und dass sie mich eigentlich unterstützen sollte, aber die Sache ist kompliziert. Sie trinkt nämlich, und ich glaube nicht, dass mein Verhalten das Ganze besser macht.«
    »Wie schlimm ist es denn?«
    »Sie war schon mal auf dem Weg der Besserung. Das ist genau der Punkt. Aber ich habe das Gefühl, meine … berufliche Veränderung hat sie irgendwie wieder zurückgeworfen. Und mein Dad kommt damit nicht besonders gut zurecht.«
    Thorne schenkte den Rest des Mineralwassers ein. »Als Sie vorhin sagten, Sie würden merken, wenn jemand lügt …«
    Sie nickte, da sie wusste, dass er die richtigen Schlüsse gezogen hatte. »Mum war darin richtig gut, aber ich habe gelernt, die Anzeichen zu erkennen. Ich wusste, dass sie vier Gläser getrunken hatte, wenn sie behauptete, sie hätte nur eines getrunken. Ich wusste, wo sie die leeren Flaschen versteckte, das Übliche eben. Wahrscheinlich bin ich doch nicht ganz so gut wie der Typ in der Fernsehserie, aber ich erkenne eine Lüge fast immer.«
    »Das werde ich mir merken.«
    »Woher haben Sie die Narbe?«
    Sie deutete auf sein Gesicht. Thorne hob die Hand und fuhr mit einem Finger an der geraden weißen Linie entlang, die

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