Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
psychologischen Betreuer hier herum, wo Sie jetzt sitzen, haben unsere verdammten Kekse in sich reingestopft und etwas von Unterstützung gefaselt, aber keiner hat es geschafft, uns zu sagen, was tatsächlich unternommen wird, um unsere Tochter zu finden.« Er senkte den Blick auf seine Füße, von denen einer wütend auf den Teppich stampfte. Maggie beugte sich zu ihm und nahm seine Hand.
»Erzählen Sie uns von dem Tag, an dem Ellie verschwunden ist«, sagte Thorne.
Maggie warf ihrem Mann einen Blick zu. Er nickte. Erzähl du es ihnen.
»Sie wollte ihre Abschlussprüfungen feiern, in denen sie richtig gut abgeschnitten hatte, und ist mit ein paar Freunden in einen Pub in der Innenstadt gegangen.« Maggie zuckte mit den Schultern. »Das war alles. Ein paar Teenager, die etwas trinken und sich amüsieren wollten. Ihre Freunde sagten uns, dass alles mit ihr in Ordnung war, als sie ging, um den Bus zu erwischen. Sie kam nie nach Hause …«
Thorne bedankte sich bei ihr und sagte, er verstehe, wie schwierig es für sie sein müsse, alles noch einmal durchzugehen. Sie sagte ihm, das sei inzwischen zu einer selbstverständlichen Gewohnheit für sie geworden. Sie hätten die Geschichte beide bereits tausendmal erzählt.
»Wie waren ihre Noten?«, fragte Anna. »Sie sagten, sie hätte gut abgeschnitten.«
Maggie wirkte zunächst ein wenig erstaunt, ehe sich ein Strahlen auf ihrem Gesicht breitmachte. Es war klar, dass sich bislang niemand die Mühe gemacht hatte, diese Frage zu stellen. »Zwei Bs und ein C «, sagte sie. »Ein B in Englisch und Geschichte, ein C in Französisch.«
Thorne wusste, dass die Munros mit ihrer Behauptung, die Polizei habe nichts unternommen, ein wenig übertrieben, doch er verstand, warum. Wäre er der Vater eines vermissten Kindes gewesen, hätte er gewollt, dass jeder Polizist im ganzen Land vierundzwanzig Stunden am Tag auf der Suche war. In Wahrheit hatten diejenigen, die für die Ermittlungen verantwortlich waren, ihr Möglichstes getan, bis sie irgendwann gegen eine Wand gerannt waren. Ellie Langford war dann schnell zu einem von mehreren Tausend vermissten Teenagern geworden.
Thorne hatte mit einem für den Fall zuständigen Kollegen gesprochen, der irgendeine Form von Drogenmissbrauch vermutete und gesagt hatte, die meisten Kollegen in seinem Team würden davon ausgehen, dass Ellie irgendwo auf der Straße lebe, höchstwahrscheinlich in London. Als Thorne dasaß und sich mit den Pflegeeltern des Mädchens unterhielt, zweifelte er an dieser Vermutung, aber er war schließlich kein Experte. Er wusste allerdings, dass sie von keiner Überwachungskamera erfasst worden war und dass sie ihr Mobiltelefon seit dem Abend ihres Verschwindens nicht mehr benutzt hatte. Falls sie das Land verlassen hatte, musste das auf illegalem Weg geschehen sein.
»Sie hatte ihren Pass nicht bei sich, richtig?«, sagte Thorne.
Maggie schüttelte den Kopf. »Nein. Das haben wir der Polizei gesagt. Ihr Pass war noch hier, ihre gesamte Bekleidung ebenfalls. Sie hatte nicht vorgehabt, irgendwohin zu gehen.«
Die Schlussfolgerung lag auf der Hand. Sie war entführt worden. Die Munros wussten natürlich nicht, dass Alan Langford noch am Leben war, deshalb bestand für sie kein Grund zu der Vermutung, dass sie von ihrem eigenen Vater verschleppt worden sein könnte. Ihre Befürchtung war viel schlimmer, war jeden Morgen beim Aufwachen viel schwerer zu ertragen.
Die Befürchtung, ihre Tochter sei von einem Fremden entführt worden.
»Sie ist tot.« Maggie richtete diese Worte an Anna. Schnörkellos und ohne Betonung. »Nicht wahr?«
»Warum sagen Sie das?«
»Weil sie mit uns Kontakt aufgenommen hätte, um uns wissen zu lassen, dass es ihr gut geht, wenn sie noch am Leben wäre. Sie würde mit uns sprechen wollen, würde mit Sam sprechen wollen.«
»Wir haben keinen Grund zu der Annahme, dass ihr irgendwas zugestoßen ist«, sagte Thorne. Er wusste, dass die Polizei von Surrey damals sämtliche nicht identifizierten Leichen überprüft hatte und noch immer regelmäßig überprüfte. Außerdem wurde im Rahmen einer allmonatlichen Routinekontrolle in den Notaufnahmen von Krankenhäusern nachgefragt.
»Niemand hat es jemals ausdrücklich gesagt, aber ich glaube, dass diejenigen, die dachten, sie wäre weggelaufen, nicht besonders überrascht waren.« Julian lehnte sich zurück, wirkte jetzt ruhiger. »Als sei damit zu rechnen gewesen, dass sie früher oder später irgendeine Art von Zusammenbruch haben
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