Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur
von der Straße zu drängen. Was unternehmen Sie in dieser Angelegenheit? Unternehmen Sie überhaupt etwas?«
»Sobald wir einen Anhaltspunkt haben«, sagte Dixon. »Aber im Augenblick haben wir keinen.«
»Sie werden erst dann etwas tun, wenn ich tot daliege«, fuhr sie ihn an. »Das ist wirklich ein großer Trost! Ich habe gehört, dass man diese Gina Kemmer nicht weit von hier gefunden hat. Irgendwo da draußen lauert ein Mörder, und Sie verschwenden wertvolle Zeit damit, Leute zu beschuldigen, die auch nicht im Entferntesten …«
Mendez’ Pager unterbrach ihre Tirade. Er entschuldigte sich und ging zum Auto, um sich über Funk zu melden. Sobald er die Nachricht vernahm, war Milo Bordain vergessen, und er rannte zurück.
»Wir müssen los«, erklärte er Dixon. »Gina Kemmer ist bei Bewusstsein.«
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»Sie kommt immer nur kurz zu sich«, sagte Hicks, als sie sich an den Aufzügen vor der Intensivstation trafen. »Für ein paar Sekunden ist sie wach, dann dämmert sie wieder weg.«
»Hat sie etwas gesagt?«, fragte Dixon.
»Nichts, was irgendeinen Sinn ergäbe. Nur wirres Zeug, ›sei still, geh weg, lass mich in Ruhe‹.«
»Ich frage mich, mit wem sie redet«, sagte Mendez. »Mit dem Täter? Hat sie einen Namen genannt?«
»Nein.«
»Sind ihre Eltern da?«, fragte Dixon.
»Die sind mittagessen gegangen.«
Sie sah schlimm aus. Die Rattenbisse waren schorfig, und die Blutergüsse schillerten in allen Farben. Mendez war jedoch überzeugt, dass sie sich ziemlich gut aussehend fände, verglichen mit der Alternative. Denn eigentlich hätte sie gar nicht mehr am Leben sein sollen. Der Schuss, der sie töten sollte, hatte ihre Schulter glatt durchschlagen und kaum Schaden angerichtet. Dank ihrer Zähigkeit und ihres Muts hatte sie tagelang in dem Müll überlebt und war dann mit nur zwei gesunden Gliedmaßen aus dem Schacht geklettert.
Vince saß neben ihr und wartete. Damals bei der Vernehmung gemeinsam mit Mendez hatte die meiste Zeit er das Reden übernommen. Seine Stimme war kräftig und leicht wiederzuerkennen. Wenn Gina überhaupt dazu imstande sein sollte, dann würde sie am ehesten auf ihn reagieren.
»Wie geht’s Anne?«, fragte Dixon.
»Sie ist müde, hat Schmerzen und ist mit den Nerven am Ende«, sagte er.
»Der Junge ist einfach durch und durch böse«, sagte Mendez. »Meine Mutter würde sagen, dass er eine Ausgeburt des Teufels ist.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Teufel etwas mit ihm zu tun haben will«, sagte Vince. »Mit seinen zwölf Jahren ist er fertig. Kaputt. Was soll man mit so einem Kind machen?«
»Einsperren und den Schlüssel wegwerfen«, sagte Dixon. »Wie geht es der Kleinen? Sie war dabei, nicht wahr?«
»Haley hat fürchterliche Angst bekommen, als sie gesehen hat, wie Dennis auf Anne einstach. Wenigstens scheint es ein paar Erinnerungen in ihr wachgerufen zu haben. Wenn auch noch nicht den Namen des Mörders – so sie ihn überhaupt kennt.«
Gina Kemmer bewegte sich und murmelte: »Vergiss es.«
Vince beugte sich zu ihr vor. »Gina, was sagen Sie da? Ich bin’s, Vince Leone. Erinnern Sie sich an mich? Ich bin vor einigen Tagen bei Ihnen zu Hause gewesen.«
Kemmer wand sich und wimmerte.
»Können Sie die Augen öffnen und mit uns sprechen, Gina?«
»Nein«, sagte sie mit leiser, verängstigter Stimme.
»Doch, das können Sie bestimmt«, sagte Vince. »Sie haben sich mit nur einem Arm und einem Bein aus einem Brunnen gehangelt. Wenn Sie das schaffen, schaffen Sie es auch, die Augen zu öffnen und mit uns zu reden. Kommen Sie schon, Sie können das. Sie müssen kämpfen.«
»Nein. Ma-ris-sa. Hör auf.«
Vince zog eine Augenbraue in die Höhe. »Seit wann habe ich eine Frauenstimme?«
Mendez lachte. »Das müssen ziemliche Halluzinationen sein, wenn sie dich für Marissa hält.«
»Warte, bis du mich im Rock siehst.«
»Eijeijei. Allein bei dem Gedanken krieg ich weiche Knie«, sagte Mendez.
»Kommen Sie schon, Gina«, sagte Vince. »Sie verpassen ja den Höhepunkt des Tages. Öffnen Sie die Augen, und reden Sie mit uns.«
Mendez glaubte, sehen zu können, wie sie sich bemühte, Vinces Aufforderung zu folgen. Ihre Brauen zogen sich zusammen. Ihre Lippen spannten sich.
»Sehr gut, Gina«, sagte Vince. »Sie haben es gleich geschafft. Weiter so.«
Sie hob ihre Augenlider, die zentnerschwer zu sein schienen.
»Na also!«, rief Vince. »Aber was müssen Sie als Erstes sehen – einen Haufen alter Kerle, was?«
Ihre Lippen konnte sie nur
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