Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
trug.
James trat auf den Gang. Plötzlich schloss sich eine Hand um seinen Knöchel und ließ ihn vor Schreck einen Luftsprung machen.
»Haben wir dich im Mädchenumkleideraum erwischt, du Perverser!«
James erkannte die Stimme nicht. Taschenlampen leuchteten ihm ins Gesicht, und Amy und das Mädchen, von dem er den Knutschfleck hatte, lachten laut los. Sie hatten die Partykleidung gegen die Uniform vertauscht.
»Was machst du hier im Umkleideraum?«, fragte Amy.
James geriet in Panik. Es war ihm unendlich peinlich.
»Ich konnte so verdreckt nicht ins Hauptgebäude zurück, deshalb bin ich hierher gekommen, um mich sauber zu machen.«
»Wir ziehen dich doch nur auf«, beruhigte ihn Amy. »Ich hab gesehen, dass das Licht an ist. Als ich gemerkt hab, dass du nicht zurückkommst, sind wir dich suchen gegangen.«
James lächelte erleichtert. »Ich hab schon gedacht, ihr wollt wirklich allen erzählen, ich sei ein Perverser.«
»Könnten wir immer noch«, kicherte das Knutschfleck-Mädchen.
»Wenn du das nächste Mal sagst, ich darf nur ein Bier trinken, höre ich auf dich, Amy, ich schwör’s.«
»Warum glaubst du, ich würde dich noch mal einladen? — Ich kenne einen Hintereingang ins Hauptgebäude. Wir sollten hier nicht herumhängen.«
»Du hast mir das Leben gerettet, Amy. Vielen Dank!«
Amy lachte. »Wenn du betrunken auftauchst, nachdem dich die halbe Schule auf meiner Party gesehen hat, bekomme ich genauso viel Ärger wie du.«
15.
James schwor sich, nie wieder zu trinken. Er hatte eine üble Nacht hinter sich. Er hatte sich übergeben, sein Kopf war schwer, der Mund trocken, und seine Kehle fühlte sich an wie Schmirgelpapier. Glücklicherweise waren es nur drei Schritte bis ins Bad. Bis James endlich in einen unruhigen Schlaf fiel, war es drei Uhr morgens, doch immer wieder schrak er aus wirren Träumen hoch, in denen sich alles drehte.
»James!«, rief Kyle.
Es war sieben Uhr am Samstagmorgen.
»Wach auf, Mann!«
James setzte sich auf und rieb sich die Augen.
»Du hast dich betrunken, stimmt’s?«, forschte Kyle.
»Hmm.«
»Hier stinkt es nach Bier.«
»Ich glaube, ich sterbe«, stöhnte James. »Wie bist du hereingekommen?«
»Ich habe das Schloss geknackt. Ich habe zwar zuerst angeklopft, aber du hast nicht geantwortet.«
»Kannst du mich nicht in Ruhe sterben lassen?«
»Halt die Klappe und hör zu, James. Heute Abend läuft eine Operation in London. Neun von uns werden den Tag in der Stadt verbringen. Eigentlich sollst du nicht mitkommen, aber die Aktion ist in letzter Minute zustande gekommen, und außerdem ist es eine Dennis-King-Produktion, daher könnten wir dich in den Zug schmuggeln.«
»Was ist denn eine Dennis-King-Produktion?«
»Dennis King ist einer der Operationsleiter«, erklärte Kyle. »Er ist ein netter alter Knabe, aber etwas tatterig. Er merkt es gar nicht, wenn einer mehr mitkommt.«
»Ich habe einen Kater«, sagte James. »Und ich habe es satt, ständig alles falsch zu machen.«
»Willst du denn nicht deine Schwester besuchen?«
»Wie soll das gehen?«, fragte James, strampelte aufgeregt die Bettdecke weg und schwang sich aus dem Bett. »Ron lässt mich nicht in die Wohnung.«
»Wenn Lauren zu Hause ist, finden wir einen Weg. Ich hätte dir gerne geholfen, sie zu sehen, als wir noch in Nebraska House waren, aber das wäre nicht gegangen, ohne meine Deckung aufzugeben. Dies ist deine einzige Chance. Wenn das Training erst anfängt, bist du für drei Monate von der Außenwelt abgeschnitten.«
»Wann gehen wir?«, fragte James.
»In zwanzig Minuten. Dusch dich schnell, zieh dir Zivilklamotten an und beweg deinen Hintern nach unten.«
Es fühlte sich komisch an, zurück zu sein. Obwohl James bis vor einigen Wochen sein Leben hier verbracht hatte, kam ihm London dreckig und laut vor. Am Bahnhof King’s Cross trennten sich die Kinder. Einige Mädchen gingen in die Oxford Street zum Shoppen, die meisten Jungen zur Namco Station, einem großen Vergnügungspark gegenüber des Big Ben. Um sechs Uhr abends sollten sie sich alle wieder vor der U-Bahn-Station Edgware treffen. Eigentlich wollte Bruce auch nach Namco gehen, entschied sich aber, bei Kyle und James zu bleiben, als er hörte, was sie vorhatten.
»Du wirst dich langweilen«, warnte Kyle. »Wir gehen nur zu James’ altem Zuhause, um seine kleine Schwester zu besuchen.«
»Ihr könntet mich zum Schutz brauchen«, erklärte Bruce.
»Schutz vor was, Bruce?«, lachte Kyle. »Du kannst gerne mitkommen,
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