Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
Die Zwillinge hielten an, um ihm zu helfen.
»Bist du O.K.?«, fragte einer.
»Bestens«, log James.
James hatte sie noch nie gesehen. Er bemerkte, dass sie beide hellblaue T-Shirts trugen.
»Fangt ihr beide auch übernächste Woche mit der Grundausbildung an?«
»Ja. Wir sind letzte Nacht angekommen. Ich bin Callum, das ist Connor. Sollen wir dir helfen, in die Umkleidekabine zu kommen?«
»Ich komme schon klar«, sagte James.
»Heute ist mein Geburtstag«, verkündete Amy.
Sie waren beide im Schwimmbecken. Das Chlor brannte in James’ Verletzungen.
»Wie alt wirst du?«, fragte James.
»Sechzehn.«
»Ich hätte dir eine Karte oder irgendetwas anderes besorgen können«, meinte James. »Warum hast du nichts gesagt?«
»Ich gebe eine kleine Party. Nur ein paar Freunde, heute Abend in meinem Zimmer. Möchtest du auch kommen?«
»Gerne«, antwortete James.
Er war wegen der Party aufgeregter, als er zugeben wollte. Er mochte Amy sehr gerne. Sie war lustig und hübsch. Er war sich sicher, dass sie ihn auch mochte, aber eher wie einen kleinen Bruder als wie einen Freund.
»Aber vorher musst du etwas tun.«
»Wie weit?«, fragte James.
»Von den Stufen in der Mitte des Beckens an dieser Seite zur gegenüberliegenden Ecke.«
»Das ist fast eine ganze Bahn!«
»Fast. Du schaffst das, James! Deine Züge werden stärker. In neun Tagen fängt die Grundausbildung an, und wenn du es nicht schaffst, musst du drei Monate warten, bis der nächste Kurs anfängt.«
»Dann hätte ich drei Monate Zeit, um schwimmen zu lernen. Das wär doch gar nicht schlecht.«
»Sie werden dir ein rotes T-Shirt verpassen«, warnte Amy.
»Ich bin zwölf. Rot ist für kleine Kinder.«
»Nein, James. Rote Shirts sind für Kinder, die nicht fürs Training qualifiziert sind. Meist, weil sie zu jung sind. In deinem Fall wäre es, weil du nicht schwimmen kannst.«
»Ich wäre zwei Jahre älter als alle anderen in einem roten T-Shirt. Das wäre mein Ende!«
»Ich will dich ja nicht unter Druck setzen, aber drei Monate in einem roten T-Shirt wären nicht gerade ein Spaß für dich.«
»Du setzt mich aber unter Druck«, widersprach James.
»Das Gute daran ist, dass es Kindern mit einem roten T-Shirt erlaubt ist, sich eine Wüstenspringmaus oder einen Hamster auf dem Zimmer zu halten.«
»Sehr witzig, Amy«, lachte James, doch er wusste, dass es durchaus ernst war. Kyle, Bruce und die anderen würden sich vor Lachen in die Hosen machen, wenn man ihn in ein rotes T-Shirt steckte. Er ging durch das Wasser zu den Stufen, entschlossen, weiter zu schwimmen als zuvor.
Er schaffte es. Amy umarmte ihn.
»Du kriegst das hin, James!«
Doch James war sich nicht so sicher.
Amys Tür war nur angelehnt und schon vom Lift aus konnte man ihre Stereoanlage hören. Im Zimmer und sogar auf dem Flur drängten sich die Leute. Alle trugen normale Kleidung. Nach zwei Wochen auf dem Campus mit Leuten in olivgrünen Hosen und Stiefeln hatte James fast vergessen, dass es auch Röcke gab.
Amy trug einen rosa Lippenstift, passend zu ihrem Minirock. James fühlte sich etwas verloren, weil er der Jüngste war und niemanden kannte, doch als Amy ihn erblickte, wandte sie sich zu ihm um, in einer Hand eine Zigarette und in der anderen eine Dose Bier. Als sie ihn auf die Wange küsste, blieb etwas verschmierter Lippenstift darauf zurück.
»Hi, James«, sagte Amy. »Ich glaube nicht, dass ich morgen in der Lage bin, dir eine Schwimmstunde zu geben.«
»Ist das der Typ, der nicht schwimmen kann?«, fragte ein Junge auf dem Boden laut.
Jeder hatte es gehört. James glaubte, dass jeder, der ihn ansah, ihn für einen Jammerlappen hielt.
»Möchtest du ein Bier, Kleiner?«, fragte einer, der neben Amys Kühlschrank saß.
James wusste nicht, was er sagen sollte. Sagte er Ja, würden sie lachen, weil sie dachten, dass er dafür zu jung sei. Wenn er Nein sagte, hielten sie ihn für ein Weichei. Er entschied sich für Ja und niemand lachte. James fing die Dose auf und öffnete sie, doch Amy nahm sie ihm aus der Hand.
»Gib ihm kein Bier, Charles, er ist erst zwölf.«
»Komm schon, Amy«, sagte Charles. »Wir füllen den Kleinen ab. Das ist immer so lustig!«
Amy lächelte und hielt James die Dose hin.
»Eine Dose, James«, sagte sie. »Nicht mehr. Und erzähl keinem, dass wir sie dir gegeben haben.«
James hatte schon einmal zwei von Onkel Rons Bieren geklaut und war leicht betrunken gewesen, doch das hier war etwas ganz anderes. Amys Freundinnen liebten ihn
Weitere Kostenlose Bücher