Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
hinüber zu Bruce.
»Das war ja fast wie in einem Jackie-Chan-Film«, rief sie. »Du bist der beste Kämpfer, den ich je gesehen hab!«
»Das glaub ich gerne«, meinte Bruce beiläufig, während er seine Münze wieder in die Tasche steckte. »Zumindest für mein Alter.«
James war völlig überwältigt. Erst hatte Kyle diesen ganzen Tag für ihn organisiert und nun hatte Bruce ihn auch noch vor Prügeln bewahrt.
»Ihr zwei seid großartig«, stellte er fest. »Ich schulde euch beiden etwas.«
»Ich wäre für Bargeld«, verkündete Kyle mit einem Blick auf den Dreck an seiner Hose. »Das hier sind Billabong-Hosen. Die kosten sechzig Pfund und sind total verdreckt.«
»Wisst ihr, was ich wirklich gerne hätte?«, fragte Bruce. »Visitenkarten, auf denen steht: >Sie wurden von Bruce Norris vermöbelt.‹ Die könnte ich den Leuten dann in den Mund stopfen, wenn ich sie bewusstlos geschlagen habe, nur für den Fall, dass sie sich nicht mehr an mich erinnern, wenn sie wieder aufwachen.«
»Bruce, was du brauchst, sind ein paar ernsthafte Sitzungen beim Psychiater«, fand Kyle.
Die CHERUB-Kinder versammelten sich in einer ruhigen Ecke des Parkplatzes vor der Edgware Station. Dennis King teilte Kopien mit einer Einführung zur Mission aus.
»Ihr wisst alle, worum es geht«, sagte er. »Lest die Instruktionen und unterzeichnet unten, wenn ihr mitmachen wollt.«
»Unterschreib das nicht, James«, flüsterte Kyle. »Denk daran, dass du gar nicht hier sein solltest.«
GEHEIME MISSIONSINSTRUKTIONEN
ZIEL:
Bishops Avenue, London, Haus von Solomon Gold, Besitzer von Armaments Exchange plc.
Gold wird verdächtigt, illegal Panzerabwehrgranaten amerikanischer Herkunft an Terroristenorganisationen in Palästina und Angola zu verkaufen.
ZWECK:
Solomon Gold ist übers Wochenende verreist. Sein Haus wird von zwei Sicherheitsposten überwacht. In das Wachhäuschen wird Gas eingeleitet, das die Sicherheitsleute für etwa drei Stunden in Tiefschlaf versetzt. Dies wird durch einen Agenten des MI5 vorgenommen, der sich als Vorgesetzter der Sicherheitsleute ausgibt.
Mr Gold ist sehr misstrauisch. Das Gelände um das Haus wird von sechsunddreißig Videokameras überwacht. Erwachsene Eindringlinge würden sofort als MI5-Agenten oder Undercover-Polizisten verdächtigt. Es wurde entschieden, CHERUB-Agenten einzusetzen, die sich wie Vandalen aufführen sollen, um möglichst unverdächtig zu sein.
Die CHERUB-Agenten dringen durch das Haupttor ins Haus ein. Drei Agenten durchsuchen das Büro im ersten Stockwerk nach Dokumenten und machen Fotokopien mit tragbaren Kopierern. Sechs Agenten werden mit Spraydosen, Baseballschlägern und Hämmern ausgerüstet. Ihr Ziel ist es, das Inventar zu demolieren und den Eindruck zu erwecken, dass sinnlose Zerstörung der einzige Zweck des Einbruchs ist. Anschließend verlassen alle CHERUB-Agenten den Einsatzort und treffen sich am vereinbarten Treffpunkt zwei Kilometer vom Ort des Einbruchs entfernt.
Die örtliche Polizei ist in die Operation nicht eingeweiht. Wird ein Agent verhaftet, sollte er einen falschen Namen angeben und auf seine Freilassung warten.
Bishops Avenue nannte man auch die »Straße der Millionäre«, auch wenn »Milliardäre« der Sache näher kam. Die meist massiven Häuser standen zum größten Teil hinter sechs Meter hohen Mauern. Videokameras starrten in alle Richtungen.
Ein Bus setzte die zehn Kinder ein paar Straßen entfernt ab. Zu Solomon Golds Haus waren es fünfzehn Minuten zu Fuß. James, Bruce und Kyle waren am Ende der Gruppe und liefen schnell. Es war dunkel und regnete stark.
»Bist du aufgeregt?«, fragte Kyle.
»Nervös«, sagte James. »In den Instruktionen heißt es, wir könnten verhaftet werden. Dann weiß man, dass ich bei der Operation mitgemacht habe.«
»Dann versuch, nicht verhaftet zu werden«, gab Kyle zurück. »Bruce passt auf dich auf.«
»Was ist mit dir?«, fragte James.
»Ich bin oben und kopiere Dokumente.«
»Langweilig«, fand Bruce. »Wir dürfen Sachen zerschlagen. Das wird super!««
Seit der Schlägerei war Bruce in Hochstimmung.
»Ich dachte, die Missionen bestünden nur aus Herumschleichen und so«, sagte James. »Nicht dass man zur Haustür reinkommt und alles kaputtschlägt.«
»Was denkst du denn?«, fragte Kyle. »Einen Haufen Zwölfjähriger, die mit Skimasken und Handschuhen herumschleichen, Alarmanlagen ausschalten und Löcher in Fensterscheiben schneiden? Kannst du dir etwas vorstellen, das noch
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