Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
verhielt sich so überheblich, dass James sie am liebsten verprügelt hätte. Gabrielle war in Jamaika. Connor und Shakeel waren verschwunden. Auch Bruce war immer wieder für mehrere Tage weg. Kyle zog eines Morgens los und verkündete, dass er sich bei seinem nächsten Einsatz das dunkelblaue T-Shirt verdienen wolle. James saß immer noch bei CHERUB und wurde langsam sauer.
Lediglich Amy war noch nicht fort gewesen. Sie verbrachte Stunden im achten Stockwerk in einem der Einsatzvorbereitungsräume. James musste immer noch vier Mal in der Woche mit ihr schwimmen. Mittlerweile war er ziemlich gut. Er konnte vierhundert Meter kraulen, wobei sein Körper unter Wasser blieb und er nur das Gesicht zum Atemholen zur Seite drehte, ohne den Kopf aus dem Wasser zu heben. Angst hatte er keine mehr, und Amy behauptete, sein Stil sei fast perfekt.
James und Amy zogen ihre Uniformen wieder an. Sie waren nur ein paar Bahnen geschwommen, hatten dann am Beckenrand gesessen und sich unterhalten.
»Das war unsere letzte Stunde«, verkündete Amy.
James hatte das seit geraumer Zeit kommen sehen, aber er fühlte sich dennoch schlecht. Er mochte es, mit Amy zusammen zu sein. Sie war lustig und gab ihm immer gute Ratschläge.
»Fängt deine Mission bald an?«, fragte James und kniete sich hin, um seine Stiefel zu binden.
»In ein paar Wochen«, antwortete Amy. »Ich brauche jetzt alle Zeit dafür.«
»Ich werde die Stunden mit dir vermissen. Du bist eine ausgezeichnete Lehrerin.«
»Danke, James, das ist süß. Du solltest mit Kerry schwimmen gehen, wenn sie zurück ist. Du schwimmst mittlerweile so gut wie sie, vielleicht sogar besser.«
»Sie wird viel zu sehr damit beschäftigt sein, mir ihre Erfahrungen vom Einsatz unter die Nase zu reiben. Gestern war ich bei Meryl Spencer, sie hat immer noch keine Mission für mich.«
»Jetzt kann ich es ja gestehen«, meinte Amy. »Ich habe dich von den Einsätzen suspendieren lassen.«
»Wegen des Schwimmens?«, fragte James.
Amy durchsuchte ihren Schwimmbeutel und zog eine Plastikkarte heraus. James hatte gesehen, wie Leute sie im Lift durchzogen, um Zugang zu den Sicherheitstrakten im oberen Teil des Gebäudes zu erlangen, wo die Einsätze geplant wurden.
»Die hier gehört dir«, sagte Amy und überreichte sie ihm.
James begann zu strahlen. »Ich gehe mit dir auf eine Mission?«
»Ja«, erwiderte Amy. »Ich habe an diesem Job schon gearbeitet, bevor du überhaupt hierher gekommen bist. Schon bei unserer ersten Begegnung ist mir aufgefallen, dass wir uns ähnlich sehen. Wir haben die gleiche Haarfarbe und sind ähnlich gebaut. Du könntest dich problemlos als mein kleiner Bruder ausgeben. Wir haben dich mit Kerry zusammengebracht, damit du bessere Chancen hattest, durch die Grundausbildung zu kommen. Ich war ziemlich unglücklich, als ich gehört habe, dass du dich mit ihr geschlagen hast und fast hinausgeworfen wurdest.«
»Erinnere mich nicht daran«, knurrte James. »Ich war ja so blöd!«
»Du kannst von Glück sagen, dass Kerry sich nicht gerächt hat. Sie hätte dich nur umwerfen und dir einen Arm brechen müssen und für dich wäre das Training vorbei gewesen. Und es hätte ihr nicht einmal jemand die Schuld daran gegeben.«
»Ich stand über ihr«, bemerkte James. »Sie hätte gar nicht aufstehen können.«
Amy lachte.
»Wenn du über Kerry gestanden hast, dann, weil sie dich gelassen hat. Sie könnte dich wie eine Laus unter ihrem Stiefel zerquetschen, wenn sie wollte.«
»Ist sie wirklich so gut?«, wollte James wissen.
Amy nickte. »Sie muss dich echt gern haben, wenn sie dich so davonkommen lässt.«
Das achte Stockwerk sah genauso aus wie die Zimmerfluchten darunter: ein langer Korridor, von dem an beiden Seiten Räume abgingen. Um den Einsatzvorbereitungsraum zu betreten, musste man die Magnetstreifenkarte durch einen Apparat ziehen und in ein rotes Licht schauen, während zur Identifikation die Blutgefäße der Netzhaut gescannt wurden.
Hinter diesem High-Tech-Eingang vermutete James ein hochmodernes Interieur, etwa eine Weltkarte und eine Reihe von Computerbildschirmen. Stattdessen war es im Grunde ein Loch. Alte Computer, Stühle, aus deren Polstern die Füllung quoll, und Metallschränke voller Aktenstapel und Papiere. Das einzig Gute war der Ausblick über den Campus.
Ewart Asker streckte James seine Hand entgegen und stellte sich als Einsatzleiter vor. Er war in den Zwanzigern, trug eine CHERUB-Uniform, hatte blondiertes Haar mit schwarzem Ansatz
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