Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
versuchen, mir einen Job in Green Brooke zu verschaffen.«
James war beeindruckt, dass Amy Scargill so schnell kontaktiert hatte. Allerdings war er auch sauer, dass sie nicht zur Schule musste.
»Für dich fängt wahrscheinlich Montag die Schule an, Ross«, erklärte Cathy. »Freitagabends geht es hier meistens rund. Nach Einbruch der Dunkelheit kommen alle zusammen. Wir machen ein Feuer und spielen Musik und so.«
Amy blieb in der Hütte und rief Ewart Asker an, um ihn von den Änderungen ihrer Pläne zu unterrichten und ihn zu bitten, dass er den Papierkrieg erledigte, damit sie einen Job annehmen konnte. James erkundete in der Zwischenzeit die Umgebung.
In Fort Harmony gab es etwa fünfzig unterschiedliche Gebäude, von der Haupthalle, die Platz für dreißig Leute bot und über eine eigene Stromversorgung verfügte, bis zu Rattenlöchern, in denen man nur Krempel aufbewahren konnte. Zwischen den Hütten befanden sich Hühnerställe, Gemüsebeete, Wäscheleinen und einige zerbeulte Autos. Überall standen verrostete Wohnwagen herum, die meisten davon auf Ziegelsteine aufgebockt, weil sie keine Räder mehr hatten.
Die meisten Leute, die James traf, trugen schmutzige Kleidung und hatten lange, wirre Haare. Die älteren Männer trugen Vollbärte, die jüngeren affige Kinnbärtchen und überall Piercings. Jedermann gab sich freundlich und stellte James die gleichen Fragen: wie er hierher gekommen war und wie lange er bleiben wollte. Nachdem fünf Leute ihm die gleichen Fragen gestellt hatten, war James es leid, sich ständig zu wiederholen.
Nach kurzer Zeit merkte er, dass er einen Verfolger hatte, den dreijährigen Gregory Evans. Er war der Sohn von Brian »Bungle« Evans und seiner Partnerin Eleanor. Der MI5 glaubte, dass sie mit Help Earth! in Verbindung standen.
Gregory folgte James in einigem Abstand. Wenn James sich umdrehte, duckte sich der Kleine und hielt sich die Hände vors Gesicht. Sie machten ein Spiel daraus: Alle paar Schritte blieb James stehen und drehte sich um. Gregory kicherte. Nach einer Weile fasste Gregory Mut und lief neben ihm her. James erinnerte sich an eine Hand voll M&Ms in seiner Tasche und gab sie dem Kleinen. Nachdem er sie verschlungen hatte, rannte er weg, blieb dann aber stehen und rief James zu: »Komm mit nach Hause!«
James fand es zwar merkwürdig, von einem Dreijährigen herumkommandiert zu werden, ließ sich jedoch von Gregory an der Hand ein paar hundert Meter mitziehen.
Auf der Schwelle eines hübsch gestrichenen Hauses setzte sich Gregory hin und zog seine Gummistiefel aus.
»Komm rein!«, forderte er ihn auf.
James steckte den Kopf zur Tür hinein. Die Hütte bot sechs Leuten Platz zum Schlafen. Der Fußboden war grell orange, die Wände grün und die Decke lila gestrichen. Überall hingen Plastikpüppchen herum, Mutanten, deren Gesichter mit Blut bemalt waren und die punkige Frisuren trugen.
»Wer ist das?«, fragte Bungle. Er hatte einen amerikanischen Akzent.
James war es peinlich, auf Befehl eines Dreijährigen in einer fremden Haustür zu stehen.
»Tut mir Leid, Gregory hat mich hergebracht«, erklärte er.
»Was tut dir Leid, Junge?«, fragte Bungle. »Wir sind eine Gemeinschaft. Komm rein und zieh die Stiefel aus! Gregory schleppt ständig Kinder hierher. Möchtest du heiße Milch?«
James zog die Gummistiefel aus und ging hinein. Drinnen war es zwar schön warm, aber es roch nach Fürzen und Schweiß. Auf einer Matratze lag Eleanor; sie trug nur einen Schlüpfer und ein Nirvana-T-Shirt, das sich über dem schwangeren Bauch spannte.
Gregory umarmte seine Mutter. Bungle machte sie miteinander bekannt, stellte James die gleichen Fragen wie alle anderen und gab ihm eine Tasse heiße Milch.
»Mach mal den Reißverschluss von deinem Trainingsanzug auf!«, forderte Bungle ihn auf.
James wunderte sich zwar, tat aber, was von ihm verlangt wurde.
»Reebok«, sagte Bungle triumphierend.
»Was?«, fragte James verwirrt.
»Er hasst Leute, die Markenklamotten tragen«, erklärte Eleanor.
»Was ist so schlimm an meinen Sachen?«, fragte James.
»Ich hasse nicht die Leute«, widersprach Bungle. »Ich hasse die Kleidung. Schau dich doch an, Ross! Puma-Jacke, Nike-Trainingshosen, Reebok-T-Shirt, sogar deine Socken haben ein Logo!«
»Ignorier ihn einfach«, riet Eleanor. »Er ist der Meinung, Leute, die Markenkleidung tragen, könnten nicht selber denken.«
Bungle lief zu einem Bücherregal und gab James ein Buch mit dem Titel »No Logo!«
»Streng deinen
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