Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
im Dienst geschlafen haben. Mit diesem Fehler in ihrem Zeugnis bekommen sie keinen Job mehr im Sicherheitsdienst.«
»Was ist dann mit ihnen geschehen?«
»Wir haben ihr Leben ruiniert«, sagte Ewart. »Hoffentlich haben sie einen anderen Job gefunden.«
»Wir konnten ihnen nicht helfen oder so?«
»Nein. Nicht, ohne die Sicherheit des Einsatzes zu gefährden.«
»Das ist schrecklich«, meinte James. »Wie kann man das jemandem antun?«
»Wir haben Informationen über einen Mann eingeholt, der Waffen an Terroristen verkauft. Diese Waffen könnten hunderte von Menschen töten, daher war es legitim, dass zwei Menschen dafür ihren Job verloren.«
»Dasselbe ist es, wenn du Cathy Angst einjagst«, überlegte James. »Menschen könnten sonst getötet werden.«
»Wie sagt man so schön, James: Man kann kein Omelett machen, ohne Eier zu zerschlagen.«
Cathy genoss es, James und Amy in dem Geländewagen zu chauffieren. Sie fegte die Autobahn hinunter und probierte alle Knöpfe und Extras aus. Amy saß vorne, während James flach auf dem Rücksitz lag. Cathy und Amy schwatzten wie alte Freundinnen.
Bei einem Tankstopp kaufte Cathy von dem Haushaltsgeld, das Ewart ihr gegeben hatte, eine CD von Jefferson Airplane, die sie auf volle Lautstärke aufdrehte. Cathy und Amy rauchten eine Zigarette nach der anderen, während James sich den Mantel über den Kopf zog, um dem Lärm und dem Qualm zu entgehen.
Als sie von der Autobahn abfuhren, richtete James sich auf, beeindruckt von den grünen Feldern und Hügeln, auf denen Schafe grasten. In Craddogh hielten sie an, um Zigaretten und Lebensmittel zu kaufen, und erreichten Fort Harmony kurz nach drei Uhr nachmittags. Ein halbes Dutzend schmutziger Kinder rannte auf den Allradjeep zu, der zu Cathys Hütte hinauffuhr. James kannte Namen und Alter jedes einzelnen Kindes.
Cathys Exmann, Michael Dunn, und sein Bruder Joshua kamen zum Wagen. Michael klopfte auf die Motorhaube.
»Netter Schlitten«, meinte er. »Hast du im Lotto gewonnen oder was?«
James stieg aus und sein Turnschuh versank im Matsch. Das Lager war unordentlich, überall blätterte Farbe ab und die Fenster waren mit Klebeband repariert. James war klar, dass er die Zeit im Camp hassen würde.
Aus dem Kofferraum zog Amy zwei Paar Gummistiefel.
»Meine Nichte und mein Neffe«, erklärte Cathy.
James setzte sich wieder auf die Rückbank und zog sich die Gummistiefel an. Joshua Dunn hielt ihm eine behandschuhte Hand hin, die er schüttelte.
»Suppe kommen«, stammelte Joshua.
Amy und Cathy gingen auf eine große Hütte zu. James und Joshua folgten ihnen. Drinnen befanden sich etwa fünfzehn Leute. Über einem offenen Feuer kochten ein großer Topf Gemüsesuppe und brieten Hühner.
»Vegetarier?«, fragte Joshua.
James schüttelte den Kopf.
Joshua holte James eine Schale Suppe und etwas Huhn. An den Wänden lagen Kissen und einige Sitzsäcke, die Kinder saßen jedoch alle im Schneidersitz beim Feuer. James setzte sich zu ihnen. Er aß ein paar Löffel Suppe. Sie schmeckte ziemlich gut. Dann sah er auf seine schmutzigen Hände. Die anderen Kinder, die mindestens zehn Mal so schmutzig waren, aßen das Huhn mit den Händen.
Eine Hand legte sich auf James’ Schulter. Es war Gladys Dunn.
»Etwas Schmutz wird dir nicht schaden, Junge«, lachte sie.
Gladys sah keinen Tag jünger aus als sechsundsiebzig, doch das Leben im Freien hatte sie schlank gehalten und sie war agil für ihr Alter.
Ein fünfjähriges Mädchen neben James leckte mit der Zunge über ihre schmutzige Handfläche und zeigte sie James. Er nahm ein Stück Huhn und stopfte es sich in den Mund, woraufhin sie lächelte.
Eine Gruppe unter der Leitung von Michael Dunn baute einen Anbau an Cathys Hütte, in dem James und Amy schlafen sollten. Es war beeindruckend, die Gemeinde als Team arbeiten zu sehen.
Zuerst legten sie Steinplatten als Bodenfundament aus. Der Fußboden bestand aus in Plastik gewickelten Spanplatten. Offenbar hatte Michael Dunn bereits eine Menge Hütten gebaut. Er sägte alle Teile zu, ohne Maß zu nehmen, und machte dabei nie einen Fehler. Die anderen nahmen die Holzteile, sobald sie fertig waren, und wussten genau, wo jedes Teil hingehörte.
An den Ecken wurden dicke Pfosten eingeschlagen. Dazwischen wurden Balken festgenagelt. An beiden Seiten des Rahmens wurden Hartholzbretter mit Nägeln befestigt und der Hohlraum mit Papierfetzen isoliert. An einer Seite blieb ein Loch, in das ein altes Fenster eingebaut werden
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