Top Secret 9 - Der Anschlag (German Edition)
fragte sich, ob sie schwimmen sollte. Es war ziemlich weit, aber im Dunkeln würde man sie nicht sehen und sie könnte nur dreißig Meter vom Dojo entfernt auftauchen.
Sie legte sich auf den Bauch und robbte so schnell sie konnte durch das lange Gras. Nach dreißig Metern war sie sicher, dass sie sich aufrichten und geduckt weiterrennen konnte. Doch als Dana die erste Baumgruppe erreichte, hörte sie das Brummen der Quads. Ein Bewegungsmelder am Waldrand hatte sie entdeckt und Kazakov hatte die Weißhemden alarmiert.
»Scheiße!«
Drei Fahrzeuge schossen mit gleißenden Scheinwerfern zwischen den Bäumen hervor und den Hügel hinunter auf sie zu. Sie rannte zum See, aber gegen die Quads mit ihrer Spitzengeschwindigkeit von sechzig Stundenkilometern hatte sie nicht den Hauch einer Chance.
Sie saß in der Falle, im Niemandsland auf halbem Weg zwischen dem See und den Bäumen. Von einem Quad überfahren zu werden, konnte tödlich enden, aber die Weißhemden hatten strikte Anweisungen, ihn nicht als Waffe einzusetzen. Deshalb näherten sich die drei Fahrer jetzt langsamer und mit gezückten Gewehren.
»Hinknien und Hände hinter den Kopf«, befahl Dave Moss.
Dana überlegte, ob sie wegrennen sollte. Hundert Meter vom Hauptgebäude entfernt wäre das kein Thema gewesen, aber jetzt trennte sie davon noch über ein Kilometer. Sie hatte definitiv keine Chance, den Quads auf offenem Gelände zu entkommen.
Als Dana sich mit erhobenen Händen hinkniete, stieg die Fahrerin ab, die aus Richtung des Sees gekommen war, und warf ihr aus fünf Metern Entfernung ein paar Handschellen zu.
»Du weißt ja, wie’s läuft, Dana«, sagte sie. »Keine plötzliche Bewegung, sonst schießen wir dich in Stücke.«
13
Lauren hatte recht behalten: Wegen des Drecks und des Gestanks hatte niemand Lust, ihr durch die Gräben zu folgen. Auch wenn es für sie selbst ziemlich unbequem war. Die Gräben waren voller Schutt, was es unmöglich machte, barfuß zu laufen. Als sie am Westende des Geländes herausstieg, zog sie sich als Erstes die nassen Stiefel von den Füßen und schüttete das Wasser aus.
Bei einem Schuppen wusch sie sich über eine Außenleitung den schlimmsten Dreck sowie einen Haufen Käfer ab. Ihr Gesicht ließ sie jedoch absichtlich voller Matsch. Mit ihrem trockenen T-Shirt aus Siobhans Rucksack säuberte sie das Nachtsichtgerät, zog ihre Shorts wieder an und setzte sich das Ding auf.
Ein Blick in die Umgebung zeigte ihr, dass niemand hinter ihr her war. Geduckt schlich sie über den trockenen Boden, doch das laute Quatschen aus ihren nassen Stiefeln beunruhigte sie. Sicherlich war am Eingang zum Übungsgelände jemand postiert, und sie war sich darüber im Klaren, dass der zentrale Teil des Trainingsgeländes mit Überwachungskameras gespickt war. Zum Glück kannte Lauren durch ihre Strafaufgabe bei den Gräben noch einen kaum genutzten Seitenweg, der direkt unter dem großen Hindernis, an dem die Cherubs ihre Höhenangst bekämpfen mussten, ins Unterholz führte.
Mit dem Nachtsichtgerät vor Augen und Siobhans Rucksack auf der Schulter lief Lauren schnell hinüber. Doch selbst mit dieser Rothemd-Ausrüstung hatte Lauren keine gesteigerte Lust, den Weg über das offene Gelände zwischen dem Wald und dem Hauptgebäude zu Fuß zurückzulegen.
Sie wollte sich einen der Golfbuggys schnappen. Zwar konnten die Weißhemden trotzdem noch auf sie schießen, aber die Beschädigung anderer Fahrzeuge war nicht nur teuer, sondern auch gefährlich – und daher bei Übungen verboten. In einem Buggy standen ihre Chancen also gar nicht so schlecht, zum Hauptgebäude zurückzukommen. Gesetzt den Fall, dass sie nicht zu stark beschossen wurde und rausfiel.
Auf dem Campus gab es etwa zwei Dutzend Buggys, mit denen die Angestellten die verschiedenen Gebäude schnell erreichen konnten. Die Kinder durften sie nur unter besonderen Umständen benutzen – wenn jemand verletzt war oder schwere Lasten transportiert werden mussten.
Lauren hoffte darauf, dass einer der Elektrowagen hinter dem Gärtnerschuppen stehen würde. Aber genau darin lag der Haken. Noch genauer gesagt, waren es zwei: Zum einen achtete das Personal peinlichst darauf, wer welchen Buggy wofür benutzte, und es war vorgeschrieben, dass die Buggys für den Gebrauchsfall auf der anderen Seite des Campus geparkt wurden. Zum anderen kannten natürlich auch ihre Gegner den Wert der Buggys. Also selbst wenn sie einen fand, lagen dort bestimmt einige Rot- oder Weißhemden auf
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