Top Secret 9 - Der Anschlag (German Edition)
sich wieder an den Rücken und ließ sich ächzend nieder. Lauren war überrascht. Auch wenn Mac bereits Ende sechzig war, war er gut in Form und hatte bis zu seiner Pensionierung auf dem Campus regelmäßig trainiert.
»Alles in Ordnung?«, fragte Lauren mitfühlend, als sie sich auf den Plastikstuhl setzte.
»Meine Frau war Töpferin«, erklärte Mac, »und zwar eine ziemlich gute. Sie hat alle möglichen Preise gewonnen und sogar ein paar Bücher darüber geschrieben.«
»Ich weiß«, nickte Lauren. »In Ihrem Büro stand immer eine große Schale.«
»Meine jüngste Tochter ist in ihre Fußstapfen getreten und ich habe ihr den Brennofen ihrer Mutter angeboten. Aber das Ding wiegt eine Tonne, und als ich ihn mit meinem Schwiegersohn zum Auto geschleppt habe, war das wohl der Ruin für meinen Rücken.«
Lauren lächelte, weil Mac lächelte, aber ihr war dabei gar nicht wohl. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Zugleich hatte sie das Gefühl, nicht ignorieren zu können, was Macs Frau und seinen Enkeln passiert war.
»Das mit Ihrer Familie tut mir schrecklich leid«, sagte sie und errötete leicht. »Allen tut es leid. Es muss furchtbar für Sie sein.«
»Das ist es wirklich«, antwortete Mac. »Aber das Leben geht weiter und heute Morgen gab es gewissermaßen eine gute Nachricht. Es sieht so aus, als ob die Flugsicherheitsbehörde die Leichen freigibt, damit sie zur Beerdigung nach Hause geflogen werden können.«
»Toll«, entfuhr es Lauren. Mist, dachte sie gleich darauf. Sie war sicher, dass sie das Falsche gesagt hatte. Das freut mich , oder Das ist gut wäre noch in Ordnung gewesen, aber Toll zu schreien, war ziemlich blöd. Es war nicht toll .
»Ich habe von den Menschen auf dem Campus viele nette Briefe bekommen und Zara hat sich ganz wundervoll verhalten. Sie hat mich überall hin gefahren. Ich musste ihr sogar irgendwann befehlen, zum Campus zurückzukehren und ihre Arbeit zu machen.«
Lauren nickte. »Ich bin so froh, dass sie Ihre Nachfolgerin geworden ist. Sie ist wirklich sehr nett.«
»Hast du schon davon gehört, was ich hier auf dem Campus mache?«, fragte Mac.
»Nur Gerüchte. Aber natürlich wissen alle, dass es mit dem Flugzeugabsturz zu tun hat.«
»Trotz meiner Pensionierung bin ich noch immer in einigen Ausschüssen des Geheimdienstes und stehe der Regierung regelmäßig als Berater zur Verfügung. Daher habe ich auch noch meine Sicherheitsausweise«, erklärte Mac. »Bei schwereren Vorfällen muss jemand von CHERUB die Untersuchungen begleiten und prüfen, ob Agenten wie du in gewissen Situationen von Nutzen sein könnten. Das ist vielleicht nicht gerade der aufregendste Job für einen Einsatzleiter, aber ich wollte nicht einfach untätig zu Hause herumsitzen. Daher habe ich Zara gebeten, mich einzubeziehen. Und das Ergebnis siehst du vor dir.«
Mac breitete die Arme aus und deutete auf die Papierberge.
»Und da ich jetzt hier sitze, nehme ich an, dass Sie auf etwas gestoßen sind?«, vermutete Lauren.
»Vielleicht«, antwortete Mac vorsichtig. »Es ist eine Spur, aber sie könnte sich auch nur als schlechter Scherz oder ein Schrei nach Aufmerksamkeit entpuppen.«
»Was für eine Spur?«
»Ein Anruf«, erklärte Mac. »In den Tagen nach dem Absturz sind bei der Anti-Terror-Hotline über achthundert davon eingegangen. Jeder dieser Anrufe wird aufgezeichnet und Kategorien von A bis D zugeordnet. A bedeutet dabei ungefähr so viel wie Schickt die Cops los, um die bösen Jungs zu verhaften . B ist eine ernsthafte Spur, der man innerhalb von Tagen oder Stunden nachgehen muss. C bedeutet, dass man die Spur im Auge behält und ihr nachgeht, wenn weitere dazu passende Informationen auftauchen. Die meisten Anrufe werden in Kategorie D eingestuft, das heißt, man geht davon aus, dass es sich um Scherze handelt, dass die Infos von Irren stammen und reine Zeitverschwendung sind. Ich habe mir gerade die Anrufe der Kategorie D angesehen, und dabei ist mir dieser hier aufgefallen.« Mac klickte auf ein Icon auf seinem Laptop und spielte eine Audiodatei ab.
Aus dem Lautsprecher erklang die Stimme eines Jungen:
»Ich... ich bin mir nicht sicher... aber ich glaube, mein Dad... ich glaube...«
Darauf die Stimme des Bearbeiters: »Beruhige dich erst einmal und dann fang noch mal von vorne an.«
Noch mal der Junge: »Nein... war nur ein Scherz, tut mir leid.« Dann klickte es und es war aufgelegt worden.
Lauren war nicht gerade überwältigt und Mac lachte über ihren Gesichtsausdruck.
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