Top Secret 9 - Der Anschlag (German Edition)
»Du siehst nicht sehr beeindruckt aus.«
»Nun ja, damit kann man nicht viel anfangen«, antwortete sie verlegen.
»Aus winzigen Eicheln erwachsen riesige Eichen«, lächelte Mac. »Die meisten Eicheln enden natürlich als Eichhörnchenfutter, aber schließlich muss man ja bei jeder Untersuchung irgendwo anfangen. Und diese besondere Spur interessiert mich.«
»In Forensik haben wir von einem Mord gehört, der durch eine winzige Farbspur an einem Holzpfahl aufgeklärt wurde«, bestätigte Lauren.
»Der Anruf wurde von einem Detective namens Marc Love entgegengenommen«, fuhr Mac fort. »Der Faulpelz hat ihn einfach in Kategorie D eingestuft und sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Telefonnummer des Anrufs zu überprüfen. Aber mir ist er aufgefallen, denn wenn ich in meinen dreißig Jahren Arbeit auf dem Campus eines gelernt habe, dann, dass hinter dem, was Kinder sagen, oftmals mehr steckt, als man zuerst vermutet.«
»Was denn zum Beispiel?«, fragte Lauren. Neugierig neigte sie sich vor. Allerdings fragte sie sich zugleich, ob Mac vor Kummer ein wenig verrückt geworden war.
»Wie alt klingt dieser Junge für dich?«, fragte Mac.
»Höchstens zwölf Jahre«, antwortete Lauren. »Kein Stimmbruch... es könnte ebenso gut ein Mädchen sein.«
»Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt«, bekannte Mac. »Aber du hast recht, auch ich war mir anfangs nicht sicher wegen des Geschlechts. Die Sache ist nur so, dass solche Scherze meist von Teenagern angestellt werden, und dafür klang er einfach zu jung. Was ist mit dem Akzent?«
»Definitiv Naher Osten.«
»Noch etwas? Wie klang seine Stimme?«
»Er hatte Angst«, gab Lauren zu. »Was haben die Nachforschungen denn noch ergeben?«
»Bei dem Telefon handelt es sich um ein unregistriertes Prepaid-Handy. Es wurde ein paar Mal mit einer Kreditkarte einer Frau namens Yasmin Hassam und einmal mit der eines Hassam Bin Hassam aufgeladen, ihrem Mann. Sie haben einen Sohn, Fahim Bin Hassam, elf Jahre alt. Die Familie wohnt in Hampstead im Norden von London, kaum zwei Meilen von dort, wo du aufgewachsen bist.«
»Nicht weit weg, aber es ist eine piekfeine Gegend. So jemanden wie James und mich gibt’s in Hampstead sicher nicht.«
»Wahrscheinlich nicht«, stimmte Mac zu.
»Fahim ist also der Anrufer?«
Mac nickte. »Ich habe keinen Beweis dafür, aber es ist die einzig logische Annahme.«
»Und was wissen wir über die Bin Hassams? Sieht es nach potenziellen Bombenlegern aus?«
»Ja und nein«, antwortete Mac. »Hassam besitzt eine Handelsgesellschaft namens Bin Hassam Dubai Mercantile, kurz BHDM, zusammen mit seinem jüngeren Bruder Asif. Soweit ich in Erfahrung gebracht habe, besteht ihr Geschäft in der Hauptsache darin, freie Plätze auf Containerschiffen in den Häfen der ganzen Welt aufzukaufen und darüber alles zu transportieren, von dessen Verkauf sie sich Profit erwarten. Das meiste davon ist Schrott, in China hergestellte Billigware wie Steakmesser oder Werkzeuge, die man in den Ein-Pfund-Läden bekommt.
Von Dubai aus werden eine Menge solcher Handelsgesellschaften betrieben, da die Emirate geringe Steuern fordern und über einen der größten Containerhäfen der Welt verfügen. Einige dieser Gesellschaften sind sehr angesehen, aber die meisten haben einen zweifelhaften Ruf. BHDM wurde in Indien und Deutschland wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Hier stehen sie auf einer Verdächtigenliste der Zollbehörde.«
Lauren zuckte mit den Achseln. »Es sind also windige Geschäftsleute, aber gibt es irgendwelche Hinweise auf terroristische Verbindungen?«
»Der britische Geheimdienst hat nichts, aber bei der TSA steht der Name Asif Bin Hassam auf der No-fly-Liste.«
Lauren lehnte sich zurück. »TSA?«
»Entschuldige«, sagte Mac. »Transportsicherheitsabteilung von Amerika.«
»Die Bin Hassams müssen also etwas geplant haben«, überlegte Lauren.
»Das ist nicht so eindeutig, wie es sich anhört«, warnte Mac. »Diese No-fly-Listen wurden 2003 eingeführt und eigentlich ist der Name falsch. Denn die Leute auf diesen Listen dürfen schon fliegen, sie müssen sich nur strengsten zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen unterziehen, wenn sie einen amerikanischen Flughafen betreten. Das größte Problem dabei ist, dass es sich um eine reine Namensliste handelt ohne Geburtsdaten oder sonstige Beschreibungen, und Asif Bin Hassam ist ein recht häufiger arabischer Name.«
»Also wird jeder mit diesem Namen automatisch von der Flugsicherheit
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