Top Secret 9 - Der Anschlag (German Edition)
einem eurer Arbeitskollegen zu einer Party eingeladen gewesen seid und versprochen hattet, um eins wieder auf dem Campus zu sein – aber erst um Viertel nach drei am Tor aufgekreuzt seid. Ich glaube, in dem Bericht vom Sicherheitsteam hieß es, ihr hättet alle drei gerochen wie der Inhalt einer Wodkaflasche.«
»Wir haben die Zeit vergessen«, sagte Kerry leise.
»Ich war nicht gerade erfreut, habe es aber auf sich beruhen lasse, weil es eine einmalige Sache gewesen war und ihr alle am nächsten Tag rechtzeitig zur Arbeit und in der Schule aufgetaucht seid. Mir war allerdings nicht bekannt, dass James in eine Schlägerei verwickelt war.«
»Bitte«, flehte Kerry, »ich nehme jede Strafe auf mich. Ich hab völlig überreagiert. Aber James hat nur versucht, eine junge Frau zu verteidigen, die von ihrem Freund verprügelt wird.«
»Zum Glück kenne ich Inspector Marsdell sehr gut. Sein Anruf, dass James in einer seiner Zellen sitzt, hat den Campus schon vor dir erreicht.«
»Oh«, machte Kerry verwundert. »Dann wussten Sie das alles schon? Glauben Sie, dass sie ihn anklagen werden?«
Zara schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich lasse James noch ein paar Stunden in seinem eigenen Saft schmoren. Meryl hat angeboten, ihn nach dem Training der Rothemden um fünf Uhr abzuholen.«
»Da ist noch etwas«, sagte Kerry. »Ich brauche einen Rat.«
»Bei was?«
»Gemma«, erklärte Kerry. »Sie lebt mit diesem Danny zusammen und ihm gehört die Wohnung. Sie hat zwei Kinder, die im selben Alter sind wie Ihre beiden, und er schlägt sie ständig.«
»Ich verstehe. Hat sie Eltern oder Freunde, die ihr helfen können?«
Kerry schüttelte den Kopf. »Gemma weigert sich, mit ihren Eltern zu sprechen, und lehnt jede Hilfe ab. Nach dem Kampf hat sie Danny zwar angespuckt, aber sie ist dann doch mit ihm im Krankenwagen weggefahren.«
»Hört sich an, als ob sie ihn wirklich liebt«, stellte Zara fest.
»Aber er prügelt sie windelweich«, rief Kerry erstickt. »Vielleicht hätte ich mich nicht einmischen sollen, aber ich habe es nun mal getan, und ich will nicht daran schuld sein, wenn Gemma mit eingeschlagenem Schädel endet oder mit ihren beiden kleinen Kindern auf der Straße steht. Es muss doch etwas geben, womit wir ihr helfen können.«
»Gemma ist erwachsen. Aus dieser schrecklichen Beziehung wird sie nur herauskommen, wenn sie es wirklich will.«
Kerry war ganz verzweifelt. »Aber ich habe versucht, mit ihr zu reden, Zara. Sie hört einfach nicht zu.«
»Ich wette, du bist nicht die Erste, die Gemma sagt, wie sie ihr Leben leben soll«, gab Zara zu bedenken. »Man kann nur hoffen, dass sie einen anderen Mann kennenlernt oder einen Freund, der ihr zeigt, dass sie etwas Besseres verdient hat. Aber wenn man sich aggressiv einmischt und den Leuten vorschreiben will, was sie zu tun haben, dann drängt man sie damit nur in die Defensive.«
»Was soll ich denn machen?«, fragte Kerry.
»Ich glaube nicht, dass du viel tun kannst«, erklärte Zara. »Du kannst ihr nur zuhören und ihr moralische Unterstützung geben, wenn sie es braucht.«
Kerry klang verärgert. »Wir warten also einfach ab, bis Danny aus dem Krankenhaus kommt und sie wieder schlägt?«
»Dieser Danny klingt mir ganz nach einem richtig miesen Kerl, und ihr seid wirklich provoziert worden«, gab Zara zu. »Aber du bist nicht das Gesetz, Kerry. Nichts gibt dir das Recht, jemand anderem Arme und Beine zu brechen. Ich weiß nicht, ob ich Gemma viel helfen kann, aber es gibt Wohltätigkeitseinrichtungen und Selbsthilfegruppen, die Menschen in gewalttätigen Beziehungen Unterkunft und andere Hilfe anbieten. Ich werde ein paar Anrufe tätigen und dafür sorgen, dass man ihr ein paar Broschüren an ihre Arbeitsstätte schickt.«
»Broschüren«, wiederholte Kerry verächtlich. »Was soll denn das schon bringen?«
»Wir können Gemma nicht dazu zwingen, etwas zu tun, was sie nicht will«, erklärte Zara bestimmt. »Sie muss es schon selbst herausfinden. Mit etwas Glück wird sie die Informationen lesen und erkennen, dass sie noch eine andere Wahl hat. Und was deine Strafe angeht...«
»Ich werde also bestraft?«, seufzte Kerry.
»Darauf kannst du dich verlassen«, nickte Zara. »Ich muss erst noch mit James und Dana sprechen, um der Sache auf den Grund zu gehen und zu erfahren, was in den letzten beiden Wochen alles vorgefallen ist. Aber du wirst auf jeden Fall bestraft, und zwar nicht zu knapp!«
29
Am Samstagmorgen wachte Fahim früh auf. Er hasste
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