Top Secret - Der Auftrag
Patricia müsste in der Mutter-Kind-Gruppe sein, aber klingelt vorsichtshalber noch mal an der Tür. Wenn etwas schiefgeht und ihr geschnappt werdet, haltet einfach fest eure Klappe, und ich hole euch raus, sobald ich kann.«
»Keine Sorge, John«, beruhigte ihn Kerry, als sie neben Lauren auf den Gehweg trat und die Autotür zuschlug.
Es war ein schöner Morgen. Kerry und Lauren grinsten sich an, als sie losmarschierten. Das in den Dreißigerjahren erbaute Haus der Patels war eine Bruchbude. In der merkwürdig gepflasterten Auffahrt stand kein Auto, und ein Klingeln an der Haustür bestätigte, dass niemand zu Hause war.
Kerry zog eine kleine Brechstange aus ihrem Rucksack und trieb sie durch das schmale Glasfenster neben der Vordertür. Das machte einen Höllenlärm, und die Mädchen sahen sich beunruhigt um, ob die Nachbarn aufmerksam geworden waren.
Sie zogen sich dicke Gartenhandschuhe über ihre Einweghandschuhe und entfernten vorsichtig die Glassplitter aus dem Rahmen, damit sich Lauren beim Hindurchklettern nicht verletzte.
»Das ist viel kleiner, als es auf den Überwachungskameras ausgesehen hat«, befand Lauren nervös.
»Das wird schon klappen«, machte Kerry ihr Mut. »So fett bist du nun auch wieder nicht.«
Lauren schob sich mit Schultern und Armen durch das Fenster. Kerry nahm sie an den Fußgelenken und ließ sie vorsichtig hinabgleiten. Erst als Laurens Hände den Teppichboden im Haus berührten, ließ Kerry los.
Lauren richtete sich auf, nur um fast wieder hinzufallen, als sie über ein Aufziehauto stolperte und sich den Knöchel verdrehte. Die Wände des Flurs waren zerkratzt und mit schmutzigen Handabdrücken verschmiert und in der Luft lag der Gestank von kaltem Zigarettenrauch. Lauren versuchte, Kerry durch die Vordertür hereinzulassen, doch die war abgeschlossen.
Also kniete sie sich hin und rief durch den Briefschlitz: »Es lohnt nicht, das aufzubrechen. Es ist einfacher, wenn ich dich an der Hinterseite vom Haus hereinlasse.«
Sie ging durch zum Wohnzimmer und öffnete das mittlere Erkerfenster.
»Danke«, meinte Kerry, als sie hindurchkletterte. »Millie hat gesagt, als sie hier Babysitter war, sei der Computer oben im hinteren Schlafzimmer gewesen. Du kopierst alles, was darauf ist, während ich mich nach Papierkram umsehe.«
»Aye aye, Käpt’n«, sagte Lauren und rannte die Treppe hinauf.
Der Computer war mit Kreide beschmiert und die Tastatur mit orangem Zeug verklebt, von dem Lauren
hoffte, dass es Saft war. Ihr kam der Gedanke, dass die Patels Schlamper waren. Auf jeden Fall gehörten sie nicht zu den Menschen, die auf ihrem Computer Haushaltskonten führten oder andere wertvolle Daten speicherten.
Unten im Erdgeschoss fand Kerry stapelweise unsortierte Papiere in einem Schrank im Wohnzimmer. In ihrem Rucksack hatte sie einen Hochgeschwindigkeits-Handscanner, doch sie wusste, dass es Stunden dauern würde, alles zu kopieren, besonders da einiges davon noch im Umschlag steckte, zusammen mit Niedrigzins-Broschüren und billigen Autoversicherungen.
Lauren durchforstete den Computer und fand nichts als ein paar Spiele für Vorschulkinder. Es dauerte weniger als eine Minute, den Inhalt der Festplatte auf eine Flash-Speicherkarte zu kopieren. Dann zerrte sie die Kabel aus dem Rechner und stieß den Monitor vom Tisch. Sie packte die Tastatur und schlug damit Bücher und Deko aus zwei Regalen, bevor sie sie über den Kopf schwang und einen Lampenschirm aus Papier demolierte.
Sie durchsuchte die Schubladen des Computerschreibtisches nach Dokumenten und ging anschlie ßend ins Bad, wo sie Duschgel, Shampoo und Zahnpasta abwechselnd auf dem Boden und an den Wänden verteilte. Mit einem Lippenstift schrieb sie auf den Badezimmerspiegel: ICH HOFFE, ES MACHT EUCH SPASS, MEINEN DRECK WEGZURÄUMEN!, und zeichnete ein Smiley darunter.
Im Elternschlafzimmer stand eine kleine Schmuckschachtel. Lauren stopfte sich Patricias Sammlung an Broschen und Ringen in die Tasche ihres Trainingsanzuges, dann öffnete sie den Kleiderschrank und riss alle Kleider von den Bügeln.
In Michaels Nachttischschublade fand sie ein paar Kreditkarten und etwa hundert Pfund in bar. Nach weiterem Stöbern entdeckte sie noch ein kleines Tütchen weißes Pulver, wahrscheinlich Kokain.
»Was für ein schlimmer Junge«, murmelte sie, riss die kleine Schublade aus der Halterung und warf ihren Inhalt ins Zimmer.
Danach öffnete sie Michaels Kleiderschrank, in dem ein halbes Dutzend Polizeiuniformen in den
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