Top Secret - Der Auftrag
es wirkt nur realistisch, wenn wir etwas kaputt machen, aber ihre Mutter hat geweint, und sie sah wirklich ängstlich aus.«
»Man kann kein Omelette machen, ohne Eier zu zerschlagen«, zitierte Lauren den Spruch, den sie im CHERUB-Training oft zu hören bekamen. Dennoch fühlte sie sich schuldig, weil ihr die Sauerei im Bad so viel Spaß gemacht hatte.
»Also, was habt ihr?«, fragte John. »Ihr wart lange genug im Haus.«
»Hauptsächlich finanziellen Kram«, meinte Kerry. »Ungefähr vierhundert Seiten. Es hat ewig gedauert, weil nichts davon sortiert war und die Hälfte in Umschlägen steckte.«
»Und der Computer?«
»Ich habe alle Daten kopiert«, berichtete Lauren, »aber ich glaube nicht, dass wir etwas Wichtiges finden, es sei denn, Sie haben das dringende Bedürfnis, Bussi Bär lernt das ABC zu spielen.«
28
John arbeitete mittlerweile Vollzeit an der Tarasov-Mission. Er hatte nicht die Absicht, täglich zwischen London und dem Campus zu pendeln, daher mietete er eine Zweizimmersuite in einem Hotel an der Themse an.
Lauren und Kerry waren der Mission bei Bedarf zugeteilt, was bedeutete, dass sie zum Campus zurückkehren mussten, wenn sie nicht gebraucht wurden. John holte die Schlüsselkarten an der Rezeption, stieg in den gläsernen Lift und schwebte mit den beiden Mädchen in ihren Trainingsanzügen zum siebzehnten Stock empor.
Dort wurden sie von einer Lkw-Ladung Akten empfangen, und Chloe Blake - eine ehemalige Cherub-Agentin,
die kürzlich als Assistenz-Einsatzleiterin angefangen hatte - sortierte fleißig Papiere in Rollcontainer, richtete die Computer ein und stellte die Satellitenverbindung zum Campus her. Kerry und Lauren packten in einem Zimmer mit zwei Doppelbetten ihre persönlichen Sachen aus, duschten und schlüpften in Hotel-Bademäntel, bevor sie sich vom Zimmerservice ein Thai-Curry bestellten.
Sie lagen auf dem Rücken und sahen MTV, als John sie aufscheuchte.
»Hoch mit euch, meine Damen«, verlangte er streng. »Ihr seid hier auf einer Mission und nicht im Urlaub. Kerry, ich will, dass du alle Dokumente ausdruckst, die du kopiert hast, und Ordnung in die Unterlagen bringst. Lauren, schick die Computerdaten der Patels per E-Mail an den Campus.«
»Ja, Boss«, schnaufte Kerry. »Und sieh mich nicht so an«, mahnte John steif. »Das ist hier kein Hotel.«
Lauren kicherte. »Doch, ist es eigentlich schon.«
John war sehr sanftmütig, aber Laurens Frechheit erboste ihn. Er ging ins Wohnzimmer, nahm eines der Fotos von Will aus der Akte und hielt es den Mädchen vor die Nase. Keines von ihnen hatte die Bilder zuvor gesehen und sie zuckten zusammen.
»Ich versuche, die Leute zu schnappen, die das getan haben«, sagte John. »Ich hatte gehofft, ihr beide wollt sie genauso gerne in den Knast wandern sehen wie ich.«
»Tut mir leid, John«, entschuldigte sich Kerry, stand schnell auf und zog ihre Jeans aus dem Schrank.
Lauren sah verlegen auf den Fußboden. »Ja, tut mir auch leid. Wir machen uns sofort an die Arbeit.«
John beorderte alle zu einer Besprechung um neun Uhr abends ins Hotel. James und Dave parkten in der Tiefgarage. Im Lift trafen sie zwei Stockwerke weiter oben auf Lauren und Kerry. Die beiden Mädchen trugen Bademäntel, Badelatschen, und das Wasser lief ihnen aus den Haaren.
»Manche machen ja schöne gemütliche Einsätze«, frotzelte Dave. »Schwimmen im Hotelpool, während James und ich in den Slums leben müssen.«
»James liebt Slums«, gab Lauren grinsend zurück. »Das ist sein natürlicher Lebensraum. Und ich möchte nur anfügen, dass Kerry und ich vier der letzten fünf Stunden damit verbracht haben, uns die Köpfe über die Finanzen der Patels zu zerbrechen. John hat gesagt, wir dürften eine kurze Pause machen und vor dem Treffen schnell noch schwimmen gehen.«
James konnte das Chlor auf Kerrys Haut riechen, während der Aufzug nach oben schwebte. Er hatte wenig an sie gedacht, seit er Hannah getroffen hatte, aber sie war ziemlich erwachsen geworden, seit er sie vor fast zwei Jahren bei der Grundausbildung kennengelernt hatte. Er fand, sie sah hübscher aus denn je, und er stellte sich vor, ihre feuchte Wange zu küssen.
»Siebzehnter Stock«, sagte Dave. Er trat hinaus in den dunklen Flur und ging zur Suite.
John und seine Assistentin Chloe waren anwesend sowie ein bärtiger Anwalt namens Mr Schott. Er war einer der Rechtsbeistände von CHERUB und Mitglied des Ethik-Komitees, das jeden CHERUB-Einsatz genehmigen musste. Zuletzt erschien
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