Top Secret - Der Ausbruch
richtiiiig!«, frohlockte Mr Large. »Unsere kleine Meerjungfrau, genau … Wenn also einer von euch einen Fluss mit starker Strömung durchqueren, am anderen Ufer sechs wunderschöne graue T-Shirts holen und wieder zurückschwimmen müsste, dann wärst du die beste Kandidatin für diesen Job, stimmt’s?«
»Jawohl, Sir«, rief Lauren und versuchte verzweifelt, Mr Large nicht merken zu lassen, wie sehr sie sich aufregte. Er liebte es, seine Schützlinge zum Weinen zu bringen.
Mr Large trat einen Schritt zurück und wandte sich an alle: »Ich schlage vor, ihr tut alles, was ihr
könnt, um Lauren zu helfen. Denn wenn sie nicht mit den T-Shirts zurückkommt, lasse ich euch alle einzeln hinüberschwimmen, um sie euch zu holen. Der Fluss ist vierhundert Meter von hier, hinter der nächsten Hügelkuppe. Also macht euch lieber auf den Weg, wenn ihr vor Sonnenuntergang im Warmen sein wollt.«
Lauren führte die Kinder an, die sich durch den Tiefschnee den Hang hinaufmühten. Die Schlitten mir ihrer Ausrüstung zogen sie hinter sich her. Mr Large und seine zwei Assistenten, Mr Speaks und Miss Smoke, folgten ihnen.
Das Wasser schoss dahin und machte einen Lärm, der selbst das lauteste Heulen des Windes übertönte. Im Sommer war dieser Fluss über hundert Meter breit, aber jetzt waren die Ufer zugefroren, sodass Lauren nur sechzig Meter überwinden musste.
Miss Smoke, die selbst gegen einen Boxer im Ruhestand muskulös aussah, wies mit ihrem muskelbepackten Arm auf das gegenüberliegende Ufer.
»Eure grauen T-Shirts liegen in einem wasserdichten Rucksack hinter dem Verkehrshütchen«, knurrte sie.
Die sechs Ausbildungsteilnehmer drängten sich zusammen und zogen ihre Kapuzen ab, damit sie einander besser verstehen konnten. Keiner konnte Lauren direkt in die Augen sehen, als sie so beisammenstanden. Sie tat ihnen leid, ja, aber sie spürten
auch Erleichterung, dass sie diesen Job nicht selber machen mussten.
»Hätte schlimmer kommen können«, versuchte Lauren zu scherzen und das betretene Schweigen zu brechen. »Ich werde nackt schwimmen müssen, sonst frieren meine Kleider an mir fest, sobald ich aus dem Wasser steige, und ich kriege sie nie wieder ab.«
Ein zwölfjähriger Kurde namens Aram antwortete: »In unseren Erste-Hilfe-Sets ist Vaseline. Wenn du dich damit einschmierst, isoliert die Creme.«
»So bleibe ich länger warm.« Lauren nickte.
»Wir könnten unsere Rettungsseile aneinanderknoten und Lauren unter den Armen festbinden«, schlug Bethany vor. »Zusammengeknotet müssten sie bis ans andere Ufer reichen, und wenn Lauren Schwierigkeiten bekommt, können wir sie notfalls zurückziehen.«
»Gute Idee.« Lauren grinste. »Ich müsste zwar auf die andere Seite schwimmen, aber zurück könntet ihr mich ziehen.«
»Glaubst du, du schaffst es bis da rüber?«, fragte Aram.
»Das Wasser wird schrecklich kalt sein und die Strömung ist heftig«, meinte Lauren, »aber die Strecke ist nicht viel länger als eine Bahn im Schwimmbad.«
Die sechs knüpften ihre Rettungsseile aneinander und Lauren überprüfte die Knoten. Dann kramten
alle aus ihren Rucksäcken die Vaseline he - raus.
Bethany ging voraus ans Flussufer und half Lauren, die Reißverschlüsse ihrer äußeren Kleidungsschichten zu öffnen. Aus ihren Überlebenshandbüchern wussten sie, dass die Temperatur von fließendem Gewässer in dieser Gegend ein paar Grad über dem Gefrierpunkt lag. Freiwillig würde man darin nicht schwimmen, aber man konnte es überleben. Das wirkliche Problem war, dass die Luft außerhalb des Wassers mehr als minus fünfzehn Grad kalt war. Würde Lauren ihre Haut länger als ein paar Minuten ungeschützt diesen Temperaturen aussetzen, bekäme sie Blasen, als ob sie in einen Kessel heißen Wassers gesprungen wäre.
Zwei der Jungen legten eine Isomatte aus Schaumstoff auf den Schnee und beschwerten sie mit den Schlitten, damit sie nicht wegflog.
»O. K.«, meinte Lauren. »Weiß jeder, was er zu tun hat? Ich will keine Verzögerungen!«
Nachdem Lauren befriedigt das Nicken der anderen zur Kenntnis genommen hatte, setzte sie sich auf die Isomatte und zwei Jungen zogen ihr die Schneestiefel aus. Lauren stand auf. In hektischer Eile stieg sie gleichzeitig aus ihrem Skianzug und der ersten Fleeceschicht. Dann schlüpfte sie aus der eng anliegenden zweiten Schicht Fleecekleidung, ihren Socken und der Unterwäsche. Bethany sammelte die Thermowäsche sofort auf und stopfte
sie sich in den Skianzug, damit sie nicht steinhart
Weitere Kostenlose Bücher