Top Secret - Der Ausbruch
Gerüchten zufolge war eine von ihnen sogar von ihm schwanger. Als Kerry ihm davon erzählt hatte, hatte James so getan, als sei er entsetzt, aber was die Jungs auf dem Campus anging, so machte diese Sexgeschichte Dave nur noch cooler.
»Kennst du David Moss?«, fragte John Jones.
»Nein«, antwortete James nervös und schüttelte David die Hand. »Angenehm.«
»Du kannst mich Dave nennen.« David lächelte.
James kam sich bescheuert vor. Wer stellte sich jemandem wie Dave Moss mit »Angenehm« vor? So was sagte man doch höchstens zu einer alten Oma.
»David ist beim Einsatzvorbereitungsteam hoch angesehen«, erklärte John Jones, »und wir suchen noch zwei gute Agenten, die mit ihm zusammenarbeiten. Es geht um einen der wichtigsten Einsätze, die CHERUB je unternommen hat.«
James musste unwillkürlich grinsen.
»Ich wusste doch, dass es um etwas Großes geht«, stieß er hervor. »Ich meine … Na ja, jeder kennt Daves Ruf. Sie schicken ihn sicherlich nicht auf eine Kindergartenmission.«
»Du bist aber auch nicht schlecht, James«, versicherte ihm Dave. »Ich habe deine Personalakte gelesen.
Du hast erst zwei Einsätze hinter dir, aber was dir an Quantität fehlt, machst du an Qualität mehr als wett.«
»Danke.« James grinste. Das Kompliment trug dazu bei, dass er sich in der Gegenwart des Campushelden wesentlich wohler fühlte als zuvor. »Worum geht es denn bei unserem Einsatz?«
Dave sah John Jones an. »Kann ich es ihm jetzt zeigen, Boss?«
»Ich will James nur noch etwas klarmachen, bevor du loslegst«, sagte John. »Egal ob du diesen Einsatz annimmst oder nicht, James, alles, was du von jetzt an hier hörst, muss innerhalb dieser vier Wände bleiben.«
»Ja, natürlich.« James nickte. »Wie immer.«
Dave langte über die Armlehne des Sofas und hob eine dicke Metallröhre vom Boden auf, an der eine Schulterstütze und ein Abzugshebel befestigt waren.
»Weißt du, was das ist?«
»Sieht aus wie eine Rakete«, erwiderte James.
»Exakt«, sagte Dave. »Du legst sie dir auf die Schulter und zielst auf einen Panzer, Hubschrau - ber oder was auch immer. Du hast nur einen Schuss, dann wirfst du das Abschussrohr weg. Das hier ist das neueste Modell. Der Flugkörper hat einen Raketenantrieb mit Festbrennstoff und eine Reichweite von zehn Kilometern. Außerdem hat er mehr Köpfchen als ein ganzes Zimmer voller Streber.«
John begann, die Einzelheiten zu erläutern: »Etwa zu der Zeit, als du geboren wurdest, setzten die Amerikaner im ersten Golfkrieg Marschflugkörper vom Typ Tomahawk ein. Bis dahin hatte man aus fünf Kilometern Höhe Bomben aus Flugzeugen abgeworfen und die Daumen gedrückt. Wenn man Glück hatte, traf jede zwanzigste Bombe das Ziel, wenn man Pech hatte, lebte man in der Nähe eines Zielobjektes. Dann kamen die Tomahawk-Geschosse, und plötzlich konnte man fünfhundert Kilometer vom Kampfgebiet entfernt in einer Kontrollzentrale sitzen und ein Geschoss abfeuern, das mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit mitten ins Ziel traf. Diese hohe Trefferquote verschaffte den Amerikanern einen großen taktischen Vorteil, aber das hatte auch seinen Preis: Jede Tomahawk-Rakete kostet eine halbe Million Dollar. Im Golfkrieg wurden täglich zwei Milliarden Dollar allein für Geschosse ausgegeben. Selbst die Yankees können nicht lange so mit Geld um sich werfen.«
Dave reichte James die Waffe, damit er sie sich ansehen konnte.
»Die Herausforderung für die Eierköpfe bestand also nicht darin, diese Präzisionslenkwaffen größer oder noch exakter zu machen oder ihnen eine noch größere Reichweite zu verleihen«, fuhr John fort, »sondern sie billiger zu machen. Die Waffe, die du gerade in der Hand hast, ist das Ergebnis von fünfzehn Jahren Forschung. Die offizielle Abkürzung
dafür lautet: PGSLR - Präzise gesteuerte, schulterlagernde Rakete -, aber man nennt sie nur Buddy-Rakete. Sie wird aus ganz gewöhnlichen, handelsüblichen Komponenten zusammengesetzt, wie man sie auch in Computern oder Autonavigationssystemen findet. Mit jedem Laptop oder einem anderen tragbaren Gerät, das einen Internet-Browser starten kann, kann man die Zieldaten einprogrammieren, oder man kann sich die Daten eines beweglichen Ziels wie ein Auto oder ein Schiff über eine Satellitenverbindung herunterladen. Dann muss man nur noch auf zehn Kilometer an sein Ziel herankommen, entweder am Boden oder vom Helikopter aus. Man zielt in den Himmel, drückt den Abzugshebel durch und das Geschoss macht sich auf den Weg
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