Top Secret - Der Ausbruch
und nicht miteinander sprecht. Habt ihr mich verstanden?«
Nicht sonderlich begeistert, nickten Dave und Lauren.
»Gut«, meinte John. »James, gib Dave und Lauren die Hand.«
James streckte die Hand über den Tisch. Er war zwar der Meinung, dass dieses Händeschütteln
etwas für Sechsjährige war, aber er verstand, was John ihnen damit sagen wollte.
»Es tut mir wirklich leid«, sagte James, als er Laurens Hand losließ.
»Das sollte es auch«, entgegnete sie schroff.
»Ich hätte dich nicht stoßen sollen«, meinte Dave, als James nach seiner vom Hühnchen fettigen Hand griff. »Ich bin nach dem Crash einfach ausgerastet.«
James lächelte unsicher. »Vielleicht hat es ja was genutzt und mich zur Vernunft gebracht.«
»Na gut«, sagte John. »Wie ihr wisst, ist Scott ein Special Agent des FBI. Die letzten drei Monate hat er undercover als Justizbeamter in der Jugendabteilung des Arizona Max gearbeitet. Er hat gerade eine Zwölf-Stunden-Schicht hinter sich und ist sicher müde, also schlage ich vor, ihr hört ihm gut zu und versucht, nicht noch mehr von seiner Zeit zu verschwenden.«
Scott musste erst seine Fritten herunterschlucken, bevor er sprechen konnte.
»Nichts von dem, was ich sagen oder tun kann, wird euch beide ausreichend auf das vorbereiten, was euch im Arizona Max erwartet, aber ich werde mein Bestes versuchen. Am besten fange ich bei den Kids an, die dort üblicherweise landen.
Jedes Mal wenn ihr die Zeitung aufschlagt oder den Fernseher anschaltet, hört oder lest ihr von Verbrechen, bei denen sich euch der Magen umdreht. Ihr werdet eure Zelle mit den Leuten teilen, die
diese Verbrechen begangen haben. Ich rede hier von den fiesesten, brutalsten Kids auf Gottes grüner Erde. Die meisten von ihnen haben bereits jemanden umgebracht und in einem Gefängnis erhöht sich durch Brutalität und rücksichtslose Tyrannei nur ihr Ansehen.«
»Werden sie dafür nicht bestraft?«, wollte Dave wissen.
»Wie denn?«, fragte Scott kopfschüttelnd. »Diese Jungen haben absolut keine Chance, jemals wieder aus dem Knast zu kommen, und mit der Todesstrafe kann man ihnen auch nicht drohen, weil der Oberste Gerichtshof sagt, dass man niemanden zum Tode verurteilen darf, der unter achtzehn Jahre alt ist. Also selbst wenn dich einer tötet, können wir ihm dafür höchstens ein paar Monate Einzelhaft aufbrummen.
Aus diesen hartgesottenen Kerlen besteht ungefähr ein Viertel der Insassen und sie machen dem Rest das Leben ganz schön schwer. Die schwäche - ren Insassen sind meistens Kinder, die ein Mal aus der Rolle gefallen sind und damit tief im Dreck stecken: Jungs, die Läden überfallen haben, um an Geld zu kommen, das sie für ihre Freundinnen ausgeben können; Kinder aus der Mittelschicht, die geglaubt haben, sie könnten mit ein bisschen Drogenhandel leicht ihr Taschengeld aufbessern, oder solche, die ausgerastet sind und Verwandte umgebracht haben, von denen sie geschlagen wurden. Viele von
ihnen sind auf der Schattenseite des Lebens aufgewachsen und die meisten haben geistig nicht allzu viel auf dem Kasten. Mir tun sie ehrlich gesagt leid.«
»Wie ist denn das Gefängnis selber?«, fragte James.
»Billig«, antwortete Scott knapp.
Die Kinder sahen ihn verständnislos an, bis Scott erklärte:
»Vor zwanzig oder dreißig Jahren bestand ein Hochsicherheitsgefängnis aus Zellen mit Gittern an einer Seite und einer Schiebetür, so wie man es in den Filmen sieht. Meist wurde man allein eingesperrt, vielleicht mit einem anderen Zellengenossen. Aber die Zahl der Gefängnisinsassen in Amerika explodiert und Zellen sind teuer: Jede braucht ihre eigenen Wände und Türen, Schlösser, Waschbecken, Toiletten und so weiter. Und wenn die ganzen teuren Zellen gebaut worden sind, braucht man Personal, das aufpasst, dass in diesen Zellen nichts Unanständiges passiert.
Um es kurz zu machen, moderne Einrichtungen wie das Arizona Max haben Schlafsäle. Die Zelle, in der ihr leben werdet, hat zwei Reihen mit je achtzehn Betten an jeder Seite. Zwischen den Betten ist jeweils eine hüfthohe Trennwand, ein Spind und gerade genug Platz, die Beine aus dem Bett zu schwingen. Am einen Ende der Zelle gibt es ein Bad mit zwei Toiletten, drei Pissoirs und zwei Duschen. Ein
paar Meter über euren Köpfen verläuft ein Metallsteg, von dem aus Typen wie ich runterschauen und auf euch aufpassen können.
Das Gute daran ist, dass ihr vierundzwanzig Stunden lang an Curtis Oxford herankommen könnt. Das Schlechte daran ist, wenn
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