Top Secret - Der Ausbruch
Schlägerei. Sie wurde geschlossen, solange drinnen aufgeräumt wurde, und im Hof ging das Gerücht um, sie würde an diesem Tag gar nicht wieder aufmachen.
Vor der Kantine versammelte sich eine mürrische Menge Gefangener, von denen die meisten wegen der Schließung des Hofes bereits am Tag zuvor kein Mittagessen bekommen hatten. Sie waren eindeutig auf Ärger aus.
Auf dem Dach stiefelte Superintendent Frey herum und beobachtete die Ansammlung durch ein Fernglas. James versuchte angestrengt, an seiner Körpersprache abzulesen, ob Frey wieder alle in die Zelle sperren wollte, aber die Kantine öffnete wieder, und nach und nach bekamen alle ihr Mittagessen.
Pünktlich und beschwingt ging James zum Empfangsraum im vorderen Teil des Zellenblocks. Bevor er den Besucherraum betrat, musste er sich ausziehen und seine Kleider in eine Pappschachtel legen. Nach einer Leibesvisitation zog er einen gelben Overall ohne Taschen an, bei dem sich offenbar noch nie jemand die Mühe gemacht hatte, ihn zu waschen.
Im Besucherraum standen sechs Tische, aber nur Lauren und ein drahtiger FBI-Agent, den James noch nie gesehen hatte, waren anwesend. Barfuß ging James über den schmutzigen Boden und setzte sich ihnen gegenüber. Lauren umarmte ihren Bruder.
»Was ist mit deinem Kopf passiert?«, fragte sie mit einem erschrockenen Blick auf die fünf Tage alten Stoppeln.
»Wenn man mit Skinheads rumhängt, muss man auch wie einer aussehen«, klärte James sie grinsend auf. »Wenn ich hier nicht bald rauskomme, kriege ich vielleicht noch ein Tattoo.«
»Gefängnistätowierungen sind sehr gefährlich«, warnte der FBI-Agent im glattesten amerikanischen Akzent, der James je untergekommen war. »Die Nadel, die dir in die Haut gestochen wird, ist höchstwahrscheinlich nicht steril. Du riskierst, dich mit einer Infektionskrankheit wie Hepatitis oder Aids anzustecken.«
»Ich habe meine Instruktionen gelesen«, flüsterte James ungeduldig. »Ich nehme an, Sie sind mein neuer Onkel.«
»Theodore Monroe«, nickte der steife Herr, als er James die Hand schüttelte. »Aber alle nennen mich Theo. John könnte leider enttarnt werden, nachdem Curtis ihn im Unterrichtstrakt gesehen hat. Scott Warren arbeitet bereits hier und Marvin … Nun ja, es wäre offensichtlich unangemessen, einen afroamerikanischen Undercover-Agenten zu schicken, der euren Onkel spielen soll.«
James lächelte. »Bekommen wir hier drin Gesellschaft?«
»Scott hat den Besuchsplan so geändert, dass heute nur Leute draufstehen, die sowieso nie Besuch bekommen«, erklärte Theo.
»Werden wir abgehört?«
Theo schüttelte den Kopf. »Es gibt zwar eine Abhöranlage
in diesem Raum, aber um sie anzuschalten, braucht man eine richterliche Genehmigung. Wir müssen sie jedes Mal einholen, wenn Curtis Besuch von einem seiner angeblichen Onkel bekommt.«
»Du erinnerst dich an die Nachricht, die du Scott Warren wegen des Psychiaters in Philadelphia gegeben hast?«, fragte Lauren aufgeregt. »Das FBI ist deinem Hinweis gefolgt und hat ein Bild von Jane Oxford gefunden.«
»Zumindest glauben wir, dass sie es ist«, unterbrach Theo, griff in seinen tadellos geschnittenen Anzug und zog ein verschwommenes Farbfoto hervor.
»Das hier stammt von einer Videoüberwachungskamera am Check-in-Schalter der ersten Klasse am internationalen Flughafen von Philadelphia. Es wurde, ein paar Wochen bevor Curtis an die Militärschule ging, aufgenommen. Interessant ist, dass der Psychiater, den Curtis aufgesucht hat, im Vorstand der Schule sitzt.«
James musste lachen. »Curtis hat schon gesagt, dass Psychiater ein Haufen Mistkerle sind. Ich wette, der Kerl hat für jedes arme Kind, das er dorthin geschickt hat, einen fetten Bonus kassiert.«
»Das FBI hat außerdem mehrere Transaktionen zurückverfolgen können, mit denen Jane Oxford über ihre Kreditkarte die Flüge gebucht hat. Alles in allem war das ein gutes Stück Geheimdienstarbeit.
John Jones und Marvin Teller lassen dir ihre herzlichen Glückwünsche übermitteln.«
James konnte sich zwar nicht vorstellen, dass John Jones oder Marvin Teller irgendetwas wie Herzlichen Glückwunsch über die Lippen bringen würden, aber er verstand, was gemeint war.
»Und bringt uns das irgendwie weiter?«, fragte James.
»Vielleicht«, meinte der FBI-Agent und schnippte sich mit seinen dürren Fingern ein unsichtbares Stäubchen vom Jackett. »Selbst wenn euer Fluchtversuch fehlschlägt, stellt dieses Foto einen bedeutenden Durchbruch dar.«
»Was ist
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