Top Secret - Der Ausbruch
von dem Geld kaufen, das ihm seine Mutter hinterlassen hatte, und vielleicht einen Job annehmen, um Versicherung und Benzin zu bezahlen …
James fegte gerade mit hundertfünfzig Sachen und einem hübschen Mädchen auf dem Rücksitz über die Autobahn, als Lauren ihn in die Rippen stieß.
»Bist du wach?«, fragte sie bissig.
»So halbwegs«, murmelte James, öffnete die Augen und gähnte herzhaft.
»Wie geht es denn Becky?«, fragte Lauren.
»Gut. Warum?«
»Ich habe vorhin bei ihr ins Zimmer geschaut, um ihr Gute Nacht zu wünschen.«
»Oh«, meinte James besorgt. »Wir haben uns nur unterhalten, und dann ist es einfach passiert, weißt du. Außerdem ist Knutschen schließlich nicht verboten. Ich bin fast vierzehn, ich kenne Jungs, die da weit schlimmer sind als ich …«
»Und was wird Kerry dazu sagen, wenn sie herausfindet, dass du sie hintergehst?«
»Sie ist zehntausend Meilen weg«, entgegnete James.
»War es das erste Mal, dass ihr geknutscht habt?«
»Ja«, log James, dem acht oder neun Mal doch näher an der Wahrheit zu liegen schienen. »Und ein Kuss ist wohl kaum ein Betrug.«
»Ich bezweifle, dass Kerry das auch so sieht«, gab Lauren zurück. »Schwör mir, dass du mit Becky Schluss machst, dann sage ich nichts. Aber ich sitze nicht einfach da und sehe zu, wie du Kerry betrügst. Sie ist auch meine Freundin.«
»O.K., ich schwöre«, stimmte James in seinem ernsthaftesten Tonfall zu.
»Beim Grab unserer Mutter«, verlangte Lauren.
»Bei was …? Nein!«, japste James. »Lass gefälligst den Quatsch! Du bist zehn! Du hast sowieso noch keine Ahnung!«
»Ich hab vielleicht noch keine Ahnung von Jungs, aber ich weiß, dass Kerry ziemlich traurig wäre!«
»Kannst du nicht etwas leiser reden und dich aus meinen Angelegenheiten raushalten?«
Lauren wandte ihm den Rücken zu und vergrub das Gesicht in den Kissen. »Du bist ein totaler Blödmann, James. Gute Nacht!«
29
Das schlechte Gewissen hielt James die halbe Nacht wach, und Laurens böser Blick am Frühstückstisch bewirkte, dass er sich noch mieser fühlte. Lisa fragte, ob etwas los sei, aber das stritten beide ab.
James wusste, dass es nicht in Ordnung war, Kerry zu betrügen, aber er hatte sie seit Monaten nicht gesehen, und Becky gefiel ihm einfach sehr gut. Er sah nicht ein, warum ein kleiner Flirt so schlimm sein sollte, aber dass Lauren es herausgefunden hatte, machte die Sache kompliziert.
Als Becky von der Schule nach Hause kam, rannte er in ihr Zimmer hinauf.
»Lauren weiß Bescheid«, verkündete er, »sie hat uns gestern Abend gesehen.«
Becky zuckte mit den Achseln. »Na und?«
James konnte Becky schlecht erzählen, dass er ein Geheimagent war, der zu Hause eine Freundin hatte. Den halben Tag lang hatte er darüber nachgedacht, wie er ihr erklären konnte, dass Lauren nichts von ihnen erfahren sollte.
»Lauren hat eine Menge durchgemacht«, erzählte er. »Erst ist unser Vater gestorben, dann hatte sie eine schlimme Zeit bei unserem Onkel und dann sind Dave und ich auch noch ins Gefängnis gekommen. Da muss man sich nicht wundern, dass sie mich eine Weile für sich alleine haben will.«
»Das heißt, du wirst keine Freundin haben, weil deine Schwester eifersüchtig werden könnte?«, fragte Becky ungläubig und fuhr sich mit den tintenbeklecksten Fingern durch die kurzen braunen Haare. »Aber irgendwann wird sie erwachsen werden müssen.«
»Ich glaube trotzdem, wir sollten damit aufhören«, meinte James. »In ein paar Tagen gehe ich sowieso nach Kanada oder sonst wohin …«
»James, du bist ein netter Junge. Ich weiß, es geht nicht ewig so weiter, aber es ist besser, als jeden Abend unten rumzuhocken.«
Gerade mal als Alternative zum Fernsehen zu gelten, gefiel James zwar nicht sonderlich, aber Becky machte es wieder gut, indem sie zu ihm kam und ihn auf die Wange küsste.
»Weißt du, was dein Problem ist, James?« Sie grinste ihn an. »Du denkst zu viel.«
James versuchte, nicht an die schweren Verletzungen zu denken, die Kerry ihm zufügen würde, wenn sie das herausbekam, als er Beckys Kuss erwiderte.
Lisa hatte Spaghetti mit Fleischklößchen zum Abendessen gemacht. Die Littles aßen immer gemeinsam am Esstisch und gingen dann mit dem Nachtisch vor den Fernseher im Wohnzimmer.
James räumte die Geschirrspülmaschine ein, während
Vaughn mit Becky das Feuer im Kamin anzündete. Heute gab es Walnusskuchen und den zweiten Teil einer Miniserie. Da klingelte das Telefon.
»Curtis!«, rief
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