Top Secret - Der Ausbruch
Vaughn.
Alle sahen sich aufgeregt an, denn es gab nur eine einzige Person, die Curtis anrufen konnte.
»Mum?« Curtis grinste und grapschte nach dem Hörer. »Was ist los? … Kannst du mir nicht sagen, wohin wir fliegen? … O.K., aber da treffen wir uns? … Klasse, dann sehen wir uns morgen. … Ja, James ist hier, ich gebe ihn dir … James, meine Mutter will dich sprechen.«
James hörte sein Herz so laut schlagen, dass es die leise Stimme an seinem Ohr fast übertönte. »Hallo Mrs Oxford.«
»Hallo«, sagte Jane. »Mein Sohn erzählt viel Gutes über dich, James. Ich schätze, es ist das einzige Mal, dass wir beide uns ungestört unterhalten können, aber ich möchte dir wenigstens einmal persönlich dafür danken, was du getan hast.«
Unwillkürlich musste James lächeln. »Schon gut. Was geschieht mit Lauren und mir?«
»Ich habe euch eine neue Identität verschafft. Heute Nacht bleibt ihr in einem Hotel in Boise und fliegt morgen früh nach Kanada. Du und deine Schwester kommt dort zu einer sehr guten Familie. Ich habe alles so geregelt, dass ihr ein finanzielles Polster habt. Solange ihr nicht mit dem Gesetz in Konflikt geratet, seid ihr also sicher.«
»Das hört sich toll an«, fand James. »Danke.«
»Meine vier Minuten sind um. Sag Vaughn, es ist das Comfort Lodge.«
Abrupt wurde die Verbindung unterbrochen. James hängte den Hörer an der Wandhalterung ein und wischte sich mit einer schweißnassen Hand über das Hosenbein.
»Sie hasst lange Abschiede«, erklärte Vaughn. »Je kürzer der Anruf, desto geringer die Chance für das FBI, den Anruf zurückzuverfolgen.«
»Wie weit ist es bis Boise?«, fragte James, immer noch leicht durcheinander von seinem kurzen Gespräch mit einer der meistgesuchten Verbrecherinnen der Welt.
»Drei Stunden mit dem Auto.«
»Wann fahren wir los?«
»Sobald ihr gepackt habt.«
Lauren sah Lisa ernst an. »Kann ich mich noch von den Pferden verabschieden?«
»Ich kann ihre Sachen zusammenpacken«, erbot sich James. »Wir haben ja sowieso nicht viel.«
Lisa klopfte Lauren auf den Rücken. »Dann mach schnell«, sagte sie. »Geh und zieh deinen Mantel an.«
Als er die Treppe hinaufrannte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, versuchte James nachzudenken. Wenn er mit Lauren nach Kanada flog und Curtis mit seiner Mutter an einem unbekannten Ort verabredet war, dann sanken seine Chancen, Jane
Oxford zu treffen, auf null. Er konnte nur versuchen herauszufinden, wohin Curtis ging, damit das FBI ein Team schicken konnte, um die beiden bei ihrem Treffen abzufangen.
James ging in sein Zimmer und stopfte alles in einen Rucksack, als Becky plötzlich hinter ihm stand.
»Ich schätze, das war es dann«, meinte James mit einer unbequemen Mischung aus Trauer und Erleichterung.
Becky ließ eine Pistole und ein paar Magazine auf sein Bett fallen und sagte: »Die hier könntest du brauchen.«
James sah sie erschrocken an. »Ist das die Pistole von deinem Vater? Du wirst Ärger kriegen.«
»Vertrau Jane Oxford nicht. Ich habe gehört, was sie im Laufe der Jahre so gemacht hat, und glaube mir, du solltest die hier besser mitnehmen.«
»Sie sagt, sie hätte für mich und Lauren eine Familie gefunden«, widersprach James und sah die Waffe auf seinem Bett unentschlossen an.
Becky hob die leichte Pistole hoch und schob ein Magazin hinein. »Was war dein Deal mit Curtis? Du brichst mit ihm aus und Jane verschafft dir dafür ein neues Leben?«
James nickte.
»Nun, du hast Curtis bereits rausgeholt. Was bedeutest du für Jane Oxford jetzt noch außer Ärger und Kosten?«
Dieser Gedanke war auch James bereits ein paarmal gekommen, obwohl in den Einsatzpapieren stand, dass sich Jane Oxford denen gegenüber, die ihr halfen, stets loyal verhielt.
Becky hielt James die Pistole vor die Nase. »Zieh hier den Hebel zurück, um die erste Kugel zu laden, so, siehst du … Hier wird das Ding entsichert. Das ist eine Glock-Maschinenpistole. In jedem Magazin sind fünfundzwanzig Schuss und sie ist vollautomatisch, wie ein Maschinengewehr. Du musst nur den Schalter auf Automatik stellen.«
»Glaubst du wirklich, dass wir ihr nicht trauen können?«
Becky zuckte mit den Achseln, zog am Gummibund von James’ Trainingshose und steckte die Waffe hinein. »Ich weiß es nicht. Aber zu viel Vorsicht ist besser als zu wenig, sage ich immer.«
Das letzte Mal, als James mit einer Waffe in eine schwierige Lage geraten war, hatte es damit geendet, dass er jemanden erschossen hatte. Das
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