Top Secret - Der Ausbruch
als Bill zur Tür ging und vorsichtig anklopfte.
»He, Junge, alles in Ordnung?«
Aus dem Bad drangen diffuse Geräusche, als Curtis sich wusch und mit Mundwasser gurgelte.
»Mann«, stöhnte Curtis, als er herauskam. »Ich muss wohl was Falsches gegessen haben. Hoffentlich wird mir im Flugzeug nicht auch schlecht.«
»Was Falsches getrunken, würde ich eher vermuten«, knurrte Bill. »Du stinkst aus allen Poren.«
Curtis stolperte unsicher ins Zimmer und begann, seine Sachen einzusammeln.
»Vergiss den Krempel«, verlangte Bill. »Zieh deine Hosen und die Turnschuhe an und lass uns verschwinden.«
James zermarterte sich das Hirn, ob er Bill und Curtis nachschleichen sollte. Wenn Marvin die Nachricht nicht erhalten hatte oder wenn sie davon ausgingen, dass Curtis wirklich den späteren Flug nahm, dann würden sie die Spur zu Jane Oxford für immer verlieren. Andererseits würde James’ Tarnung auffliegen, wenn er geschnappt wurde.
»Fertig?«, fragte Bill, als Curtis seinen Fuß in den Turnschuh zwängte und aufstand.
»Glaub schon«, erwiderte Curtis unsicher. Er ging zum anderen Bett und sah auf James hinunter. »Ich wünsche dir ein gutes Leben, Kumpel«, flüsterte er leise.
Dann folgte er Bill durch die Verbindungstür und aus dem anderen Zimmer hinaus auf den Flur. Sobald sich die Tür geschlossen hatte, sprang James aus dem Bett, sah nach, ob Eugene noch schlief, und schoss in seine Trainingshosen und Turnschuhe. Schnell griff er sich eine Chipkarte für die Tür vom Tisch neben dem Bett.
Er steckte den Kopf auf den Gang, gerade als Bill und Curtis um die Ecke zu den Aufzügen verschwanden. James rannte die Hintertreppe hinunter in der Hoffnung, sie unten abfangen zu können. Unglücklicherweise gab es im Erdgeschoss keine Gästezimmer, und er landete hinter einem Konferenzraum vor einer grauen Brandschutztür, die sich nur von der anderen Seite aus öffnen ließ.
Besorgt, Curtis für immer aus den Augen zu verlieren, brach James die Brandschutztür auf und stand auf dem Parkplatz des Hotels. Die Sonne stieg gerade über den Horizont, und sein T-Shirt hielt kein bisschen den bitterkalten Wind ab, der über den Asphalt fegte.
Schnell vergewisserte sich James, dass niemand in der Nähe war, dann rannte er zwischen den parkenden Autos zum Hoteleingang. Als er näher kam, bemerkte er eine Schlange von Leuten, die in einen kleinen Bus mit der Aufschrift Star Plaza - Airport Shuttle einstiegen. Bill und Curtis standen in der Reihe.
James duckte sich zwischen zwei Autos. Er wollte
möglichst schnell in die Lobby rennen und das FBI informieren, aber bis der Bus abgefahren war, musste er in Deckung bleiben.
Schließlich war der letzte Fahrgast an Bord gegangen und zischend schloss sich die Hydrauliktür. Als der Bus anrollte, klopfte noch ein Mann verzweifelt an die Tür. Der Fahrer trat scharf auf die Bremse und ließ den letzten Passagier einsteigen. Es war ein riesiger Schwarzer mit einem Cowboyhut und einem weinroten Anzug. James lächelte erleichtert. Er hätte sich keine Sorgen machen müssen: Marvin Teller hatte seine Nachricht erhalten.
Lauren erwachte mit einem Schrecken. Eine Sekunde lang starrte sie in den zahnlosen Mund des Alten, bevor die Welt um sie herum schwarz wurde. Eugene drückte ihr ein Kissen aufs Gesicht und presste sie so fest nach unten, dass Lauren spürte, wie sich die Federn der Matratze in ihren Hinterkopf bohrten. Sie bäumte sich auf und wollte sich befreien, aber Eugene drückte sie zusätzlich mit dem Knie nieder.
Lauren hatte keine Luft in den Lungen, um zu schreien. Sie versuchte, einzuatmen, aber das Kissen in ihrem Gesicht ließ das nicht zu. Es war, als versuche sie, nassen Beton durch einen Strohhalm zu saugen. Aus ihrem Tauchkurs kannte sie die Fakten: Nach fünf Minuten erstickt man, aber schon
nach drei Minuten können irreparable Hirnschäden auftreten.
Wo war James?
Lauren überlegte panisch, ob ihr Bruder vielleicht schon tot war. Plötzlich spürte sie, dass sie ihren rechten Arm bewegen konnte. Ein Hoffnungsschimmer glomm in ihr auf, als sie blind auf dem Nachttischchen nach irgendeiner Art Waffe tastete. Sie erkannte den Kugelschreiber mit dem Logo des Star Plaza , sobald sie ihn berührte, umklammerte ihn und schnippte mit dem Daumen die Kappe ab. Eine Kugelschreiberspitze war nicht viel, aber sie war alles, was sie hatte.
Eine Sekunde lang verschwammen ihre Gedanken: das erste Anzeichen dafür, dass sie das Bewusstsein verlor. Sie biss sich auf
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