Top Secret - Der Ausbruch
die Zunge, um sich zu konzentrieren, und stieß blindlings mit dem Stift zu. Sie traf Eugene an der Schulter, verursachte jedoch nur wenig Schmerzen und einen blauen Strich auf seinem Hemdsärmel. Aber Eugene ärgerte sich darüber, dass er jetzt einen Kulistrich auswaschen musste, und verlagerte sein Gewicht, um ihr mit seiner freien Hand den Stift wegzunehmen.
Als er sich nach vorne neigte, wurde der Druck auf Laurens Hüften weniger, und mit aller Kraft stieß sie dem Mann ihre Knie in den Hintern. Als er hochsprang, lockerte sich der Griff um das Kissen. Lauren gelang es, den Kopf zur Seite zu drehen und Luft zu holen. Doch sofort verlagerte Eugene sein
ganzes Gewicht wieder auf ihren Körper und seine Knie in ihrem Bauch bereiteten ihr zusätzlich Schmerzen.
Lauren weigerte sich schlicht, ihren verzweifelten Kampf wegen der grausamen Schmerzen aufzugeben. Zwischen Kissen und Laken sah sie einen Lichtschimmer und Eugenes Fingerspitzen, als er versuchte, ihren Kopf wieder gerade zu rücken, um sie zu ersticken.
»Du bist eine kleine Kämpfernatur, was?«, grunzte er. Offenbar betrachtete er den Widerstand der Zehnjährigen lediglich als geringfügigen Rückschlag.
Lauren bewegte ihren Kopf ein paar Zentimeter, und als sie Eugenes Fingernägel an ihren Lippen spürte, biss sie fest zu. Das Knie rutschte von ihrem Bauch, denn der Biss ließ den alten Mann sich zusammenkrümmen.
Eugene riss mit der freien Hand das Kissen weg und vernachlässigte für den Moment sein Mordopfer zugunsten seines Fingers. Den Finger immer noch zwischen den Zähnen, holte Lauren tief Luft, und nun, da sie sehen konnte, was sie tat, stieß sie mit dem spitzen Ende des Kugelschreibers in das weiche Gewebe an Eugenes Hals. Mit einem hässlichen Geräusch drang der Stift in das faltige Fleisch ein.
Als Eugene laut schreiend zusammenbrach, ließ Lauren den Finger los. Sie zog ihre Beine unter Eugene
weg und setzte ihn mit einem zweifüßigen Karatetritt an die Schläfe außer Gefecht.
Zitternd vor Angst und mit schrecklich schmerzendem Bauch, rollte sich Lauren vom Bett und hob die Ecke der Matratze hoch. Sie wusste, dass James dort am Abend zuvor die Glock-Maschinenpistole versteckt hatte, und holte sie heraus. Sie entsicherte sie und überprüfte das Bad und den Boden ne - ben dem anderen Bett, entsetzt von der Vorstellung, dass sie die Leiche ihres erstickten Bruders finden könnte.
Sie hielt die Waffe in beiden Händen, schlich sich in das Zimmer der beiden Alten und sah auch dort zwischen den Betten nach. Im Badezimmer bekam sie einen Schreck. Sorgfältig hatte Eugene Messer und Plastikplanen bereitgelegt, um ihre Leichen zu beseitigen.
Immer noch wusste Lauren nicht, was aus James geworden war. Vielleicht hatte Eugene ihn bewusstlos geschlagen, während er schlief, und ihn fortgebracht, um ihn in irgendeinem anderen Zimmer zu ersticken, oder vielleicht war er zu einem frühen Frühstück mit Bill und Curtis eingeladen worden. Lass Lauren ruhig schlafen, wenn sie noch müde ist. Eugene wird sich um sie kümmern …
Da Eugene bewusstlos war und James’ Schicksal rätselhaft, blieb Lauren nichts anderes übrig, als Marvin anzurufen. Als sie den Hörer abnahm, hörte sie, wie jemand ins Nebenzimmer kam.
Sie erkannte, dass sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite hatte, und schlich zur Verbindungstür, doch da stieß sie sich den bloßen Zeh an einem Tischbein. Die Gestalt im Nebenzimmer hörte ihr leises Aufstöhnen und verschwand im Schatten hinter den Betten, bevor Lauren auch nur einen Blick auf sie werfen konnte.
»Ich bin bewaffnet!«, rief Lauren und äugte ins Nachbarzimmer. Sie zog den Abzug ihrer Waffe, um einen Warnschuss abzufeuern.
Entweder hatte Lauren nicht gesehen, dass die Glock automatisch feuern konnte, oder sie hatte sie beim Entsichern versehentlich auf Automatik gestellt, auf jeden Fall fühlte sich die Waffe in ihrer Hand an wie ein Hochdruckschlauch, als sie der Rückstoß von zwölf Kugeln zurückwarf. Die Schüsse trafen die Wand, zerschmetterten die Spiegeltür des Kleiderschrankes und ließen den Gips von der Decke rieseln. Und Lauren landete rückwärts auf einem der Betten.
Aus der Staubwolke und dem zersplitterten Glas erklang ein erschrockener Ruf. James hob die Hände in die Luft, hustete und rief: »Ich bin es doch!«
»Wo zum Teufel bist du gewesen und warum hast du mich nicht geweckt? Ich wäre fast umgebracht worden!«
James trat aus der Staubwolke und nahm seiner Schwester die
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