Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
er einen Griff um das Seil legte und Carlos half, sich in Position zu stellen. »Lasst euch nach vorne fallen, wie mein Bruder es getan hat.«
Nachdem er sie im Pool so vernichtend geschlagen hatte und den ganzen Tag über genervt hatte, hätte Ning es Carlos ja durchaus gegönnt, im Dreck zu landen. Er kam der Grube auch gefährlich nahe, doch Callum hielt ihn fest, als er darauf zustolperte.
Dann war Ning an der Reihe. Es sah ziemlich tief aus, als sie nach der Halterung griff.
»Mach einfach einen Schritt nach vorne, wenn du bereit bist«, sagte Callum, »und lass los, wenn deine Füße nur noch eineinhalb Meter über dem Boden sind.«
Der Start war noch einigermaßen okay, doch als Ning erst einmal in Fahrt kam, ging es viel schneller, als es ausgesehen hatte. Etwa nach einem Drittel des Weges war das Seil zwischen zwei Bäumen verankert und führte danach steiler abwärts. Als der Boden näher kam, sah Ning nach unten. Fast hätte sie losgelassen, doch es schien ihr noch zu hoch. Der Winkel war so steil, dass die Grube bereits unter ihr war, ehe sie dann reagierte.
Sie zog die Knie an die Brust, aber das brachte ihr nur einen Sekundenbruchteil. Als ihre Stiefel durch die Kruste stießen, wurde sie so stark abgebremst, dass ihr der Griff aus den Händen gerissen wurde. Sie streckte die Hände aus, um sich abzufangen, aber ihre ausgestreckten Arme durchstießen die Kruste, dicht gefolgt von ihrem Körper, der einen spektakulären Bauchklatscher hinlegte.
Unter der Kruste befand sich ein halber Meter braunes Wasser, während der Grund darunter aus so zähem Schleim bestand, dass Ning ihre Handgelenke nur mit aller Kraft freibekam. Sie richtete sich auf ein Knie auf, konnte aber nichts sehen, weil sie die Augen voller Schmutz hatte.
Sie presste die Lippen zusammen, doch sie hatte einen grauenvollen Geschmack im Mund, und der Gestank, der ihr in die Nase stieg, war unbeschreiblich. Noch bevor sie wieder auf den Füßen stand, pikte sie etwas in den Bauch.
»Halt die Stange fest!«, rief Connor.
Blind griff Ning zu und packte den Schaft einer langen Stange. Connor zerrte heftig daran und mit einem schmatzenden Geräusch zog er Nings Stiefel aus dem Schlamm. Sie hielt sich fest, bis sie an den Rand der Grube kam, und als sie hinaufkletterte, spürte sie einen Schlauch an ihrem Kopf.
»Mach den Mund zu und versuch, nicht zu schlucken«, befahl Callum und zielte von oben mit dem Schlauch, sodass sich ein Wasserstrahl auf Ning ergoss.
Ihre Ohren waren verstopft, doch das Erste, was sie hörte, als sie sich den Dreck aus den Ohrmuscheln holte, war Carlos, der vor Lachen schrie.
»Oh Gottogott!«, kreischte er. »Das ist das Komischste, was ich je gesehen habe! Ning, weißt du, dass das meiste von dem, was an dir klebt, aus dem Arsch einer Kuh kam? Oh Mann, ich mach mir gleich in die Hosen!«
Als Ning die Augen wieder öffnen konnte, sah sie auch Callum und Connor lächeln.
»Hier, nimm den Schlauch«, sagte Callum und warf ihn Ning zu. Als sie sich danach bückte, begann Carlos wieder, ihren Akzent nachzumachen.
»Ich Ning. Ich China-Liverpooler. Ich in viel Kuhscheiße. Riechen schlimmer als Chinesenfraß!«
In diesem Moment drehte Ning durch. Sie warf den Schlauch weg und stürmte auf Carlos zu.
»Du miese kleine Ratte!«, schrie sie. »Wenn du nicht augenblicklich die Klappe hältst, schlage ich dir jeden Zahn aus dem Gesicht und…«
Carlos sprang hinter Callum in Deckung, wodurch dieser keine andere Wahl hatte, als einzugreifen.
»Beruhige dich, Ning«, rief er.
Ning versuchte, um ihn herum nach Carlos zu greifen, aber der Siebzehnjährige stieß sie zurück.
»Wenn ihr anfangt, euch zu prügeln, fallt ihr beide durch die Prüfung«, warnte er.
Ning sah ein paar Sekunden lang finster drein, dann trat sie einen Schritt zurück, holte tief Luft und nahm wieder den Schlauch, während Callum und ein immer noch lachender Carlos zum Hauptgebäude zurückgingen.
»Zumindest hast du es jetzt hinter dir«, meinte Connor. »Spritz dich so gut wie möglich ab. Dann kannst du in dein Zimmer zurückgehen und richtig heiß duschen. Sie haben eine Spezialseife hier, die Gerüche neutralisiert. Wenn ich welche finde, bringe ich sie dir.«
»Danke«, sagte Ning, bückte sich und spülte sich die schmutzigen Haare aus.
»Versuche nicht zu viel zu schlucken, bis du eine ordentliche Mundspülung gemacht und dir die Zähne geputzt hast. Ich wette, diese Brühe dreht dir den Magen um, wenn du zu viel davon
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