Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
stand an der hinteren Wand und zeigte auf Aktenkisten.
»Das hier sind die Vorlagen für die Logos«, erklärte er. »Ich habe mir die Bestellungen angesehen, die gerade bearbeitet werden. Auf jeder ist ein Code verzeichnet. Wenn dieser Code auch auf den Rechnungen steht, die du ausgedruckt hast, können wir hier vielleicht die Vorlage für das Logo finden, das Ning beschrieben hat.«
»Schon schlechtere Ideen gehört«, stimmte Ryan zu und breitete die Rechnungen vor einem Thermodrucker aus.
Von den vierzehn Rechnungen, die Ryan ausgedruckt hatte, enthielten sechs Posten für aufgedruckte Sponsorenlogos. Vier davon saßen nicht in der Nähe des Ortes, an dem Ning aus Leos Auto entkommen war, damit blieben noch zwei Möglichkeiten.
»Design-Code 1207-381«, las Ryan vor.
In ihren Kopfhörern erklang die etwas besorgte Stimme von Amy. »Wenn ihr die Rechnungen habt, was macht ihr dann noch da drinnen?«
»Gib uns noch eine Minute, Amy«, bat Ryan. »Wir haben hier etwas, aber bis ich das erklärt habe, sind wir auch damit fertig.«
Die Kisten mit den Druckvorlagen waren numerisch sortiert. Max fand 1207-381, doch es war das Logo für einen Kugelschreiberhersteller.
»Und die andere?«, fragte er.
»0809-017«, antwortete Ryan.
Als Max die Schachteln durchging, schrie plötzlich ein Mann: »Was macht ihr Idioten hier?«
Er war kräftig gebaut, hatte kurz geschorenes Haar und trug das sägemehlbestreute Hemd des Baumarktes nebenan. Ryans erster Gedanke war: Was ist mit Alfie?
»Wir machen ein Arbeitspraktikum«, erklärte er.
»Sehe ich aus wie ein Volltrottel?«, fragte der Mann aggressiv. »Ich wollte eine rauchen gehen und habe gesehen, dass das halbe Schloss aus der Tür gerissen ist. Ihr bleibt, wo ihr seid, die Polizei ist schon unterwegs!«
Noch bevor Ryan etwas sagen konnte, hörte der Mann Schritte hinter sich und wirbelte herum. Alfie traf ihn mit einem kräftigen Roundhouse-Kick an der Schläfe. Der Mann stürzte seitlich in ein Regal und setzte zu einem Schlag an, doch wenn er auch ziemlich groß war, verfügte er doch über keinerlei Kampftechnik. Alfie duckte sich unter seinen Fäusten hindurch, tauchte wieder hoch und schlug ihm die Handfläche unter das Kinn, sodass ihm der Kopf zurückflog und er mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden landete.
»Gib mir dein Telefon«, schrie Alfie.
Für einen Elfjährigen war Alfie zwar groß, aber er hatte das Gesicht eines Jungen und der Mann konnte nicht fassen, dass er von einem Kind mit zwei Treffern außer Gefecht gesetzt worden war.
»Sieh mich nicht so an, Fettsack«, verlangte Alfie. »Und gib mir das Telefon! Sofort!«
Während Alfie das Telefon nahm und es hoch oben auf ein Regal warf, tippte sich Ryan an den Kopfhörer.
»Amy, wir sind entdeckt worden. Bring das Auto, wir müssen schnell hier weg.«
Dann ließ er den Kopfhörer los und fuhr Alfie an: »Was zum Teufel hast du gemacht? Du solltest doch Wache schieben!«
»Es ist eine lange Fahrt bis nach Hause«, erklärte Alfie. »Ich musste aufs Klo.«
»Wie alt bist du, fünf?«, schrie Ryan. »Hättest du ihn nicht einfach rausholen und an die Wand pinkeln können?«
Alfie schüttelte den Kopf.
»Das war eine größere Sache und ich kann ja schlecht mit vollgeschissener Hose nach Hause kommen.«
»Okay, so genau wollte ich es gar nicht wissen«, meinte Ryan, der hin- und hergerissen war zwischen Wut und einem Lachanfall.
Ein triumphierender Schrei ließ ihn herumfahren, und er sah, wie Max eine Schablone für eine Cartoonfigur hochhielt, die aussah wie eine Brotscheibe und auf der der Name Nantong Bakery stand.
»Heilige Scheiße!«, jubelte Ryan und tippte auf den Kopfhörer. »Amy, wir haben es definitiv geknackt! Max hat das Logo gefunden. Der eckige Cartoon-Mann ist ein Sandwich!«
»Ich fahre gerade auf das Gelände des Industriegebietes«, erklärte Amy. »Macht Dampf, ich hole euch in zwei Minuten am Eingang ab.«
Max schnappte sich die Rechnungen und die Vorlage. Alfie hörte den Mann aus dem Baumarkt stöhnen, aber zu viel mehr schien er nicht in der Lage zu sein, deshalb ließ er ihn in Ruhe.
»Habt ihr alles?«, rief Ryan. »Alfie, hast du die Leiter?«
Auf dem Weg nach draußen richteten die drei noch möglichst viel Unheil an, warfen Drucker und Monitore zu Boden, fegten Sachen von den Schreibtischen, kippten einen Wasserspender um und rissen Pflanzen aus ihren Kübeln.
Max schaffte den spektakulärsten Akt von Vandalismus, indem er mit einem Bürostuhl
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