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Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)

Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)

Titel: Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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Lehrer, Fernsehen. Ning beschlich das Gefühl, dass es in Zukunft auch nichts anderes geben würde. Deprimiert legte sie den Kopf auf ein Plastiktablett, während ihr frittiertes Krabbenbällchen hart wurde.
    Sie versuchte, an nichts zu denken, aber wenn man in Schwierigkeiten steckt, die gerade immer größer werden, ist das schwierig. Miss Xus Zimmer waren privat und hatten keinerlei Verbindung zu Nings staatlicher Schule. Aber auch wenn sie dort keinen Ärger für ihr Verhalten am Morgen bekommen würde, würde sie doch ziemlich an Gesicht verlieren, wenn sie eine Stunde nach ihrem dramatischen Abgang brav zum Unterricht erschien. Außerdem hatte sie ihre Uniform und ihre Bücher nicht dabei, und um die Sache noch schlimmer zu machen, war heute der Elterntag, vor dem sie sich seit Wochen gefürchtet hatte.
    Der Elterntag war eine große Sache. Mütter, Väter und Großeltern streiften am Morgen durch die Schule, sahen sich ausgestellte Arbeiten an und lauschten den Präsentationen der einzelnen Klassen. Am Nachmittag versammelten sich die Eltern im großen Saal und hörten sich lange Reden der Direktorin und des Repräsentanten der kommunistischen Partei an, denen eine Show folgte, in der jedes Kind an der Schule eine kleine Rolle spielte.
    Für Ning war das Beste am Elterntag, dass ihre eigenen dort nie auftauchten. Ihr Stiefvater Chaoxiang leitete einen großen Betrieb und hatte nie Zeit, zu kommen, und ihre Stiefmutter Ingrid war Engländerin, die es vorzog, mit ihrem Wodka vor schlecht synchronisierten amerikanischen Krimisendungen sitzen zu bleiben.
    Doch die Tatsache, dass Nings Stiefeltern nie zum Elterntag kamen, erlöste sie nicht von der Pflicht, sich in Strumpfhosen und Ballettschühchen durch eine zwölfminütige Vorführung zu stampfen, bei der sie in einer Reihe mit Mädchen stand, die fast alle nur halb so groß waren wie sie selber.
    Ihr Vater würde sie für das, was sie heute getan hatte, sowieso zusammenfalten, also wie viel schlimmer konnte es noch kommen, wenn sie auch noch die Schule schwänzte?
    Nings Blick verschleierte sich, als die High-School-Kinder loszogen, um zum Unterricht zu gehen. Sie begann einen Tagtraum, in dem ein ausgeflippter High-School-Typ mit ihr flirtete und sie auf seinem Moped mitnahm. Oder sie blieben in seinem Zimmer und hörten echt laut Musik. Vielleicht rauchten sie auch ein wenig Gras.
    Der Gedanke, einen Riesenskandal zu verursachen, und dass ihre Schulkameraden zu hören bekamen, dass sie zusammen mit einem hübschen, zugedröhnten Sechzehnjährigen auf einem gestohlenen Moped von der Polizei festgenommen wurde, gefiel ihr.
    Mann, da würden alle echt ausflippen!
    Aber daraus würde nichts werden. Zum einen standen hübsche Jungs immer auf so dürre Girlies wie Daiyu. Ning setzte sich auf. Sie fühlte sich hässlich und fragte sich, wie sie die Zeit herumbringen sollte. Sie würde sich von den Hauptstraßen fernhalten müssen, weil sie sonst von der Polizei aufgegriffen werden würde. Aber sie musste sich ein Buch kaufen oder sich ins Kino schleichen, sonst würde sie vor Langeweile sterben. Vielleicht war es aber auch am besten, gleich ihren Vater anzurufen und die ganze Sache hinter sich zu bringen. Vielleicht wurde er nicht ganz so böse, wenn er die Geschichte zuerst von ihr selbst hörte.
    Sie nahm ihr kleines Samsung-Handy aus der Manteltasche, das sie stumm geschaltet hatte, falls jemand von der Schule anrief. Sie erwartete eigentlich, zu sehen, dass sie einige Anrufe verpasst hatte, doch sie hatte nur eine einzige Textnachricht von einem Jungen aus ihrer Klasse namens Qiang.
    Ms Xu hat deine Sachen gepackt und in die Lobby gestellt. Tröste dich: Wenn dich dein Vater ins Gesicht schlägt, kannst du wenigstens nicht noch hässlicher werden.
    Qiang machte nichts als Ärger. Er konnte sehr lustig sein, aber er war auch gemein zu den schwächeren Jungen. Ning mochte ihn nicht wirklich, aber zumindest war er nicht so ein Zombie wie die anderen in ihrer Klasse.
    Ihren Vater hatte Ning auf der Kurzwahltaste 3 eingespeichert. Einen Augenblick lang wartete sie ab, um sich ihre Geschichte zurechtzulegen. Wenn sie ihren Vater bei guter Laune erwischte und es richtig anstellte, konnte sie sich eine Menge Dinge erlauben.
    Sie entschied sich, so zu tun, als sei es gar keine große Sache. Sie würde sagen, dass sie sich gestritten hatte. Ms Xu hat meine Sachen gepackt und meint, es sei am besten, wenn ich gehe. Könntest du einen Fahrer schicken, damit er mich abholt?

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