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Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)

Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)

Titel: Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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ihrem Trikot angenähten Katzenschwanz, sodass die Nylonfäden rissen. Dann kniete sich Ingrid auf ein Knie und stützte sich mit den Händen am Zaun ab. Sobald Ning auf ihren Schultern stand, erhob sie sich, bis Nings Kopf auf Höhe des Stacheldrahtes war.
    »Kannst du etwas sehen?«, fragte Ingrid.
    Es war fünf Uhr nachmittags. Die tief stehende Sonne verwandelte die Fensterscheiben in gleißende Rechtecke, sodass es schwer war, das Haus auch nur genau anzusehen. Ning konnte nicht erkennen, ob sie vielleicht zwanzig Polizisten vom Haus aus beobachteten.
    »Ich riskiere es«, erklärte sie.
    Seit sie vor einem Jahr an der nationalen Sportakademie von Dandong hinausgeworfen worden war, hatte Ning nicht viel Gymnastik oder Krafttraining gemacht, aber als sie sich auf Ingrids Schultern aufstellte, schien es ihr, als habe sie ihre Fähigkeiten noch nicht verloren. Sie stieg über die drei Stacheldrahtreihen hinweg und hockte sich dann oben auf den Zaun. Als sie sprang, verfing sich ihr Trikot in den Stacheldrahtzacken, sodass sie aus dem Gleichgewicht geriet und ihr Anzug am unteren Rücken und am Po lauter Löcher bekam.
    Ingrid sah ihr besorgt durch den Zaun nach, als sie im Gras aufkam. Ning spürte einen heftigen Stich in der rechten Seite, als sie sich abrollte, doch der Rasen wurde regelmäßig gewässert, sodass der Boden weich war und sie abfing.
    Ning blieb geduckt und kroch schnell übers Gras auf das Haus zu. Nach dreißig Metern erreichte sie einen abgeschirmten Bereich, in dem die Mülleimer standen. Es stank nach Essensresten und auf dem Kies um die vier großen Plastiktonnen herum summten Fliegen um das Gerippe einer Ente herum.
    Die Müllsäcke waren herausgeworfen und aufgerissen worden, wahrscheinlich von den Polizisten auf der Suche nach Beweisen. Ning richtete sich auf, um nicht durch den Schmutz kriechen zu müssen, und stellte erleichtert fest, dass der Schmerz in ihrer Hüfte nicht so schlimm war, wenn sie geradestand.
    Mit einem Metallriegel konnte man das Tor öffnen, mit dem die Müllabfuhr Zugang zu den Tonnen bekam. Ning sah in die kleine gepflasterte Gasse, die zwischen ihrem Zaun und dem der kleineren Nachbarsvilla verlief.
    »Gut gemacht, Kleines«, flüsterte Ingrid, die außen am Zaun entlanggelaufen war und nun durch das Tor kam und Ning einen Kuss auf die Wange gab. Der Alkohol in ihrem Atem überlagerte den Gestank des Mülls.
    »Hast du etwa einen Flachmann dabei?«
    Ingrid zuckte mit den Achseln. »Ich musste mir etwas Mut antrinken. Fertig?«
    Sie verließen den Müllbereich. Trotz ihres jahrelangen Alkoholmissbrauchs war Ingrid kein Weichei. Tief geduckt liefen sie rasch bis zwischen das beige Auto und den Nebeneingang des Hauses, wo drei Klimaanlagen warme Luft nach draußen bliesen.
    Während Ingrid versuchte, etwas durch die Milchglasscheibe in der Tür hindurch zu erkennen, untersuchte sich Ning. Unter ihren Rippen tat es weh, sie hatte Grasflecken an beiden Beinen der Strumpfhose und der hintere Teil ihres Trikots war zerrissen und ließ ihre schwarze Unterhose mit den Totenköpfen sehen.
    Ingrid schloss die Seitentür auf, drehte langsam den Türknauf und schob die Tür auf. Sie schlichen sich in einen großen Hauswirtschaftsraum mit Kalksteinfliesen. Auf einer Seite standen eine Waschmaschine und ein Trockner, auf der anderen der Putzwagen und ein Bügelbrett.
    »Alles was wir brauchen, ist oben«, flüsterte Ingrid.
    Während Ingrid den Hauswirtschaftsraum durchquerte, wischte sich Ning mit einem frisch gewaschenen Tuch den Split ab, der sich schmerzhaft in ihre Fußsohlen grub.
    Ingrid öffnete die Tür zum Haupthaus einen Spalt weit, schloss sie aber gleich wieder erschrocken.
    »Zwei Polizisten sitzen in der Küche und spielen Karten«, erklärte sie. Dann zog sie aus ihrer Hosentasche einen kleinen Flachmann und nahm noch einen Schluck, bevor sie ihn Ning anbot.
    Angewidert wich Ning vor dem Alkoholgeruch zurück.
    »Wo ist denn das Geld, das du suchst?«, fragte sie.
    »Oben im Kinderzimmer«, antwortete Ingrid. »Die beiden scheinen ziemlich in ihr Spiel vertieft zu sein. Wenn wir den richtigen Moment abwarten und geduckt bleiben, sehen sie uns wahrscheinlich nicht. Ich hole das Geld. Du gehst in dein Zimmer und packst schnell ein paar Sachen zusammen.«
    »Woher sollen wir wissen, dass das die einzigen Polizisten hier sind?«
    »Wir wissen gar nichts«, antwortete Ingrid. »Aber da draußen steht nur ein Wagen, und so wie sie da sitzen und Karten spielen, haben sie

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