Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
schon!«
»Denk nicht daran«, riet ihr Mei und tätschelte ihr Bein. »Atme tief durch und trinke dein Wasser. Die, die schreien und Panik machen, sind die Ersten, die ohnmächtig werden.«
Als Ning sich zurechtsetzte, sprang der Motor an. Die hydraulischen Bremsen zischten und mit metallischem Klinken fuhr der Laster an.
30
Ryan wachte in der Kleidung auf, die er am Abend zuvor getragen hatte. Seine Augen waren verklebt, seine Nase verstopft und das Bett voller Sand. Er setzte sich mit Gliederschmerzen auf den Rand der Matratze, putzte sich die Nase und fühlte sich miserabel.
Er konnte sich an das Zimmer nicht erinnern, denn er war ins Bett gestiegen, ohne auch nur das Licht anzuschalten. Es hatte zwei Doppelbetten, und dem Deckenknäuel und dem Rollkoffer mit dem Aufkleber »Leg dich nicht mit Texas an« nach zu urteilen, hatte Ted die Nacht in dem anderen Bett verbracht.
Ryan nahm seinen Kulturbeutel aus seiner Tasche und ging ins Bad, um zu duschen und sich die Zähne zu putzen. Ted hatte bereits das einzige Badehandtuch benutzt, sodass ihm nur ein kleines Frotteetuch blieb. Er war müde, aber neugierig auf den Fortgang der Mission und entschloss sich, sich anzuziehen.
Ryan nahm an, dass es ungefähr halb acht war, doch als er seine Uhr umlegte, stellte er fest, dass es schon fast zehn war. Draußen schien die Sonne und er ging in das Familienzimmer zwei Türen weiter. Zwei FBI-Männer im schwarzen Anzug bewachten die Enden des Außenganges und auf der hintersten Ecke des Parkplatzes hatte man ein paar Journalisten und Übertragungswagen eingepfercht.
»Wie geht es dir?«, erkundigte sich Amy fröhlich, als sie Ryan einließ. Sie sah aus, als käme sie gerade vom Joggen, so verschwitzt wie sie war, und mit Lycra-Shorts an und einem Sport-BH.
»Beschissen«, antwortete Ryan.
Von Ted oder Ethan war nichts zu sehen. Dr. D. saß an ihrem Laptop, als hätte sie sich nicht gerührt, seit er den Raum am Abend zuvor verlassen hatte.
»Hast du Hunger?«, fragte Amy. »Wir wollten gleich nach gegenüber gehen. Der Mann vom FBI hat gesagt, da gäbe es gute Steaks und Eier.«
»Ich könnte schon etwas vertragen«, meinte Ryan und sah in den Raum mit den beiden Stockbetten. »Wo ist denn Ethan? Soll ich versuchen, noch mehr von ihm zu erfahren?«
»Wir verfolgen ihn elektronisch«, erklärte Dr. D. und tippte auf ihren Monitor.
»Wie bitte?«, fragte Ryan verblüfft.
»Nachdem du gegangen bist, haben wir Informationen vom Hauptquartier in Dallas bekommen«, erklärte Amy. »Die diensthabende Informationsmanagerin hat das Echelon-Überwachungsnetzwerk genutzt, um den Funkverkehr in Palo Alto zu überwachen und nach allen zu suchen, die die Schlüsselwörter Kitsell oder Aramov verwenden.
Sie hat ein paar Telefonate herausgefiltert. Wir haben zwar diesen Lombardi noch nicht identifiziert, mit dem Ethan gesprochen hat, aber wir haben seine Verbündeten gefunden. Sie wussten, dass Ethan bei einer Nachbarsfamilie in diesem Hotel war. Ihr Plan war es, Leute zu schicken, die vorgaben, vom Jugendamt zu kommen und ihn abzuholen.«
»Haben wir sie?«, fragte Ryan.
»Nicht ganz«, erwiderte Amy.
»Wir haben Ethan einen winzigen Sender in den Hintern gepflanzt«, erklärte Dr. D. »Kurz vor Mitternacht kamen ein Mann und eine Frau und behaupteten, vom Jugendamt zu sein. Sie zeigten dem FBI-Team makellos gefälschte Ausweise, und wir ließen sie mit Ethan gehen, solange er noch unter dem Einfluss des Beruhigungsmittels stand.«
Ryan zeigte sich wenig begeistert. »Das ist doch wohl ein Witz, oder?«
»Ryan, das ist fantastisch!«, erklärte Dr. D. und richtete sich mit breitem Lächeln auf. »Dieser Sender verschafft uns die Möglichkeit, in die tiefsten Tiefen des Aramov-Clans in den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt einzudringen.«
»Schön für euch«, gab Ryan zurück. »Aber was ist mit Ethan? Er ist überfahren worden, seine Mutter und sein bester Freund wurden erschossen, und jetzt wird er an einem fremden Ort unter Leuten aufwachen, die er noch nie gesehen hat. Er muss furchtbare Angst haben.«
»Ich weiß, das ist nicht ideal«, gab Dr. D. zu. »Aber wir mussten rational entscheiden. Die Aufgabe der TFU ist es, ein kompliziertes kriminelles Netzwerk zur Strecke zu bringen. Wir können Ethans Bewegungen verfolgen und jeden überwachen, mit dem er in Kontakt kommt. So werden wir Lombardi und andere Schlüsselfiguren wahrscheinlich entlarven.«
»Ich habe bei Ethan gestern Abend nur an der
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