Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
Oberfläche gekratzt«, meinte Ryan zornig. »Wir haben endlich einen Draht zueinander gefunden. Ich glaube, er hätte uns noch eine Menge mehr über die Pläne seiner Mutter erzählen können. Wir hätten ihm helfen und die nötigen Informationen bekommen können.«
»Ryan, du musst dich beruhigen«, sagte Amy streng.
Doch Ryan ignorierte sie.
»Ich hätte mich nie für so etwas gemeldet, wenn ich gewusst hätte, dass wir ein Kind als Schachfigur benutzen ohne darauf Rücksicht zu nehmen, was das für ihn bedeutet.«
Amy legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte ruhig: »Das war eine sorgfältig abgewogene Entscheidung. Es ist ja nicht so, dass wir nicht verstehen, was du sagst, aber du musst auch die andere Seite sehen. Du weißt, was der Aramov-Clan tut. Wie viele Menschen sterben durch eine einzige ihrer Waffenladungen oder ein einziges ihrer gefälschten Medikamente?«
Dr. D. trat einen Schritt näher an Ryan heran.
»Du verbreitest negative Energie. Du solltest tief durchatmen. Mit positiven Vibrationen fühlst du dich besser und sie stärken dein Immunsystem und helfen bei deiner Erkältung.«
»Positive Vibrationen!«, fuhr Ryan ungläubig auf und brüllte Dr. D. an: »Wie können Sie so viel von diesem Esoterik-Mist verzapfen und sich nicht einen Deut um Ethan scheren? Sie haben doch gesehen, wie er letzte Nacht durchgedreht ist! Was, wenn er versucht, sich umzubringen?«
»Das reicht!«, erwiderte Dr. D. wütend. »Vielleicht bist du ja kein Freund meiner Lebensphilosophie, aber es gibt eine Grenze, Ryan! Ich bin eine leitende Agentin des Geheimdienstes der USA, und du bist ein Zwölfjähriger, der für mich arbeiten soll. Du darfst gerne deine Meinung sagen, aber ich musste eine schwierige Entscheidung treffen. Und jetzt erwarte ich, dass du dich in die Befehlskette fügst wie ein Erwachsener!«
»Es ist also schön, wenn ich helfe, aber jetzt bin ich nur ein Kind?«
»Ryan, das hat sie nicht gesagt«, griff Amy ein und nahm ihn am Arm. »Halt dich zurück.«
»Hör auf, mich anzufassen«, fauchte Ryan sie an. »Du schleimst dich doch nur bei deinem neuen Boss ein! Bei CHERUB würde man niemanden so behandeln!«
»Hör doch auf, Ryan«, mahnte Amy. »CHERUB ist eine Geheimdienstorganisation wie alle anderen. Man versucht es zwar zu vermeiden, aber gelegentlich müssen die kleinen Leute leiden, damit eine große Sache gelingt.«
Ryan war wütend und fühlte sich machtlos, weil Amy sich auf Dr. D.s Seite stellte. »Ich sage euch, ich hätte noch so viel mehr aus Ethan herausbekommen können!«
Dr. D. sah ungeduldig auf die Uhr.
»Ich habe heute Morgen noch tausend Dinge zu erledigen. Ryan, an der weiteren TFU-Operation bist du nicht mehr beteiligt. Amy, bring ihn nach gegenüber, damit er Frühstück bekommt. Ich rufe Dallas an und lasse ihm einen Platz im ersten Flugzeug zurück nach England buchen.«
Normalerweise war Ryan recht ausgeglichen, aber er hatte begonnen, Ethan zu mögen, und hatte das Gefühl, dass ihn Dr. D. nicht für voll nahm.
»Sie sind eben eine hartherzige Kuh«, warf er ihr vor und beschwerte sich dann bei Amy: »Und du bist auch nicht das, wofür ich dich gehalten habe.«
»Lass uns frühstücken gehen«, verlangte Amy und zog ihn zum dritten Mal am Arm.
Ryan gefiel es nicht, dass Amy ihn anfasste, und das zufriedene Grinsen auf Dr. D.s Gesicht machte ihn so wütend, dass er das Gefühl hatte, er müsse platzen. Er sprang vor und versetzte Dr. D. mit beiden Händen einen kräftigen Stoß.
»Nicht, Ryan!«, rief Amy, als Dr. D. zurückflog.
Die alte Amerikanerin versuchte sich am Schreibtisch festzuhalten, doch der war zu weit weg, daher fiel sie auf den Hintern und schlug sich den Kopf an einem Holzstuhl an.
Ryan war fast versucht, auch nach Amy zu schlagen, als sie ihn zurückzog und auf das Doppelbett warf, aber er hatte ihre Kickbox-Künste gesehen, und der rote Nebel verzog sich glücklicherweise, bevor er ihr einen Grund gab, ihn in den Hintern zu treten.
»Hast du eine Vorstellung davon, wie hart ich gekämpft habe, um die TFU zu überreden, dass sie mit dir arbeiten?«, tobte Amy. »Und du ruinierst meine Glaubwürdigkeit mit einem kindischen Wutanfall!«
Ryan rollte sich auf den Rücken und Dr. D. rieb sich den Kopf. Amy wollte ihr aufhelfen, doch sie schrie nur: »Fass mich nicht an! Schaff ihn mir lieber aus den Augen!«
Amy hielt die Motelzimmertür auf, und als Ryan den sonnendurchglühten Balkon betrat, bekam er das ungute Gefühl,
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