Top Secret - Der Verdacht
gefressen, was nicht sonderlich verwunderlich ist, denn der Tierarzt hat in seiner Kehle vier von Joshuas Legosteinen gefunden. Meatball erholt sich, aber ich muss Joshua ständig sagen, dass er nicht überall seine Sachen auf dem Boden herumliegen lassen darf.«
Lauren kicherte. »Dieser Hund frisst aber auch alles!«
»Du weißt, du kannst immer noch jederzeit vorbeikommen und mit ihm spazieren gehen, wenn du möchtest.«
Lauren nickte. »Gerne, aber ich hatte eine Menge Hausaufgaben zu erledigen, und dann hab ich noch ziemlich viel Zeit mit Rat verbracht.«
»Ich verstehe.« Zara lächelte verständnisvoll.
Sie gingen am Springbrunnen vorbei die Treppe hinauf ins Hauptgebäude. Von der Rezeption bis in Zaras Büro war es nur ein kurzer Weg. Unter dem früheren Vorsitzenden Dr. McAfferty war das Büro voller Bücher gewesen, aber Zara musste sich erst noch einrichten. Sie hatte bislang nur die Zeit gefunden, ein paar Familienfotos aufzustellen, und der Raum wirkte kahl.
Lauren spürte, wie es sie kalt überlief, als sie James’ Freundin Kerry Chang tränenüberströmt auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch sitzen sah.
»James wird vermisst«, schluchzte Kerry. »Er könnte … er könnte sogar tot sein.«
Lauren hatte das Gefühl, als sei eine Bombe in ihrem Kopf geplatzt. Ihre Glieder wurden taub, und in ihrem Hals bildete sich ein dicker Kloß. Sie musste sich an einem Stuhl festhalten, um nicht zu schwanken.
»Setz dich, dann erkläre ich alles, so gut es geht«, sagte Zara und führte Lauren zu einem der Ledersessel. »James war auf einer Mission in einer nordrussischen Stadt namens Aero City. Der Oligarch dort ist ein Mann namens Denis Obidin. Ihm gehören alle Produktionsstätten, der größte Teil der Grundstücke und Gebäude, und er ist sogar der Bürgermeister.
Der MI5 vermutet, dass Obidin Raketen und andere sensible Technologie an die Regierungen von Schurkenstaaten und an Terroristengruppen verkauft, doch der Mann hat mächtige Freunde in Moskau, und die russische Regierung hat stets weggesehen.
James hat mit zwei MI5 -Agenten zusammengearbeitet. Sie sollten einen fingierten Raketenkauf einfädeln und alle Schritte der Transaktion aufzeichnen. Mit derart erdrückenden Beweisen hofften wir, die russische Regierung zu rechtlichen Maßnahmen gegen Obidin bewegen zu können.
James’ Rolle bei der Mission wurde als wenig bis mittelmäßig gefährlich eingestuft«, fuhr Zara fort. »Unser größtes Problem bestand darin, auf Obidins Privatgelände zu kommen und dort Abhörgeräte anzubringen. Unser MI5 -Team hatte herausgefunden, dass Denis Obidin sein einziges Kind auf eine teure englische Schule schicken wollte. Der Junge bekam Englischunterricht bei einem örtlichen Privatlehrer, hatte aber Schwierigkeiten. Also haben wir James eingeflogen, damit er als Neffe der beiden MI5 -Agenten agiert. Die Hintergrundstory, die wir ihm gestrickt haben, war die, dass er nach einem Nervenzusammenbruch seiner Mutter eine Weile bei seiner Tante wohnen sollte.
Kurz nach seiner Ankunft erwähnten die vermeintliche Tante und der Onkel gegenüber Obidin, dass James seinem Sohn Nachhilfe in Englisch geben könnte. Obidin schluckte den Köder, und James gab dem Jungen einige Wochen lang nach der Schule Unterricht. So hat er das Haus kennengelernt und begonnen, einige unserer neuen, stecknadelkopfgroßen Abhörgeräte zu installieren.«
»Was ist dann schiefgegangen?«, schniefte Lauren. Kerry griff über den Schreibtisch und reichte ihr ein Taschentuch.
Zara zuckte mit den Achseln. »Wir wissen es nicht mit Sicherheit. Wir wissen nur, dass James’ Onkel und Tante gestern Abend zu einem wichtigen Treffen in Obidins Haus kommen sollten. Nach anderen MI5 -Quellen kam es bei diesem Treffen zu einer heftigen Auseinandersetzung, bei der Denis Obidin getötet wurde.
Obidins Bruder Vladimir – der auch der Chef der örtlichen Polizeibehörde ist – ist mit vier anderen Männern losgezogen, um James festzunehmen und die Wohnung zu durchsuchen, in der er geschlafen hat. Nach Aussage wieder anderer Briten, die in diesem Haus wohnen, hat es einen Kampf gegeben, bei dem mehrere von Obidins Schergen k. o. geschlagen wurden und er selbst einen Schuss in den Oberschenkel bekam.«
»Ist James entkommen?«, fragte Lauren.
»Wir haben keine Ahnung. Da Denis tot ist und Vladimir mit einem Hubschrauber in eine Moskauer Privatklinik geflogen wurde, streiten sich die anderen Mitglieder der Obidin-Familie um die Macht, und keiner
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