Top Secret - Der Verdacht
ein Handy zu stehlen, aber bei CHERUB brachte man den Agenten bei, Geduld zu haben. Die Polizei war in höchster Alarmbereitschaft, und James kannte sich in der Umgebung nicht aus. Er beschloss, sich in der Badewanne zu verstecken, bis er einen klaren Kopf hatte und Tageslicht, um sich umzusehen.
Die ganze Nacht quälte er sich herum, konnte nicht schlafen und fragte sich, was bei dem Treffen wohl schiefgelaufen war. Während der Wind durch die Tür- und Fensteröffnungen heulte, nippte er an seiner Cola und hielt sich den Bauch, der von dem Schlag, den er abbekommen hatte, schmerzte.
*
James fand keine Ruhe, und sobald es dämmerte, begann er, seine bitterkalte Umgebung zu erforschen. Er sah sich in der Wohnung um, stieg vorsichtig über fehlende Bodenbretter und ging dann auf den Balkon, von wo aus er zu seiner Erleichterung nichts weiter als noch mehr leere Wohnungen entdeckte.
Nachdem er das zweite Stockwerk inspiziert hatte, begutachtete er den Rest des Hauses und kam zu dem Schluss, dass seine einzigen Mitbewohner Hunderte von Tauben waren, die auf dem obersten Balkon nisteten. Doch als er von dort oben die Gegend in Augen schein nahm, bemerkte er Kleidungsstücke auf Wä scheleinen und ein paar Rauchsäulen, die ihm anzeigten, dass er auf der Ostseite von Aero City nicht ganz allein war.
Er hatte bereits entschieden, dass es zu riskant war, die Stadt über die einzige Straße, die hinausführte, zu verlassen. Sicherlich war dort eine Polizeisperre errichtet worden. Er überlegte, ob er sich durch den Wald in eine Nachbarstadt flüchten und von dort aus entweder nach Moskau trampen oder telefonieren sollte. Das Problem war nur, dass die nächsten Ansiedlungen über dreißig Kilometer entfernt waren. James hatte keine Ahnung, wo genau sie lagen, außerdem bestand die Möglichkeit, dass die Obidins dort ihre Handlanger postiert hatten, die ihn bei seiner Ankunft abfingen.
Somit blieb ihm nur eine einzige realistische Chance: Er musste ins Stadtzentrum zurückschleichen, ein Handy beschaffen und Hilfe rufen. Doch da er keine Kleidung zum Wechseln hatte, würde man ihn bei Tag leicht erkennen. Er würde warten müssen, bis es dunkel war, sich dann in eines der wohlhabenderen Viertel von Aero City pirschen und entweder jemanden überfallen oder in eine Wohnung einbrechen.
James hatte keine Uhr, aber er wusste, dass es gegen acht Uhr morgens hell und um vier, wenn er aus der Schule kam, wieder dunkel wurde. Also musste er siebeneinhalb Stunden mit Tageslicht totschlagen. Es war wichtig, dass er sich warm hielt, und jetzt, wo er sich seiner Umgebung viel sicherer war, entschied er, ein Feuer zu machen.
Die meisten Türen und Fensterrahmen waren zwar herausgebrochen worden, aber es gab dennoch vieles, was man verbrennen konnte. James sammelte Lumpen und Zeitungsfetzen und schabte mit seinem Taschenmesser ein paar Späne von einer Holzdiele. Diese brachte er ins Waschbecken im Bad und zündete sie mit einem Streichholz an.
Er hielt das Feuer klein, denn er wollte weder das Haus niederbrennen noch eine Rauchsäule entfachen, die man von unten aus sehen konnte. Doch die Flammen reichten aus, um sich die Hände zu wärmen und die Temperatur in dem kleinen Bad auf über null Grad klettern zu lassen.
Nachdem er sich etwas aufgewärmt hatte, wandten sich James’ Gedanken seinem Magen zu. Der Zucker in den Schokoriegeln und der Cola, die er am Abend zuvor gekauft hatte, würde ihn mit ausreichend Kalorien für den Tag versorgen, aber James stand der Sinn nach etwas Warmem, und ihm fielen die Tauben im obersten Stockwerk ein.
Er hatte während der Grundausbildung Tauben gefangen und gebraten. Das Fleisch schmeckte gut, und der Verzehr war vollkommen ungefährlich, wenn man den Vogel ausnahm und gut briet. Aber er würde auch sauberes Wasser brauchen, um sich etwas Heißes zu trinken zu machen.
Noch wichtiger war, dass James es für besser hielt, sich mit Wasserkochen und Essenmachen zu beschäftigen, als mit Frieren und quälenden Gedanken darüber, ob seine Zukunft wohl ein unerfreuliches Wiedersehen mit der Polizei von Aero City beinhaltete.
Auf dem Balkon lagen mehrere Zentimeter frischer Schnee, doch noch brauchte er einen Topf, in dem er das gefrorene Wasser kochen und keimfrei machen konnte. Zum Glück für James hatte nur ein kleiner Teil der früheren Bewohner von Aero City ein Auto besessen und viele waren gezwungen gewesen, beim Auszug Schweres und wenig Wertvolles zurückzulassen. James brauchte nur
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