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Top Secret - Der Verdacht

Top Secret - Der Verdacht

Titel: Top Secret - Der Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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dieser Akte hat ein paar gewaltige Probleme.«
    James schlug die Akte auf und betrachtete das Schwarz-Weiß-Foto eines Jungen im roten T-Shirt, der vor drei Wochen zehn Jahre alt geworden war. Er hieß Kevin Sumner. James kannte ihn nicht, hatte ihn auf dem Campus aber schon gesehen.
    »Er hat also Höhenangst?«, erkundigte er sich.
    »Ganz schrecklich.« Pike nickte. »Und wenn er die nicht in den Griff kriegt, hat er keine Chance, die Grund ausbildung zu schaffen. Kevin ist ein taffes kleines Bürschchen mit einem klugen Kopf auf den Schultern, aber als Siebenjähriger ist er mit einer Achterbahn gefahren, bei der sich die Notbremse eingeschaltet hat, als er gerade mal die Hälfte eines Dreihundertsechzig-Grad-Loopings hinter sich hatte. Er hat drei Stunden mit dem Kopf nach unten gehangen, bevor ihn die Feuerwehr befreit hat. Seitdem hat er entsetzliche Höhenangst.«
    »Ich soll ihn also vorsichtig davon erlösen?«
    Mr Pike schüttelte den Kopf. »Das haben wir schon versucht, und Kevin hat sich das ganze T-Shirt vollgekotzt. Jetzt wollen wir eine andere Taktik anwenden. Kannst du dich noch daran erinnern, wie du schwimmen gelernt hast?«
    Das würde James nie vergessen. Als er bei Cherub angekommen war, hatte er Angst vor Wasser gehabt, und selbst ein Monat intensiver Schwimmunterricht hatte daran nicht viel geändert. Schließlich hatten ihn zwei kräftige Sechzehnjährige immer wieder am tiefen Ende des Schwimmbeckens ins Wasser geworfen, damit er seine Angst überwand.
    »Man muss rücksichtslos sein, James«, erklärte Mr Pike. »Such dir einen Kumpel, der dir hilft. Ihr könnt euch dafür vom Unterricht befreien lassen, und wenn du es schaffst, dass Kevin ohne Hilfe die Höhenhindernisse überwindet, dann sorge ich dafür, dass du die erforderliche Prüfungsnote in jedem Fach bekommst, das du dir aussuchst.«
    »Sie meinen, dann muss ich meine Geschichtsarbeit nicht machen?«
    »Wenn es das ist, was du willst, kann ich das arrangieren.« Mr Pike nickte. »Aber denk daran, die Taktik funktioniert nur, wenn der Junge mehr Angst vor dir als vor einem fünfzig Meter tiefen Sturz hat.«
    James sah sich das Foto an und fragte sich, ob er über das notwendige Quäntchen Grausamkeit verfügte, das ein Trainer bei Cherub brauchte. Andererseits lohnte es sich auf jeden Fall, wenn es ihn durch die Geschichtsprüfung brachte.
    *
    John Jones wohnte in einem Gasthaus knapp einen Kilometer vom Aldrington Care Centre entfernt. Als es Lauren zu langweilig wurde, herumzusitzen und auf die Rückkehr von Anna und den anderen aus der Schule zu warten, verabredete sie sich mit ihm in einem Cafe in der Nähe und erzählte ihrer Hausmutter, sie wolle spazieren gehen.
    Das Café lag hinter einer Bäckerei, und während Lauren und John Tee tranken und Donuts aßen, lag der Geruch von warmem Brot in der Luft.
    »Ich beginne mich zu fragen, ob die kleine Anna so unschuldig ist, wie sie tut«, meinte John.
    »Wieso?«
    »Diese Listen, die du gelesen hast, zeigen, dass sie entschlossen ist, ihre Identität nicht zu verraten. Das ist ziemlich clever, wenn sie in England bleiben will.«
    »Warum das?«
    »Wenn Anna ihren Namen genannt und den Behörden erzählt hätte, woher sie kommt, wäre sie wahrscheinlich ein paar Tage später wieder nach Russland zurückgebracht worden.«
    »Aber wir wissen jetzt, dass sie Russin ist.«
    John nickte. »Ja, aber die Gesetze lassen nicht zu, dass ein Kind einfach ins erste Flugzeug nach Russland gesetzt wird. Dazu muss man wissen, wer sie ist, woher sie kommt und dass sich jemand nach ihrer Rückkehr um sie kümmert. Wir haben bei der russischen Polizei nachgefragt, aber niemand hat Anna als vermisst gemeldet. Wenn sie ein Jahr oder so schweigen kann, dann hat sie sich in England eingelebt. Sie kann sagen, dass sie hier Freunde hat und bleiben möchte. Dann werden die örtlichen Behörden ein formelles Fürsorgeverfahren einleiten, der Stadtrat von Brighton wird ihr gesetzlicher Vormund, und sie bekommt die britische Staatsbürgerschaft.«
    »Klingt ziemlich gerissen«, fand Lauren, »dabei ist sie erst elf oder zwölf.«
    »Aber die Listen zeigen, dass sie an ihre Zukunft denkt. Ich vermute, dass eines der anderen Mädchen auf diesem Boot früher schon einmal verkauft worden ist und Anna geraten hat, wie sie sich verhalten soll, wenn sie geschnappt wird.«
    Lauren erschrak. »Schon einmal verkauft?«
    »Das geschieht häufig«, erklärte John. »Sobald ein Mädchen einmal in die Hände einer

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